In der deutschen Automobilindustrie arbeiten über 730.000 Beschäftigte, davon 400.000 bei den Herstellern [1]. Deutsche Automobilfirmen haben zuletzt über Millionen Fahrzeuge in Deutschland produziert, insgesamt 13 Millionen Autos weltweit, was 19% der Weltautomobilproduktion entspricht [2].
Was passiert mit den Automobilherstellern, mit den Beschäftigten, wenn das selbstfahrende Auto Normalität auf den Straßen wird? Im Rahmen meiner Artikelserie über automome Fahrzeuge lesen Sie Fragen, die sich ein Automobilhersteller stellt oder sich stellen könnte.
Bislang in der Serie erschienen:
- Auto ohne Fahrer und der Entwicklungs- und Produktionsstandort Deutschland,
- Selbstfahrende Autos ‒ 44 Fragen für Automobilhersteller,
- Autonome Autos ‒ 39 Fragen für Automobilzulieferer,
- Autonome Autos ‒ 38 Fragen für Städte, Stadtplaner, Bürgermeister.
- Autonome Autos ‒ 30 Fragen für Taxibetreiber, Taxifahrer und Autovermieter
- Autonome Autos ‒ 48 Fragen für Autofahrer in Stadt und Land
- Autonomes Fahren ‒ 49 Fragen für Bundes- und Europapolitiker
- Autonomer Schienenverkehr – 18 Fragen für Lokführer und Bahnbetreiber
Die Fragen sind mein ganz persönlicher Versuch, mich dem Thema zu nähern. Sie sind unsortiert, offen und bisweilen unbequem. Das ist Absicht. Der Entwicklungs- und Produktionsstandort Deutschland liegt mir am Herzen. Der industrielle Sektor in Deutschland ‒ nicht nur im Automobilbau ‒ ist eine Stütze unserer Gesellschaft, deswegen interessiert mich, wie es damit weiter geht.
- Welche emotionale Rolle spielt es für unsere verschiedenen Marken, dass der Fahrer selbst fährt?
- Warum kaufen Kunden unsere Fahrzeuge?
- Wer sind die Hauptkunden unserer Marken, sind es Firmenkunden oder Privatkunden?
- Wie sieht unser Engagement im autonomen Fahren aus?
- Wie ist unsere Vorstellung vom autonomen Fahren für die nächsten 5, 10, 15 Jahre? Gibt es am Ende noch einen Fahrer?
- Wie schnell gehen wir davon aus, dass sich selbstfahrende Autos in unseren verschiedenen Märkten etablieren?
- Was machen wir, wenn der Gesamtabsatz in der Automobilindustrie um 80% einbricht?
- Wie verhalten sich Entwicklungskosten aufs einzelne Fahrzeug gerechnet bei diesem Umsatzeinbruch?
- In welchem Umfang investieren wir ins autonome Fahren?
- Wie wollen wir unseren Entwicklungsprozess anpassen, um der Komplexität des autonomen Fahrens zu begegnen?
- Mit welcher Produktionskapazität können wir die sinkende Nachfrage bedienen?
- Was geschieht mit der Überkapazität?
- Welches ist unser Geschäftsmodell heute?
- Wie können wir unser Geschäftsmodell weiterentwickeln [4]?
- Wer war seinerzeit der größte Hersteller von Pferdekutschen in Deutschland und bis wann gab es diesen?
- Was lehren uns die umgreifenden Veränderungen im Buchmarkt?
- Was lehren uns die umgreifenden Veränderungen im Pressewesen?
- Was lehren uns die umgreifenden Veränderungen in der Musikbranche?
- Welche Lehren ziehen Sie aus der Geschichte von NSU? Von DKW?
- An wen werden wir in 10, 15, 20 Jahren Fahrzeuge verkaufen?
- Welche Schritte unternehmen wir, um unser derzeitiges Geschäftsmodell in der verschiedenen Märkten zu sichern?
- Wie langfristig wird diese Sicherung noch Wirkung zeigen?
- Werden wir dem Wandel zum autonomen Fahren folgen oder werden wir ihn anführen?
- Welche Patente rund ums autonome Fahren halten wir?
- Inwiefern sind diese Patente in entfernten Märkten anerkannt?
- Welche Rolle spiele Patente für uns beim Blick auf Technologievorsprung?
- Welche Rolle spiele Patente für uns beim Blick auf Technologieverzögerung?
- Welche Unternehmen, die bislang noch gar nicht in der Automobilbranche tätig sind, erwarten wir zukünftig als Mitspieler?
- Wie sieht die Politik in unseren Märkten autonomes Fahren, wenn überhaut schon?
- Wie sieht unser Geschäftsmodell in Richtung Zulieferer heute aus?
- Wie passen wir unser Geschäftsmodell in Richtung Zulieferer an?
- Wie sollte sich die Systemkompetenz im autonomen Fahren verteilen zwischen OEM und Tier1?
- Wie hängt für uns elektrisches Fahren und autonomes Fahren zusammen?
- Welche Möglichkeiten bietet elektrisches Fahren, die Verbrennungsmotoren nicht offerieren?
- Was ist unser Markenkern?
- Wie sehr hängt unser Markenkern an einer bestimmten Technologie?
- Wohin wollen wir unseren Markenkern verändern?
- Welchen Mehrwert möchten wir einer Welt ohne flächendeckenden Autobesitz bieten?
- Wie weit in die Zukunft blicken unsere Großaktionäre?
- Wie lange möchte unser Vorstandsvorsitzende uns in seinem Berufsleben noch begleiten?
- In welcher Branche begann Nokia? In welcher Branche war Nokia Weltmarktführer? In welcher Branche ist Nokia heute?
- Welcher bekannte Automobilhersteller produzierte früher überwiegend Nähmaschinen?
- Welche Unternehmen werden die technischen Infrastrukturen für das autonome Fahren ohne Fahrzeugeigentum bereitstellen?
- Wie muss ein Unternehmen beschaffen sein, dass die technischen Infrastrukturen bereit stellt?
Vielleicht kommt ja auch alles anders. In »Zurück in die Zukunft« von 1985 wurde uns eine Zukunft 2015 mit fliegenden Autos präsentiert. Der Unterschied ist: Für fliegende Autos fehlt noch die Basistechnologie, beim autonomen Fahren funktioniert sie heute bereits.
Für unsere hiesigen Automobilhersteller bin ich optimistisch und pessimistisch zugleich gestimmt. Ich bin ja ein Anhänger der Marktwirtschaft als kreativer Aufstieg und Niedergang von Unternehmen. Und so bin ich überzeugt davon, dass es nicht alle deutschen Hersteller schaffen werden, mit in die neue Zeit des autonomen Fahrens zu kommen [3]. Auf der anderen Seite hoffe ich ganz patriotisch, dass neue Mitspieler durchaus aus Deutschland kommen. Wir haben hierzulande die Erfahrung und das Potential, weiterhin vorne mitzuspielen. Heben wir es?
Ihnen fallen noch mehr Fragen für Automobilhersteller ein? Dann lassen Sie die anderen Leser daran teilhaben und kommentieren Sie.
Quellen
[1] VDA Jahreszahlen allgemein
[2] VDA Jahreszahlen Produktion
[3] Der Abschied vom Lenkrad von Jens Hansen
[4] #rp13: Mein Gespräch mit Dieter Zetsche (Video) von Martin Randelhoff
Foto: Joachim Schlosser
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