Auch wenn es dieses Jahr hier im Blog wieder ziemlich ruhig war: Wie in den Vorjahren gibt es zum Jahresschluss meine ganz persönliche Retrospektive empfehlenswerter Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe.
Diese Retrospektive führt meine Tradition aus den Vorjahren fort: 2021 | 2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 (1) | 2013 (2).
Die Auswahl für diese Bücher-Retrospektive ist hochsubjektiv: Es ist meine. Keine objektiven Kriterien, keine Jury. Einfach nur mein Empfinden. Ein bisschen Wissenschaft, ein bisschen Gesellschaft, ein bisschen Rat, ein bisschen Belletristik.
Alle Buch-Links sind Affiliate-Links. Der Buchpreis für Sie bleibt gleich, lediglich bekomme ich vom Händler ein paar Prozent, die mir den Betrieb dieses Blogs ermöglichen. Sie finden Links auf Amazon und Buecher.de. Wenn Sie’s so machen wollen wie wir, dann bestellen Sie bei Ihrem kleinen Buchhändler um die Ecke, bei mir ist das Pfiffigunde’s Bücherwelt in Augsburg-Göggingen.
Alex Reinhart – Statistics Done Wrong
Ein wichtiges Buch über ein scheinbar dröges, tatsächlich aber hoch relevantes Thema: Statistik. Denn wir werden permanent beworfen mit Statistiken und Aussagen, die auf Statistiken basieren. Leider sind ganz viele Aussagen aufgrund von Datenerhebungen falsch schlussgefolgert und nicht haltbar. Alex Reinhart zeigt die häufigsten Fehlerquellen beim Erheben von Daten sowie deren Auswertung auf und beschreibt anschaulich, wie es richtig geht.
Dieses Statistik-Buch könnte meiner Meinung nach zum Standardwerk in allen Sozialwissenschaften und allen Ingenieurwissenschaften und allen MBA-Programmen werden.
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Astrid Nylander Almaas, Kirsten Holtmon Resaland – Immer mehr ganz du: Das Handbuch zu allen Lebensfragen
Das ist ein Buch dediziert für Teenager und macht einmal den Rundumschlag durch die ganze Lebens-, Gefühls- und Beziehungswelt. Ein Buch, wie ich es mir selbst als Teenager gewünscht hätte. Nachdem es aus der Bücherei schon mal da war, bot sich eine Lektüre an.
Ein wunderbares Buch mit vielen Erläuterungen und Handreichungen. Wenn Sie Kinder im Teenageralter haben, dann ist dies hier zu empfehlen.
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Eugen Drewermann – Das Wichtigste im Leben. Worte für Herz und Verstand
Eugen Drewermann hat diese unnachahmliche Art, zur Essenz von Religion durchzudringen und dabei alle kirchlichen Überbauten zu dekonstruieren. Das hier ist keine Monografie, sondern eine thematische Zusammenstellung von Gedanken Eugen Drewermanns zum Leben, zu Psychologie und Spiritualität.
Mit Sicherheit nicht mein letztes Buch von Drewermann, zwei weitere liegen schon auf dem Stapel. Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass ich als Atheist mal Drewermann lese. Doch es ist die Verbindung von Philosophie und Psychologie, die seine Bücher so besonders macht.
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Mai Thi Nguyen-Kim – Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit: Wahr, falsch, plausibel – Die größten Streitfragen wissenschaftlich geprüft
Was wird nicht alles gestritten über Themen mit Halbwahrheiten, garniert mit Unwissen und Verzerrungen. Von der Frage, ob nun Cannabis oder Alkohol schädlicher wäre, über Tierversuche, Homöopathie, Intelligenz und Corona: immer bilden sich Lager. Dr. Mai-Thi Nguyen Kim nimmt die Themen eins nach dem anderen wissenschaftlich auseinander und deckt viele grundsätzliche Fehlschlüsse auf.
Ein Buch für alle, die mal nüchtern auf streitbare Themen draufschauen wollen und neugierig sind, inwieweit die eigenen Annahmen überhaupt zutreffen.
