Ein guter Überblick über mobile digitale Unternehmenskommunikation? Mehrere Autoren, darunter Kerstin Hoffmann, das ganze herausgegeben von Mobile Zeitgeist-Macherin Heike Scholz? Das ist Social goes Mobile – Kunden gezielt erreichen, und könnte ein interessantes Buch werden.
Das Buch hat mich angesprochen, weil hier verschiedene Autoren zusammenkommen, um das Thema mobile Unternehmenskommunikation von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Wenngleich mit Schwächen, sind hier einige gute Ideen und Tipps enthalten. Trotzdem für mich eine Leseempfehlung.
Mit 132 Seiten ein flott durchgelesenes Büchlein, ist Social goes Mobile – Kunden gezielt erreichen in drei Teile untergliedert:
- Märkte, Strategie, Recht
- Plattformen, Inhalte, Services
- Management, Marketing, Kontrolle
Vierzehn Autoren steuern je ein Kapitel bei, vornehmlich aus dem eigenen Kompetenzfeld. Die folgende Wortwolke ergibt sich aus dem Buch:
Märkte, Strategie, Recht
Social goes Mobile – Kunden gezielt erreichen
29,90 €
(as of 10. Oktober 2024 03:59 GMT +02:00 – More infoProduct prices and availability are accurate as of the date/time indicated and are subject to change. Any price and availability information displayed on [relevant Amazon Site(s), as applicable] at the time of purchase will apply to the purchase of this product.)
Heike Scholz gibt eine Marktbetrachtung; Facbook, Twitter, Youtube, Instagram, Snapchat, WhatApp sind als Plattformen im Fokus des Buches.
Nina Diercks führt in die grundsätzlichen rechtlichen Risiken bei der Plattform- und App-Entwicklung ein. Dies gehört zwar nur am Rande zu mobilen Kampagnen, hat mir aber das Thema nochmal näher gebracht, inklusive mobile Advertising, mobiler Beacons.
Kerstin Hoffmann liefert mit den besten Beitrag des Buches ab, und zwar in ihrem Haus- und Hof-Thema: dem Warum der Kommunikation. Von ihren acht Thesen blieben mir vor allem diese drei im Gedächtnis:
- Unternehmenskommunikation in digitalen Zeiten ist aktiv, nicht nur reaktiv.
- Unternehmenskommunikation in digitalen Zeiten hört zu, bevor sie spricht.
- Unternehmenskommunikation in digitalen Zeiten ist nutzer- und nutzenorientiert.
Da hat Kerstin bestimmt noch Stephen Coveys 7 Habits im Ohr gehabt: Proaktiv sein. Erst verstehen, dann verstanden werden. Gewinn-Gewinn denken.
Dirk Liebich gibt einen Einblick, wie das Thema Mobile mit den Themen lokal und Lokalisierung zusammenhängt. Das Kapitel enthält einen wichtigen Hinweis, wieder und wieder: Es lohnt sich, nicht nur die direkten Nutzerinteraktionen, sondern das gesamte Benutzererlebnis durchzugehen und darauf abzuklopfen, wie die Örtlichkeit und mobile Kommunikation helfen können, das Benutzererlebnis besser zu machen.
Plattformen, Inhalte, Services
Paul Baumann gibt Tipps und Tricks für den Alltag in den beliebtesten Social Media-Kanälen. Wer ohnehin viel liest, wird hier wenig konkretes finden.
Jan Firsching referiert über Instagram. Kernpunkte: Für Marken, die starke visuelle Inhalte bieten können, ist Instagram eine gute Plattform. Visuelles Geschichtenerzählen ist in mehr Bereichen möglich als man denkt. Möglichkeiten, Nutzer auf die eigene Website zurückzuführen sind stark eingeschränkt.
Klaus Zell berichtet über Messenger wie WhatsApp im Unternehmenseinsatz. Sein Fazit: Kann man machen, ist eher noch nicht empfehlenswert.
Florian Stöhr gibt in seinem Kapitel über Kundendienst in mobilen Diensten einen hervorragenden Überblick über die Art und Weise, wie verschiedene mobile Kanäle genutzt werden können. Ich konnte für mich mitnehmen, dass auch etablierte Kanäle wie Chat und Videochat für Mobile neu gedacht werden müssen, damit sie auf Smartphone & Co. sauber funktionieren.
Björn Tantau über Live Streaming: Das Kapitel bleibt leider sehr vage und ohne echte Beispiele, hat aber nette Ideen.
