Dass sauberes Zitieren nicht nur in wissenschaftlichen Arbeiten eine Zier ist, sondern bei jeglicher Art zu publizieren, also auch beim Bloggen oder Schreiben für Magazine, ist wenn nicht unumstritten, dann wenigstens deutlich anzuraten. Gerade in der doch teils sehr emotional aufgeladenen Diskussion selbst zu scheinbar banalen Themen zeugt es von einer gewissen Seriosität und Ernsthaftigkeit, getätigte Aussagen durch Quellen zu unterlegen.
Für genau diesen Zwecke konnten Sie hier im Blog unlängst zum sauberen Zitieren mit Zotero lesen.1 In dem Artikel stellte ich Ihnen die Quellen- und Literaturverwaltung Zotero ganz allgemein vor, und mit Fokus auf das Schreiben in Microsoft Word, LibreOffice und LaTeX. Vielleicht schreiben Sie jedoch – ähnlich wie ich – vieles eben nicht in schwergewichtigen Textverarbeitungsprogrammen, sondern einfachen reinen Text (“Plain text”) in einen Markdown-Editor.
Wenn ich blogge, oder längere Texte schreibe, dann tue ich das fast immer in Markdown,2 momentan im Editor Caret3 oder ByWord4 .
Wann Referenzen verwenden, wann einfach verlinken?
Wenn Sie nicht gerade einen wissenschaftlichen Text schreiben, sondern eine eher lockere Online-Publikation, dann ist die Frage berechtigt: Wieso nicht einfach verlinken, auf was ich mich beziehe?
Gute Frage, denn für ganz viele Publikationen ist das direkte Verlinken in HTML bestens geeignet. Dafür ist HTML schließlich gemacht! Bei den meisten Blogposts mache ich das genau so. Speziell, wenn ich nur ab und an auf ein Tool verlinke oder einen Online-Text, dann verlinke ich direkt, ohne Literaturverwaltung, ohne Quellenverzeichnis, einfach so, wie HTML gedacht ist.
Bisweilen jedoch vermischen sich Online-Quellen mit Offline-Quellen, also Bücher, Magazine, und ich möchte sauber auf die Quellen referenzieren. Weiteres Online-Lesematerial verlinke ich gerne direkt im Text, doch wenn ein Text eben vorrangig auf Quellen verweist, aus denen ich meine Argumentation aufbaue, dann zitiere ich gerne mit vollständigem Literaturverzeichnis. Denn wie schrieb Ray Dalio: “5.2.b. Don’t believe everything you hear.”5
Es hat also alles seine Zeit. Weder finden Sie hier im Blog nur Artikel mit Inline-Verlinkungen, noch erstelle ich jedes mal ein Literaturverzeichnis. Es muss halt passen.
Im folgenden stelle ich drei Arten vor, mit Zotero für Blogposts in Markdown zu ziteren:
- Einfache Zitate, händisch nummeriert, ohne Zusätze.
- Fußnotenzitate in Markdown.
- Zitierstil mit Zotero, mit Setup.
1. Einfach-Zitate mit Zotero
Markdown als Textformat hat ja gerade den Charme, seine Formatierungen in einfach lesbarem reinen Text zu haben, so dass die entstehenden Plaintext-Dateien mit jedem beliebigen Programm zu öffnen und zu lesen sind.
Das bedeutet aber auch, dass Markdown-Editoren meist keine Funktionalität für Literaturverweise haben, und Zotero nicht direkt verwenden können. Zwar gibt es einige wenige Editoren, die das von sich behaupten, jedoch halte ich diese ohne Informatikstudium nicht wirklich für benutzbar – und auch mir war’s im Einzelfall zu kompliziert.
So benötigen wir also die Möglichkeit, Zotero für Literaturhinweise zu verwenden, ohne, dass der Editor etwas davon weiß, also anders als etwa in Microsoft Word, LibreOffice oder LaTeX. Dafür reicht dann auch das Setup so wie neulich6 beschrieben.
In der einfachsten Ausbaustufe schreibe ich im Text einfach fortlaufende Zahlen in eckigen Klammern, und am Ende des Textes einen Abschnitt, in dem sich eben diese Zahlen in eckigen Klammern wieder finden. Um einen entsprechend nummerierten Literaturverzeichniseintrag zu erzeugen, wähle ich in Zotero in den Einstellungen unter Export den Zitierstil IEEE oder Springer.
