In meiner Artikelserie über autonome Fahrzeuge lesen Sie diesmal Fragen, die ich für Taxibetreiber und Taxifahrer fragenswert halte.
In Deutschland sind 21.751 Taxiunternehmen mit insgesamt 53.554 Fahrzeugen gemeldet [1]. Dazu gibt es 8.431 Autovermieter mit 35.955 Mietwagen [1]. Was passiert mit all diesen Autos, all den Unternehmen, wenn ein Auto keinen Fahrer mehr braucht, sondern selbständig Insassen transportieren kann?
Bislang in der Serie erschienen:
- Auto ohne Fahrer und der Entwicklungs- und Produktionsstandort Deutschland,
- Selbstfahrende Autos ‒ 44 Fragen für Automobilhersteller,
- Autonome Autos ‒ 39 Fragen für Automobilzulieferer,
- Autonome Autos ‒ 38 Fragen für Städte, Stadtplaner, Bürgermeister.
Die folgenden Fragen stellen sich aus Sicht der Taxibetreiber und Taxifahrer sowie der Autoverleiher.
- Wie lange dauert es noch, bis das voll autonome Auto Realität ist?
- Welcher Beschäftigung möchte ich dann nachgehen?
- Wer sind meine Kunden?
- Welche Fahrtziele haben sie, welche Eigenheiten, welche Gründe für die Fahrt?
- Wie ist das Bewegungsprofil meiner Kunden?
So sieht zum Beispiel das Bewegungsprofil der Taxikunden in New York ‒ Manhattan aus.
In rot Abfahrten, in blau Fahrtziele. [2] - Wie lange möchte ich den Beruf als Taxifahrer noch ausüben?
- In einer Welt, in der Autos selbst fahren können, wer wird ein Auto exklusiv besitzen wollen?
- Welchen Einfluss haben Internet-Mitfahrzentralen wie flinc auf mein Geschäft?
- Welchen Einfluss haben Internet-Infrastrukturen wie myTaxi auf mein Geschäft?
- Wie kann ich von digitalen Infrastrukturen profitieren?
- Welche Risiken bergen digitale Infrastrukturen für mein Geschäft?
- Wenn ich Dienste wie myTaxi oder flinc mit einer Flotte autonomer Fahrzeuge verknüpfe, wieviele Taxis mit Fahrer brauche ich dann noch?
- Wie muss ich mein Geschäftsmodell anpassen, um diese Vorteile nutzen zu können?
- Wie lange trägt mein derzeitiges Geschäftsmodell noch, wenn in spätestens zehn Jahren die ersten vollautonomen Autos auf unseren Straßen fahren?
- Was ist mein Kernprodukt, meine Kerndienstleistung?
- Wenn ein Auto eine Person eigenständig abholen und absetzen kann, was geschieht mit unserem Kernprodukt?
- Welchen Mehrwert bietet ein Taxi mit Fahrer gegenüber einem autonomen Auto?
- Was wird der Taxifahrer tun, wenn das Führen des Fahrzeugs nicht mehr seine Hauptaufgabe ist?
- Wenn ich einen Mehrwert in einem Taxi mit Fahrer sehen, was wird dieser Fahrer tun und können?
- Wenn die heute Fünfzig- bis Siebzigjährigen dann Siebzig bis Neunzig Jahre alt sind, werden sie sich in ein autonomes Fahrzeug setzen?
- Wird diese Altersgruppe außer der reinen Fahrt weitere Dienstleistungen benötigen?
- Wer kann diese Dienstleistungen anbieten?
- Welches Dienstleisterprofil ist dafür notwendig und hinreichend?
- Wie groß muss die verfügbare Fahrzeugflotte in meiner Stadt sein?
- Wie viele Taxis ohne Fahrer wird meine Stadt benötigen?
- Wie viele autonome Mietwagen wird meine Stadt benötigen?
- Was ist der Unterschied zwischen einem fahrerlosen Taxi und einem selbstfahrenden Mietwagen?
- Wieviele Taxis mit Fahrer wird meine Stadt noch benötigen?
- In welchem Geschäftsmodell sehe ich mein Unternehmen?
- Welche Entscheidungen muss oder kann ich heute schon treffen, um mich auf langfristige Entwicklungen einzustellen?