Annika Brinkmann referiert über Inhalte und deren Aufbereitung. Bildmaterial und Typografie. Das ist überaus relevant, könnte jedoch noch deutlich zusammenhängender geschrieben sein.
Management, Marketing, Kontrolle
Andrea Brücken überfliegt das Thema Tools für mobile Plattformen. Ich wusste nicht, was ich mit dem Kapitel anfangen sollte, bis das Beispiel kam. Im Übrigen das erste umfassende Beispiel des gesamten Buches.
Mario Schwertfeger referiert über Suchmaschinenoptimierung. Einzig habe ich nicht verstanden, was daran so speziell für diesen Buch-Kontext ist.
Heiko Genzlinger liefert ein gutes Kapitel über Werbung im mobilen Kontext. Nach einer Einführung kommen einige Erklärungen, von denen ich einige leider trotz Informatikstudium nicht verstanden habe. Zum Ende wird höhere Qualität mobiler Werbung gefordert, nur leider bleibt im Dunkeln wie.
Susanne C. Steiger listet alle möglichen Key Performance Indicators (KPI) auf. Und zwar so viele, dass ich mir schon wieder die Frage stellte, ob das wirklich alles Schlüsselindikatoren sein können. So oder so gab mir das Kapitel einige Ideen, was sich alles messen bzw. erfassen lässt.
Schreibstil und Kritik
Ein Sammelband ist immer ein Spagat: Auf der einen Seite bedeutet ein kapitelweise von verschiedenen Autoren geschriebenes Buch, dass jeder einzelne weniger zu schreiben hat, auf der anderen Seite aber Abstimmungsaufwand, damit alles zusammen passt.
Social goes Mobile – Kunden gezielt erreichen hat meiner Ansicht nach das Potential, ein richtig gutes Buch zu werden. Zu werden, denn es wirkt auf mich etwas flott zusammengenagelt.
Die Kapitel hängen recht lose aneinander. An vielen Stellen wären mehr Querbezüge sinnvoll statt nur Referenzen auf andere Quellen. Es fehlt eine durchgängige Story, und mir fehlt eine echte Einführung, die den Fluss des Buches erläutert und als »Concierge« fungiert.
Gerade im ersten Kapitel, und nicht nur dort, finden sich viele Inkonsistenzen in Statistiken, die sich auf verschiedene Grundgesamtheiten beziehen, aber trotzdem direkt verglichen werden. Teilweise ist nicht klar, auf was sich Zahlenwerte beziehen.
Immer wieder wünschte ich der Herausgeberin ein kritischeres Lektorat, das zum Beispiel Hypothesen von Fakten trennt, und Erklärungen von Fachtermini ohne mehr Fachbegriffe fordert. Im letzten Kapitel über KPI finden sich wiederholt Grenzwerte und rein qualitative Erfahrungen unter den numerischen Indikatoren.
Ich bin sehr gespalten in meiner Meinung über dieses Buch: Einerseits sind hier viele Schätze enthalten. Andererseits wirkt es auf mich inhaltlich noch nicht ganz fertig. Trotzdem für mich eine Leseempfehlung, weil ich wieder einiges lernen durfte.
Layout
Dankenswerterweise habe ich ein kostenloses Rezensionsexemplar erhalten. So hatte ich eine Vorabversion des E-Books von Social goes Mobile – Kunden gezielt erreichen, und habe diese mit der Kindle-Leseprobe verglichen.
Auch in der finalen Version sind noch viele typografische Fehler enthalten. Gerade in E-Books sollten Fußnoten als Hyperlinks erfasst sein, damit der Leser schnell hin- und herspringen kann. Außerdem sollte die Fußnoten im Fließtext mit hochgestellten Ziffern gesetzt sein, sonst verwirrt das beim Lesen. Die URLs in den Quellenangaben wünsche ich mir als Hyperlinks, damit ich direkt darauf klicken kann.
Auch das Inhaltsverzeichnis gehört mit Hyperlinks versehen, dafür haben Seitenzahlen dort in einem E-Book eher keinen Nutzen. Auch ist das Inhaltsverzeichnis nicht als solches im E-Book hinterlegt, was mir die Navigation nicht leichter macht.
Social goes Mobile oder was?
Wie sind Ihre Erfahrungen mit Unternehmenskommunikation im mobilen Kontext? Haben Sie bzw. Ihre Firma oder Arbeitgeber mehr zu bieten als eine responsive Website (wenn überhaupt)?
Lassen Sie die anderen Leser ebenso wie mich teilhaben an Ihren Gedanken und kommentieren Sie!
Photo: Death to the Stockphoto, Proprietary License
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