Dann kann ich im Zotero-Hauptfenster eine Quelle mit Strg-Umschalt-C (Ctrl-Shift-C) kopieren und im Markdown Editor einfügen. Auf diese Weise bekomme ich das fertig formatierte Element.
Diese Methode ist einfach, erfordert keinen zusätzlichen Setup-Aufwand und keine Nachverarbeitung meiner Markdown-Datei. Allerdings muss ich dann entweder damit leben, dass wenn ich zwischen zwei Literaturverweisen noch einen einfüge, die Nummerierung nicht mehr fortlaufend ist, sondern etwa [1] [2] [11] [3] oder ich muss entsprechend nacharbeiten.
Für die meisten Fälle ist das für mich jedoch okay und ausreichend. Wenn ich schon beim Beginn des Schreibens abschätzen kann, dass ich weniger als zehn Literaturverweise brauchen werde, halte ich es auf diese Weise einfach.
Der Markdown-Code ist auf diese Weise so einfach, dass er sich direkt ohne Konvertierung in den WordPress-Editor kopieren lässt, der einfache Markdown-Syntax selbst versteht.
Diese Art zu ziteren funktioniert auch, wenn Sie direkt in einem Web-Editor wie WordPress schreiben.
2. Einfache Fußnotenzitate mit Zotero
Zotero bietet viele Zitierstile, die selbst mit Fußnoten arbeiten, einfacher und vor allem ohne jegliches Zusatz-Setup funktioniert es mittels Markdown-Fußnoten.
Das Einfügen der Literaturverzeichniseinträge funktioniert genau so wie im vorigen Abschnitt, jedoch füge ich nicht einfach selbst Nummern in eckigen Klammern ein, sondern erstelle Markdown-Fußnoten7. In die Fußnote füge ich den formatierten Eintrag wie oben beschrieben ein:
...sauberen Zitieren mit Zotero lesen.[^SchlosserZot]
## Literatur
[^SchlosserZot]: Schlosser, Joachim. „Nennen Sie Ihre Quellen –
Literaturverzeichnis mit Zotero. Sauber zitieren in Microsoft Word
und LibreOffice“. Dr. Joachim Schlosser (blog), 26. Februar 2020.
https://www.schlosser.info/literaturverzeichnis-zotero-word-libreoffice/.
Alle Markdown-Editoren können diese Art Fußnoten sauber nach HTML exportieren. Der Vorteil liegt auf der Hand: Für nur etwas mehr Aufwand bekomme ich ordentlich sortierte Einträge, verlinkte Fußnoten, und das ohne extra Software und Setup.
3. Sauber in jedem beliebigen Stil zitieren in Markdown mit Zotero
Soll es sauberer werden, und möchte ich vielleicht nicht nur mit Nummern zitieren, sondern einen anderen Zitierstil verwenden, muss ich etwas tiefer greifen.
Die Methode habe ich bei Simon Coll gelesen8, ihm gebührt der Dank, die Einzelteile zusammen gepuzzelt zu haben.
- Leider braucht diese Methode zwingend LibreOffice, und das auch dann, wenn auf dem Computer bereits Microsoft Office installiert ist. Grund ist, dass das nachfolgende Plugin auf bestimmten Eigenheiten des Dateiformats Open Document Text (ODT) basiert, die Word nicht kann. Ich habe es probiert: es führt kein Weg vorbei.
- Um Markdown in jedem beliebigen Editor mit Zotero zu verbinden, braucht es ein Plugin für Zotero: RTF/ODF-Scan for Zotero9 . Dieses Plugin stellt einen neuen Zitierstil bereit: „Scannable Cite“. Statt eines schön final formatierten Zitats erzeugt dieser einen Eintrag mit geschweiften Klammern, der gut lesbar einen Hinweis auf die Quelle gibt, und einen eindeutigen Identifier, so dass nachher das Programm die Quelle in der Datenbank wiederfindet.