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Richard David Precht – Die Kunst, kein Egoist zu sein
Ein Buch über Egoismus, wie er entsteht, mit philosophischer Geschichte und Geschichte des Egoismus bis ins Tierreich. Durchaus lesenswert, nur leider dort, wo es an die Lösungen geht, biegt Precht in Richtung Systemverantwortung ab, was zwar nicht ganz falsch, aber auch kein bisschen hilfreich ist, um dem Titel gerecht zu werden. Mehr noch, das ganze Buch mutet mit den Auftritten von Precht im Jahr 2022 bisweilen doch sehr seltsam an, und ich bilde mir ein, erste Vorboten seiner erratischen Äußerungen bereits in diesem Buch aus dem Jahr 2010 zu erkennen. Tatsächlich las ich das Buch in der Hochzeit seiner sonderlichen TV-Auftritte.
Dennoch finde ich das Buch lesenswert, wie gesagt weniger als Ratgeber, sondern als Exegese.
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Sean Tucker – Meaning in the Making: The Why and How Behind Our Human Need to Create
Eine der besten Neuerscheinungen im Segment der text-lastigen Fotografiebücher. Der britische Fotograf Sean Tucker stellt hier seinen Ansatz für kreatives Arbeiten vor. Eigentlich mehr als seinen Ansatz, seine Philosophie. Für mich ist das sehr berührend, sehr bewegend, mit ganz viel Menschlichkeit und Offenheit. Sean Tucker war früher Priester, die Ausbildung merkt man seinem Schreiben an.
Ein wunderbares Buch, gut im englischen Original zu lesen. Wer’s lieber auf deutsch liest, da ist der Titel „Sinn in der Kreativität finden: Ein biografischer Wegweiser“.
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Katja Diehl – Autokorrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt
Ein wichtiges Buch über wie unsere ganz aufs Auto zentrierte Welt so wurde, wie sie derzeit vor allem in industrialisierten Ländern ist, und welche Grundgedanken notwendig sind, um den Fokus der Mobilität wieder mehr auf die Menschen als auf das Auto zu legen. Autorin Katja Diehl meint: »Jede:r sollte das Recht haben, ein Leben ohne ein eigenes Auto führen zu können.« Und das ist auch einer der wesentlichen Punkte des Buches: Nicht gegen Autos per se, sondern gegen die Notwendigkeit, ein Auto besitzen zu müssen, um universell mobil zu sein. Sie beschreibt, wie gesellschaftliche Strukturen über Jahrzehnte hinweg den PKW bevorzugen, und dass eine Mobilitätswende größer gedacht werden sollte.
An vielen Stellen ist mir persönlich das Buch zu seicht, und einige anekdotisch eingeflochtenen Personen finde ich für das Ansinnen eher kontraproduktiv. Insgesamt aber finde ich Autokorrektur eine sehr lesenswerte Streitschrift.
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Ichiro Kishimi, Fumitake Koga – Du musst nicht von allen gemocht werden: Vom Mut, sich nicht zu verbiegen
Es gibt ja immer wieder mal Weltbestseller, die jahrelang an mir vorüber gehen, so auch dieses philosophische Buch über die Individualpsychologie Alfred Adlers (1870 – 1937), dargereicht als fiktiver Dialog eines jungen Mannes und eines Philosophen. Ein ganz starkes Plädoyer für die Entscheidungsfreiheit des Menschen und das Lösen von den scheinbaren Fesseln der Vergangenheit.
Dieses Buch hat mich umgehauen und haut mich immer noch um. Genau das richtige Werk zur richtigen Zeit, und meine unbedingte Leseempfehlung.
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John Strelecky – Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens
In einer fiktiven Begegnung in einem einsamen Café nach einer Irrfahrt bekommt die Hauptperson so langsam die Idee, dass es in diesem Restaurant nicht allein um Nahrung für den Körper geht. So diskutiert er mit der Servicekraft und dem Koch Fragen wie: Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben?
Eingebettet in eine Geschichte werden hier die großen Fragen des Lebens gewälzt. Unbedingte Leseempfehlung, die’s eigentlich nicht mehr braucht, weil John Streleckys Buch ohnehin ein Weltbestseller ist.
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(Joachim Schlosser – Wissenschaftliche Arbeiten schreiben mit LaTeX: Leitfaden für Einsteiger)
Ganz viel an meinem eigenen LaTeX-Buch für den Einstieg in das Textsatzsystem gelesen habe ich schon letztes Jahr im Zuge der Überarbeitung für die 7. Auflage, doch da vergaß ich, es in diese Liste aufzunehmen. Deshalb reiche ich es Ihnen hier nach, falls das unterging. Wer eine der letzten zwei bis drei Vor-Auflagen besitzt, kann diese immer noch weiter verwenden, wenn es weiter zurück reicht, lohnt sich diese hier auf jeden Fall. Im Vergleich zur Ur-Auflage sind mittlerweile fast alle Kapitel neu geschrieben.
