Angenehmer anreisen mit dem Nachtzug – 5 Vorteile & 5 Tipps

Kennen Sie das: Sie stehen um 4 Uhr 30 auf, verlassen um 5 Uhr das Haus, nur um den Flieger um 6 Uhr 45 zu bekommen, der – mit Verspätung – um 8 Uhr 15 am Zielort landet, so dass Sie vom Flughafen noch die lange Strecke bis in die Innenstadt bewältigen können, weil pünktlich um 10 Uhr Ihr Termin beginnt, eine Zeit, zu der Sie nun schon fünfeinhalb Stunden auf den Beinen und entsprechend müde sind.
Oder Sie fliegen schon am Vorabend, und sehen somit weder Ihren Lebenspartner noch können Sie Ihre Kinder ins Bett bringen. Dafür nehmen Sie den letzten Flieger, waren vorher zu Hause oder eben nicht, landen mit Verspätung, so dass es in der Stadt auch nichts vernünftiges mehr zu Essen gibt und Sie um kurz vor Mitternacht im Hotel im Bett liegen.

Schlafen und reisen gleichzeitig

Ich schreibe diese Zeilen sitzend auf meinem Bett. Draussen vor dem Fenster zieht die Landschaft vorbei, es liegt noch weißer Raureif auf den Feldern. Es ruckelt ein wenig, und der Wind säuselt am Schlafwagen vorbei. In einer Stunde werde ich in Paris ankommen, nach meiner bislang längsten Fahrt mit dem Nachtzug, und nur kurz nach den anderen Kollegen im Büro sein. Gestern Abend hatte ich das Vergnügen, mit meiner Familie zusammen zu Abend zu essen, und dann meine Kinder ins Bett zu bringen. Meine Gattin und ich saßen noch zusammen, bevor ich dann auch Sie ins Bett brachte, meine Sachen packte und um kurz nach 23 Uhr in den Zug stieg.

Genauso habe ich es vor einigen Wochen getan, als ich nach Düsseldorf fuhr. Die Fahrt dahin endet bereits um 6 Uhr, was es mir erlaubte, direkt zum Veranstaltungsort, einem Hotel am Flussufer zu fahren, und mit den Kollegen zu frühstücken, die nach und nach aus ihren Zimmern kamen. So konnten wir unsere Veranstaltung noch einmal gemütlich besprechen.

Ebenso werde ich Ende der Woche wieder nach Hause kommen. Meine Konferenz geht am Freitag bis 18 Uhr. Würde ich danach heimfliegen, müsste ich von der Veranstaltung schon früher gehen, hetzen, und käme wahrscheinlich erst dann nach Hause – ich habe eine Stunde Autofahrt vom Flughafen München nach Augsburg – wenn meine Familie sowieso schon komplett schläft. Und das, ohne am Abend wenigstens noch am Computer arbeiten zu können, dank Taxifahrt, Check-In, Sicherheitsschleuse, Start, Landung und so weiter. Also nehme ich auch am Freitag wieder den Nachtzug, kann damit ganz gemütlich bis zum Schluss auf der Konferenz bleiben, komme um halb sieben in Augsburg an und bin zum Frühstück zu Hause. Selbst, wenn der Nachtzug ein wenig Verspätung haben sollte, kann ich immer noch die Semmel holen und bin immer noch der erste, der daheim wach ist.

Warum Bahn fahren innerdeutsch besser ist als fliegen, war ja früher schon mal nachzulesen. Der Nachtzug hat für mich einige noch einige weitere Vorteile, aber auch einige Voraussetzungen.

Vorteile beim Nachtzug-Fahren

  1. Fahren und schlafen gleichzeitig. Anstatt erst zu fahren und dann zu schlafen oder andersherum, was meist auf die Schlafdauer geht, lässt sich beides kombinieren.
  2. Abends noch bei der Familie sein.
  3. Morgens ausgeruht am Zielort ankommen.
  4. Bahnhöfe sind in der Innenstadt, und damit meist näher am Zielort als Flughäfen.
  5. Verspätungen sind tendenziell weniger und kürzer als beim Fliegen.

Tipps zum Nachtzug-Fahren

  1. Voraussetzung ist: Sie können im Zug gut schlafen. Das trifft nicht auf jeden zu, kann man sich aber angewöhnen. Die neuen Wagen sind leise, aber natürlich hört man noch ein Geräusch. Gegebenenfalls Ohrstöpsel mitnehmen.
  2. Planen Sie eine halbe Stunde Pufferzeit ein. Nachtzüge werden bisweilen umgekoppelt und müssen dann auch mal ausserplanmässig ein bisschen länger warten. Innerdeutsch hatte ich noch nie mehr als 30 Minuten Verspätung, heute nach Paris sind es leider 50 Minuten.
  3. Unbedingt Schlafwagen buchen, nicht Liegewagen. Am besten Schlafwagen im Einzelabteil. Ob Deluxe (mit Dusche) oder Economy (ohne Dusche) hängt davon ab, ob Sie lieber abends noch daheim duschen oder zwingend morgens.
  4. Früh buchen. Die Schlafwagenkapazität ist begrenzt. Und glauben Sie mir: Sie wollen die Nacht nicht im Liegewagen im 6er-Abteil verbringen.
  5. Und natürlich: Für Ihre Strecke muss es eine akzeptable Nachtzug-Verbindung geben, aber das trifft ja auf den Flieger auch zu.

Fazit: Für mich ist das eine gute Art, zu Terminen anzureisen. Es ist oft nicht die absolut billigste Art, aber wohl die nutzbringendste. So, und wehe Sie fahren jetzt alle Nachtzug und nächstes mal ist der Zug voll, wenn ich buchen will!

Disclaimer: Ich bin nicht bei der DB beschäftigt, und halte keine Anteile. Meine Nachtzug-Tickets zahlte MathWorks.

Foto: Joachim Schlosser, Lizenz Creative Commons Attribution ShareAlike

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Kommentare

2 Antworten zu „Angenehmer anreisen mit dem Nachtzug – 5 Vorteile & 5 Tipps“

  1. Schön wärs, doch innerhalb Deutschlands sind in den letzten 6-10 Jahren sehr viele Nachtzugverbindungen gestrichen worden:

    Hamburg-Bremen-Stuttgart: gestrichen
    Stuttgart-Leipzig-Dresden: gestrichen
    Stuttgart-Berlin-Binz: gestrichen

    Fazit: ich muss fliegen; außer nach Paris, da reicht der TGV

    1. Komisch, mir war so als wäre ich letzens erst nach Hamburg gefahren. Fuhr der dann nicht mehr via Stuttgart?

      Ja, es könnten in der Tat noch etwas mehr Verbindungen da sein. Bei mir funktioniert’s oft, weil ich von Augsburg aus ab und an eben Richtung Düsseldorf, Hamburg oder eben Paris darf. Das Produkt an sich scheint aber aktuell zu sein: in letzter Zeit fuhr ich schon manches mal in ganz neuen Schlafwagen.

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