Dr. Joachim Schlosser

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10 Gründe für & gegen Wochen­nach­richten – anders als Tages­zeitung?

Eine Tageszeitung – egal ob auf Totholz (Papier) oder Erdöl (iPad) – ist darauf angewiesen, jeden Tag so viel Neues zu bringen, und das auf solche Weise, dass die Leser dabei bleiben.

Das muss so sein. Wenn ich nicht jeden Tag ein ganz neues Ereignis habe, muss ich eben jeden neuen Aspekt eines vorangegangenen Ereignisses hysterisch betrachten. Das ist das Wohl und Weh einer Tageszeitung, weshalb ich nur sehr selten zu einer greife.

Wie viel angenehmer erscheinen da Wochennachrichten wie Zeit, Spiegel, wo in die Tiefe gegangen werden kann und man sich Zeit für Analysen nehmen kann oder zumindest könnte.

Das verbessert für mich zwar nicht das Verhältnis zum Einflussbereich, doch setze ich mich dann zumindest nicht täglich der Hysterie aus. Dennoch lese ich nur sehr unregelmäßig eine solche Wochenzeitung. Den Spiegel haben wir vor zwei Jahren abbestellt.

Gut, mittlerweile ist offensichtlich, warum Spiegel-Leser eben nicht mehr wissen, denn der Spiegel ist leider auch noch unter die Kriegstreiber gegangen.

Warum überhaupt ein (politisches) Wochenmagazin lesen?

Als ich irgendwann im vergangenen Jahrzehnt den Spiegel abonnierte, war die Intention für Eheweib und mich klar: sich politisch und wirtschaftlich auf dem Laufenden halten. Gute Reportagen und gut recherchierte Geschichten lesen und dadurch etwas mit Aktualitätsbezug lernen.

Das hat auch einige Zeit ganz gut funktioniert. Jeden Montag kam ein Füllhorn an Artikeln in den Briefkasten, mit anscheinend gut nachgeforschten Hintergründen.

Warum nicht Spiegel lesen?

Irgendwann fühlte sich der Spiegel seltsam an, inhaltlich gesehen. Wir hatten das Gefühl, die eine oder andere Geschichte schon gelesen zu haben.

Hatten wir den Spiegel schlichtweg »durchgespielt«?

Alle paar Wochen gab es einen Hintergrundbericht zu Hitlers Helfer, Himmler, Hund, Architekt, Nachfahren und wir fragten uns schon ob Guido Knopp mittlerweile dort Chefredakteur geworden war.

Alle paar Wochen ging es um die Gefahr im Internet, was Google nicht alles böses anstellt und wie fiese Menschen dieses Internet nutzen, um allerlei fiese Dinge zu tun.

Das ganze wurde garniert mit einer halbwegs hysterischen Titelgeschichte über eine Verfehlung eines Politikers, auch sonst ein beliebtes Thema im Heft. Einiges davon empfand auch ich als Verfehlung, bei anderen dachte ich mehr an Erbsenzählerei in einem Metier, in dem gerne mal ganze Ladungen von Erbsen ausgeschüttet werden.

Die Boulevardisierung griff immer mehr um sich. Das Privatleben von Politikern wurde breitgetreten, und jede einzelne Aussage zum Skandal stilisiert.

Auch immer zu erwarten war die Spiegel-Nackerte auf der vorletzten Seite. Gut, die jeweils abgebildete Dame war nicht wirklich nackt, auch nicht halbnackt so wie früher die Bildzeitungs-Nackerte, aber eben auch nicht unbedingt dokumentarisch fotografiert. Dazu ein hingeschusterter kurzer Artikel, dem man schon bei flüchtigem Lesen anmerken konnte, dass sein Daseinszweck einzig die Legitimierung des Fotos der Spiegel-Nackerten war.

Alles in allem war der Spiegel nicht mehr erfreulich. Und andere – Fokus etwa – lief beim Testlesen dann eher unter gesehen-gelacht-gelöscht.

Relevanz?

Was also ist die Relevanz der Beiträge im Spiegel für mein Leben?

Führers Fleischwarenfachverkäufer und Facebooks Fiesetäten haben nicht wirklich einen Einfluss auf meine Entscheidungen.

Ethisch und ökologisch verwerfliches Agieren von Konzernen kann durchaus Einfluss auf meine Konsumentscheidungen haben, jedoch kaut der Spiegel auch da sehr gerne wider, was bereits vorher auf einschlägigen Blogs zu lesen war.

Die Hintergründe des Wechsels eines Spitzenpolitikers in ein herausgehobene Rolle in einem Unternehmen interessieren mich oft nicht im Detail, der Fakt an sich reicht mir aus.