Alle wesentlichen Neuerungen der 7. Auflage des [LaTeX-Buches] finden sich im Ankündigungs-Post, Leseproben wie eh und je auf der Buch-Website.
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Jodi Picoult – Umwege des Lebens
Dieses Jahr gab es auch einige Romane für mich zu lesen, die ich so vorher nie auf dem Schirm hatte. Jodi Picoult sucht sich ein Thema für ein Buch, und schreibt wunderbar facettenreich recherchierte Romane.
Im Falle von Umwege des Lebens über eine Sterbebegleiterin, die eigentlich Ägyptologin war, und nach einem Flugzeugunfall ihr bisheriges Leben in Frage stellt und umkrempelt. Schön zu lesen, und schön nachzusinnieren.
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Jodi Picoult – Zerbrechlich
Noch ein Roman der selben Autorin. Es ist die Geschichte einer Familie mit zwei Kindern, das jüngste hat die Glasknochenkrankheit; ihre Knochen brechen schon bei geringen Erschütterungen. Nach einer katastrophal missglückten Reise in einen Vergnügungspark, als die finanziell arg gebeutelten Eltern ohnehin Kontakt zu einem Anwalt haben, entspinnt sich eine Idee: Sie könnten die Gynäkologin verklagen, die die Mutter durch die Schwangerschaft begleitete und bei einer Untersuchung die Krankheit hätte entdecken können. Die Klage würde erfordern, glaubhaft zu versichern, dass das eigene Kind besser nie hätte geboren werden sollen. Und es träfe als Gynäkologin die absolut beste Freundin der Mutter.
Jodi Picoult rollt einmal mehr die ganz großen Themen aus, von Elternschaft, Moral, Freundschaft bis Recht und Lebenssinn.
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Jodi Picoult – Das Herz ihrer Tochter
Ein verurteilter Doppelmörder, der seit Jahren im Gefängnis auf seine Hinrichtung wartet. Die Halbschwester des damaligen Mordopfers, die einen Herzfehler hat und dringend ein Spenderorgan benötigt. In diesem Roman geht Jodi Picoult der Frage nach, wie man als Mutter und als Gesellschaft zu Klarheit kommen kann, ob dem Wunsch des Verurteilten, dem Kind sein Herz zu spenden und deshalb eine andere Todesform zu bekommen, stattgegeben werden kann.
Ein aufwühlendes Buch zwischen Religiosität, Menschlichkeit, Judikative und ganz stark geschrieben.
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Jodi Picoult – So lange du bei uns bist
Der Vater, ein Wolfsforscher, liegt im Koma, und es ist die Frage zu klären, ob man ihn sterben lässt oder nicht. Die geschiedene Exfrau hält sich bewusst raus, der lange Jahre abwesende ältere Sohn kommt aus Thailand zurück und hat eigentlich die Entscheidungsbefugnis, während die noch minderjährige Tochter, die beim Vater lebt und die Wolfsrudel mit pflegt, ihre eigene ganz starke Meinung hat. In der Innenschau sind die prägenden Erlebnisse des Vaters auf seinen monate- und jahrelangen Expeditionen mit wilden Wolfsrudeln eingeflochten.
Einmal mehr lässt Jodi Picoult eintauchen in eine faszinierende Welt, und verwebt sie mit der Frage nach dem Leben, nach Recht, nach Familie und Beziehung ebenso wie was denn nun wirklich wichtig ist.
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Manche Bücher tauchen hier noch nicht auf, weil ich sie zwar schon begonnen habe, jedoch erst in der nächsten Zeit den Hauptteil lesen werden. Manche Bücher tauchten bereits im Vorjahr auf dieser Liste auf, nämlich dann, wenn ich sie etwa zu gleichen Teilen letztes und dieses Jahr gelesen habe und in beiden Jahren große Lesefreude daran hatte.
Vielleicht haben Sie an dem einen oder anderen Buch aus dieser Retrospektive ebenfalls Freude. Wenn Sie ein Buch in diesem Jahr beeindruckt hat, freue ich mich über einen Kommentar.
Das Titelbild zeigt übrigens eine der Bücherwände im Tyne Bar and Books, Prag, eine sehr empfehlenswerte Bar.