Es wird bitter werden für viele Taxifahrer, das steht für mich ausser Frage. Gleichzeitig glaube ich, dass der Beruf des Taxifahrers nicht ganz verschwinden wird, denn schließlich fährt der Taxifahrer nicht nur, er holt einen auch von der Haustüre ab, hilft mit Gepäck. Aber insgesamt?
Ihnen fallen noch mehr Fragen für Taxibetreiber und Taxifahrer ein? Dann lassen Sie die anderen Leser daran teilhaben und kommentieren Sie.
Quellen
[1] Deutscher Taxi- und Mietwagenverband e.V. (BZP): Zahlen und Fakten
[2] Juan Francisco Saldarriaga: New York City Taxi Activity
Foto: Joachim Schlosser, Lizenz CC-BY
Kommentare
5 Antworten zu „Autonome Autos ‒ 30 Fragen für Taxibetreiber, Taxifahrer und Autovermieter“
Es ist ja Wahnsinn, wie weit wir mit Technologie gekommen sind. Dieses Thema ist auch ein großes Gespräch in Amerika, weil da viele LKWs jetzt autonom fahren können. Ich finde es wichtig, die Frage „welche Vorteile hat ein Taxi mit Fahrer statt dem autonomen Auto?“ zu achten. Meiner Meinung nach, vielleicht sind autonome Autos von Sicherheitsperspektiven gut aber das Wert eines Taxis mit Fahrer ist unersetzbar, besonders weil der Fahrer mit Koffern und alles andere helfen kann. Ich persönlich stehe dem Taxi mit Fahrer bei. Ich habe einen guten Taxiservice, den ich immer verwende, und es passt für mich.
Ich möchte eine Bemerkung zu Frage 1 und Frage 14 machen: Kommentatoren stimmen häufig darin überein, dass es „irgendwann in 10 Jahren“ autonome Fahrzeuge geben wird. Das ist aus meiner Sicht falsch, in Serie produzierte autonome Autos sind unter uns, und zwar in Form der aktuellen Mercedes S-Klasse. Diese Fahrzeuge verfügen vollständig über die notwendige Sensorik (Hardware, also Radar-, Ultraschall- und optische Sensoren). Was dem Autofahrer noch nicht angeboten wird, ist die Software, die alles verbindet und koordiniert. Sicherlich sind die Automobilhersteller mit Hochdruck dabei, diese Software zu erstellen und zu testen Mit Fertigstellung der Software und einem einfachen Aufspielen werden sich alle ab 2014 ausgelieferten Wagen in autonome Fahrzeuge verwandeln.
Um sicher zu sein, dass die Software für den praktischen Einsatz geeignet ist, sind umfangreiche Tests notwendig. Dies kann ein Unternehmen allein nicht leisten. Hier kann das Taxigewerbe helfen, in dem es im Auftrag der Automobilhersteller alle Sensordaten sammelt und den Softwaretestern übergibt. Die Tester können dann vergleichen, ob es zwischen den von der Software empfohlenen und den vom Taxifahrer gewählten Fahrmanövern Unterschiede gibt. Da alle Fahrzeuge und alle Fahrer immer wieder die selben Hauptstrecken benutzen, entsteht ein sehr dichtes Netz an Daten.
Ich würde mich nicht wundern, wenn schon in zwei Jahren autonome Fahrzeuge am Straßenverkehr teilnehmen.
Viele Grüße
H. Bösche
Das wäre wünschenswert, Herr Prof. Bösche. Ich persönlich freue mich über jedes Jahr früher, in dem ich das Fahren dem Auto überlassen kann. Die Frage ist sicherlich, wie viele Fälle/Situationen durch die Software noch nicht abgedeckt sind, und was im Konfliktfall geschieht. Davon noch gar nicht betrachtet sind rechtliche Regelungen und Haftungsfragen. Deswegen halte ich die zwei Jahre schon für mehr als ambitioniert.
Nachtrag: https://www.youtube.com/watch?v=tx082gDwGcM zeigt, was möglivh ist
H. Bösche
Vielen Dank Herr Schlosser für die umfassenden Fragestellung mit denen sich Taxiunternehmen auseinandersetzen müssen. Sehr hilfreich!
Viel Grüße