5 Gründe für ein politisches Magazin

  1. Die gegenüber einer Tageszeitung geringere Frequenz (Ein Sechstel) erlaubt es, Tageshysterien auszulassen.
  2. Längere Reportagen werden eher als in einer Tageszeitung möglich, weil eben nicht der komplette Nachrichtenstrom abgebildet werden muss

  3. Hintergrundrecherchen nehmen üblicherweise einen größeren Platz ein.

  4. Viele der großen Skandale der Neuzeit wurden von Wochenmagazinen wie Spiegel mit bearbeitet, bisweilen aufgedeckt.

  5. Für den Leser, dem eine Zeitung jeden Tag zu viel ist, stellt ein Wochenmagazin eine besser verdauliche Textmenge dar.

5 Gründe gegen ein politisches Magazin

  1. Entgegen anderslautender Beteuerungen greift auch in den politischen Magazinen die Boulevardisierung um sich, dass also familiären und persönlichen Geschichten nachgerannt wird.

  2. Der Zwang, jede Woche ein Heft aufzulegen, führt zu Themenwiederholung.

  3. Die Gefahr ist groß, dass ein Magazin alles schlecht findet, weil Schimpfen eben mehr Aufmerksamkeit erzeugt als Lob.

  4. Lemma: Naturgemäß bringt ein politisches Magazin deutlich mehr schlechte als gute Nachrichten. Der Effekt aufs eigene Wohlbefinden und Gemüt dürfte eindeutig sein.

  5. Ein einziges Magazin zu lesen, bedeutet, sich in eine Filterblase zu begeben.

Wo lernen?

Nachrichten sind für mich eine Möglichkeit, über das Weltgeschehen zu lernen. Wo sind die Quellen, wenn Tageszeitung und Wochenzeitschrift weg fallen?

In Sachen Wirtschaft empfehle ich sehr den Blog Flassbeck Economics, weil Flassbeck ganz bewusst auch Gegenmeinungen zu seiner veröffentlicht und bespricht. Dazu mag ich die VDI Nachrichten in gedruckter Form sehr.

Digitale Themen, Datenschutz und Überwachung finden sich bei Netzpolitik und iRights info.

Für Nationale und Internationale Politik und deren Einordnung empfehle ich die NachDenkSeiten und Carta.

Sport erzählt mir unser Sohn, Lokales die beste Ehefrau der Welt.

Wird das für alle Zeiten der Nachrichtenmix bleiben? Nein, warum sollte? Im Urlaub darf es dann gerne auch mal eine Zeit sein.

Und Sie?

Wie sehen Sie das? Was lesen Sie regelmäßig und möchten es nicht missen?

Lassen Sie die anderen Leser ebenso wie mich teilhaben an Ihren Gedanken und kommentieren Sie!

Photo: Sean Winters on Flickr, License Creative Commons Attribution Share-Alike

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Kategorie: Effektivität Stichworte: Boulevard, Fokus, Lesen, Magazin, Politik, Relevanz, Zeitung

4. März 2015 von Joachim Schlosser 3 Kommentare

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Kommentare

  1. Susanne meint

    10. September 2021 um 22:15

    Für Leute mit wenig Zeit fand ich den Wochenspiegel der ARD super. Ich vermisse diese Nachrichtensendung.

    Täglich tagesschau gucken oder eine Tageszeitung lesen, da bin ich auch kein Fan von, denn die allermeisten Themen gehen über mindestens mehrere Wochen und die Tageshysterie brauche ich wirklich nicht.

    Antworten
  2. Anna meint

    8. August 2018 um 21:19

    Arte: „Mit offenen Karten“ (im Fernsehen oder über Youtube) finde ich eine sehr gute Ergänzung zum Nachrichtenrummel!

    Antworten
  3. Michaela meint

    3. August 2017 um 19:16

    Ihre Meinung zur Lektüre von Tages-und Wochenzeitungen teile ich größtenteils. Als Alternative habe ich lange Zeit bei den „Nachdenkseiten“ mitgelesen. Seit dem Dr. Wolfgang Lieb die Nachdenkseiten als Mitherausgeber verlassen hat, kann man diese Seite jedoch meiner Ansicht nach nicht mehr empfehlen. Mir ist die Berichterstattung – z. B. über die amerikanische Politik – inzwischen viel zu einseitig. Bei manchen Berichten hatte ich oft das Gefühl einer richtigen Amerika-Phobie. Außerdem kultivieren die Nachdenkseiten meiner Ansicht nach Verschwörungstheorien. Was Steven Geyer in seinem Artikel „Nachdenkseiten: Die Anti-Lügenpresse-Front“ (In: Frankfurter Rundschau, 2. November 2015 –> http://www.fr.de/politik/nachdenkseiten-die-anti-luegenpresse-front-a-403508) geschrieben hat, kann ich sehr gut nachvollziehen.

    Antworten

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Ich bin glücklich verheiratet, Vater dreier Kinder, Fotograf, bekennender Produktivitäts-Junkie und Getting-Things-Done Anhänger sowie Vortragscoach für meine Mitarbeiter und Kollegen. Über diese Themen schreibe ich auch hier.

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