Visual Silence

Visuelle Stille in Vortrag und Präsentation

Wenn es um alles geht, und Ihre Umgebung sehr laut ist, was tun Sie üblicherweise? Sie suchen einen stillen Ort, einen Platz ohne Geräusch, so dass Sie denken können.

Wenn Sie vor Publikum vortragen, möchten Sie, dass sie denken, oder?

Wie wollen Sie das mit siebzig Wörtern auf einer PowerPoint-Folie erreichen? Mit Tabelle, die so eng und klein beschrieben ist, dass die Zuschauer nicht unterscheiden können, ob das der Aktienmarkt oder Ihre Analyse ist? Mit drei oder vier verschiedenen Themen auf einer Folie?

Vielleicht sind Ihre Folien einfach zu vollgestopft.

Und das ist nicht der Fehler von PowerPoint.

Was Sie vielleicht brauchen ist visuelle Stille.

Dieser Blogpost ist auch in englischer Sprache verfügbar: »Visual Silence in Presentations«

Weniger Worte

Sven Hager, CEO von Explain, erklärt bessere Vorträge in seiner Rede:

https://youtube.com/watch?v=aVR7VrvnVFM%3Fstart%3D585%26end%3D734%26rel%3D0

Das Dilemma von textlastigen Folien: Der Zuhörer fragt sich:

»Soll ich Ihnen zuhören oder soll ich mir die Folie anschauen?«

Dies ist ein wichtiges Konzept, das Sie beim Erstellen von Vortragsmaterial immer berücksichtigen sollten: Was Sie sagen – Worte – und Text, den Sie auf Folien zeigen – Worte – beansprucht die Aufmerksamkeit derselben Verarbeitungseinheit in den Gehirnen Ihrer Zuhörer.

Vortragstrainer Lorenz Hölscher nennt ein weiteres überzeugendes Argumente für weniger Worte auf Ihren Folien in seinem Videotraining:

»Folien überfordern.«

Nämlich dann, wenn sie zu voll sind.

Jochen Mai von der Karrierebibel hat in seinen Tips für Präsentationen einen Rat dazu: »Nur eine Botschaft pro Folie!«. Der bekannte Tech-Sprecher Garr Reynolds sagt dasselbe.

Garr Reynolds hat ein wunderbares Buch darüber geschrieben mit »The Naked Presenter«, siehe meine Rezension zu »The Naked Presenter«.

»Bei Text is weniger fast immer mehr«, schreibt Aaron Weyenberg von TED in seinen profunden Tipps für bessere Folien.

Die Ursache

Zu viele Präsentationsfolien werden geschaffen, indem PowerPoint geöffnet und zu schreiben begonnen wird. Als Resultat sind in diesem ersten Entwurf…

  1. all Ihre Gedanken direkt auf der Folie, als vollständiges Manuskript,
  2. folgen die Folien Ihrem kreativen Gedankenprozess statt einer wohldurchdachten Struktur.

Das Problem wird zum großen Problem, wenn dieser erste Entwurf zum finalen Vortragsmaterial wird.

Aaron Weyenberg gibt wertvolle Hinweise: »Denken Sie an Ihre Folien als letztes

Nutzen Sie einen sauberen Prozess, um Ihren Vortrag zu erstellen.

Beginnen Sie das Erstellen Ihres Vortrags beispielsweise mit einer Methode namens Focus Sheet und bringen ihn dann in eine Struktur mit dem Presenter’s Blueprint.

Damit erfassen Sie die Anforderungen und die Spezifikation Ihres Vortrags.

Wenn Sie irgendetwas mit Software oder Projektmanagement zu tun haben, sollte Ihnen die Wichtigkeit von Anforderungen und Spezifikation bewusst sein.

Sind Ihre Folien im ersten Entwurf fertig, dann machen Sie sich bereit, viel Text zu entfernen, wie in meinem Blogpost über 3 rasche Schritte zu besseren Folien gezeigt.

Visuelle Stille

Lassen Sie Leerraum auf Ihren Folien zu. Ohne Text, ohne Worte.

Sie können ein schönes Foto nutzen, aber Sie müssen nicht. Falls Sie wie ich ein ruhiger Sprecher sind, kann ein zu starkes Foto ebenfalls ablenken.

Warum empfinden so viele einen Apple Store als einen schönen Ort zum Einkaufen? Weil dort viel leerer Raum ist.

Angebissener Apfel

Warum ist eine gothische Kathedrale ein spiritueller Ort? Weil dort viel leerer Raum ist.

Warum genießen Sie den Ausblick aufs Meer oder die Berge? Weil dort viel leerer Raum ist.

Der leere Raum lässt Sie atmen. Der leere Raum ermöglicht Ihrem Gehirn, jegliche Eindrücke und Gedanken besser zu verarbeiten.

»Nutzen Sie beim Vortrag visuelle Stille.«

Ebenso wie Sie gut daran tun, ohne Füllwörter wie »ähm« zu sprechen, sondern besser eine kleine Pause setzen und damit Stille erzeugen, tragen Sie ohne vollgestopfte Folien vor sondern erlauben visuelle Stille.

Visuelle Stille bedeutet Macht

Je weniger Worte Sie auf Ihren Folien haben, desto mehr Kraft bekommt jedes Wort, und desto größer darf jedes Wort gesetzt sein.

Was aber soll mit den ganzen Fakten und Aufzählungen geschehen, die Sie beim Schreiben der Präsentationsfolien gesammelt haben?
Der Text mit all den Worten muss nicht verloren sein. Er kann sehr gut als Skript dienen, was Sie sagen möchten. Verschieben Sie all diesen Text in das Feld für die Sprechernotizen in PowerPoint oder ähnlichen Programmen.

Dies setzt den Fokus Ihres Publikums auf Sie und Ihren Vortrag, assistiert statt dominiert von Ihren Folien.

Mit Macht kommt Verantwortung

Die Macht stiller Folien mag sich zu Beginn komisch anfühlen, denn mit Macht kommt Verantwortung.

Es gibt keine langen Absätze und Aufzählungen, hinter denen Sie sich verstecken können. Wenn nur ein oder zwei Worte auf der Folie stehen, kommt es mehr darauf an, was Sie sagen. Wenn Sie nicht mehr alles, was Sie sagen möchten, auf der Folie sehen, müssen Sie sich besser vorbereiten.

Wir könnten dies einen Nachteil nennen, ich jedoch ziehe es vor, das eine Chance zu nennen. Eine Chance für bemerkenswertere Vorträge und Präsentationen.

Ihre Macht visueller Stille

Wie nehmen Sie visuelle Stille wahr? Wie reagieren Sie auf das Konzept? Was sind Beispiele, bei denen Sie schöne visuelle Stille wahrgenommen haben?

Bitte teilen Sie Ihre Erfahrungen für andere Leser und für mich und kommentieren Sie!

Photo: Joachim Schlosser, License Creative Commons Attribution Share-Alike

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Kommentare

Eine Antwort zu „Visuelle Stille in Vortrag und Präsentation“

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