- Um dieses besondere Zitat zu erzeugen, wähle ich in Zotero in den Einstellungen unter Export den Zitierstil Scannable Cite. Das sieht dann im Einzelfall zum Beispiel so aus:
{ | Schlosser, 2020 | | |zu:5597930:5H42C994}
- Wann immer ich ein Zitat an der Stelle brauche, wechsele ich – wie im vorigen Abschnitt beschrieben – nach Zotero, wähle den Eintrag aus, kopiere diese mittels Strg-Umschalt-C (Quick Copy), und füge ihn mittels Strg-V in meinem Editor ein.
- Habe ich fertig geschrieben, kopiere ich den Text in ein leeres LibreOffice-Dokument. Anders als Simon Coll beschreibt, exportiere ich nicht zuerst nach HTML und dann nach LibreOffice, sondern kopiere einfach den Markdown-Code.
- Das LibreOffice-Dokument im Format ODT speichern.
- In Zotero bei Werkzeuge den Punkt ODF-Scan wählen. Eingabe- und Ausgabedatei wählen, dann das ganze Laufen lassen.
- Ausgabe-ODT-Datei in LibreOffice öffnen.
- Den Zitierstil wählen, Literaturverzeichnis einfügen und aktualisieren.
- Den gesamten Text kopieren und wieder in den Markdown-Editor einfügen, vornehmlich in eine neue Datei.
Danach geht es ganz normal weiter mit Export und ähnlichem. Auch bearbeite ich bisweilen das Literaturverzeichnis etwas nach, füge etwa noch mehr Hyperlinks ein.
Mit den numerischen Zitierstilen IEEE und Springer habe ich gute Erfahrungen gemacht. Die alphanumerischen Stile sind für Nicht-Wissenschaftler eher ungewohnt, deshalb rate ich davon ab. Fußnotenstile wie Chicago Manual of Style wären wunderbar, leider klappt weder mit vorheriger noch nachgelagertem HTML-Export die Erstellung der Fußnoten wirklich gut, die Verlinkung geht verloren. Deshalb benutze ich dies eher nicht.
Das passende Verfahren wählen
Wie wähle ich nun das jeweils passende Verfahren?
Das dritte Verfahren mit LibreOffice als Zwischenschritt ist zweifellos das mächtigste, aber auch das komplizierteste. Ich benutze es nur, wenn ich sehr, sehr viele verschiede Zitate habe.
Das erste Verfahren war auch das erste, das ich mit Zotero und Markdown lernte. Es ist einfach, und hat ganz einfachen Markdown-Code, der sich ohne Umwege direkt in WordPress einfügen lässt.
Das zweite Verfahren sieht für mich am saubersten aus. Es benötigt etwas mehr Markdown-Code, dafür aber keinerlei Zusatzsoftware. Ein Markdown-Editor, der HTML exportieren kann, reicht.
Wie verweisen Sie beim Schreiben auf Quellen, und falls gar nicht: Wann fangen Sie an?
Quellen
-
Schlosser, Joachim. „Nennen Sie Ihre Quellen – Literaturverzeichnis mit Zotero. Sauber zitieren in Microsoft Word und LibreOffice“. Dr. Joachim Schlosser (blog), 26. Februar 2020.↩
-
Schlosser, Joachim. „Schreibprozess statt Schreibblockade“. Dr. Joachim Schlosser (blog), 18. Oktober 2013.↩
-
„Markdown Editor for Mac / Windows / Linux“. Zugegriffen 6. Juli 2020.↩
-
„Byword – Markdown text editor app for Mac, iPhone and iPad.“ Zugegriffen 6. Juli 2020.↩
-
Dalio, Ray: Principles. Simon & Schuster, New York (2017). Siehe auch meine Rezension zu Principles.↩
-
Schlosser, Joachim. „Nennen Sie Ihre Quellen – Literaturverzeichnis mit Zotero. Sauber zitieren in Microsoft Word und LibreOffice“. Dr. Joachim Schlosser (blog), 26. Februar 2020.↩
-
Heise.de Mac & I. „Markdown Syntax-Übersicht“. Zugegriffen 6. Juli 2020.↩
-
Coll, Simon. „Working with References in Markdown: A Better Way“. Simon D. Coll (blog), 5. Juni 2018.↩
-
„RTF/ODF-Scan for Zotero“. Zugegriffen 3. Juli 2020.↩
Schreiben Sie einen Kommentar