Elefant

Storytelling & Software und ein Elefant – wie geht denn das?

Geschichten, die das Leben schreibt oder zumindest geschrieben haben könnte, bewegen die Zuhörer ganz anders als bloße Fakten. Das schreibt nicht nur Garr Reynolds in seinem »Naked Presenter« oder Nancy Duarte, sondern auch Caroline Kliemt in ihrem Aufruf zur Storytelling-Blogparade Are we all storytellers?.

Wie aber passen Geschichten zu technischer Software wie MATLAB & Simulink? Wie gehen wir bei MathWorks mit Geschichten um? Unsere Firma lebt davon, Softwarelizenzen zu verkaufen, und dementsprechend gibt es einen Vertrieb, der sich hauptberuflich damit beschäftigt und potentielle Anwender berät. Angenehmerweise haben MATLAB & Simulink seit fast 30 Jahren nicht nur viele Anwender gefunden, sondern bei diesen auch viele Geschichten entstehen lassen und Storytelling ermöglichen. Mit Elefant.

Ein Elefantenrüssel gewinnt den Zukunftspreis

Der Festo Bionic Handling Assistant. Foto © Festo AG.
Der Festo Bionic Handling Assistant. Foto © Festo AG.

Nehmen wir zum Beispiel Dr. Rüdiger Neumann vom schwäbisch/badischen Maschinenbauer Festo. Wissen Sie, was er mit Elefanten zu tun hat? Er hat einen Elefantenrüssel entwickelt. Ein Elefant haut mit seinem Rüssel nicht unabsichtlich umstehende Personen um, und er kommt ziemlich flexibel überall hin, wo er etwas greifen will. Der Elefant kann mit seinem Rüssel sanft und feinfühlig greifen. Und genau diese Eigenschaften wollte Rüdiger Neumann auch einem mechanischen Arm geben. Mit seinen Kollegen bei Festo machte er sich daran, eine leichte Struktur zu entwickeln, die mit Drähten und Luftdruck bewegt wird, gehalten auch von der Außenhaut des Rüssels. Ein richtiger Rüssel, abgeschaut von der Natur! Mit elf Freiheitsgraden, zwölf Pneumatikkammern, dreizehn Aktuatoren und zwölf Positionssensoren.

Wie konnte Rüdiger Neumann mit einem so komplexen System gezielt Positionen anfahren? Regelungstheorie hat Antworten darauf, die weit über übliche PID-Controller hinausgehen. Feedback und Feedforward sind in der Theorie bekannte Reglerstrukturen, in der Praxis aufwendig mit den richtigen Parametern zu versehen und zu testen. Er behalf sich wie viele Ingenieure vor ihm: mit Simulink erstellte er ein Modell des Systems und des Reglers, entwarf die Struktur und simulierte das Ganze. Und dann ließ er aus Simulink automatisch das Programm für die Speicherprogrammierbare Steuerung – den Steuercomputer – erzeugen.

Im Juni führte Neumann bei Festo diese Art der automatischen Codegenerierung ein, und im Oktober gewann Festo für den bionischen Assistenten – den Elefantenrüssel – den mit einer viertel Million Euro dotierten Deutschen Zukunftspreis.

Die vollständige Geschichte über Dr. Neumann und Festo und Simulink steht auf unserer Website. Und mehr über Festo gibt’s in deren Bionic Learning Network.

Anwenderreferenzen sind Geschichten sind Storytelling

Storytelling ist für mich ein Sammelbegriff für ganz verschiedene Arten von Geschichtenerzählen. Und natürlich sind die metaphorischen Geschichten schön anzuhören. In meiner beruflichen Praxis spielen die wahren Geschichten die Hauptrolle. Natürlich wollen die potentiellen Anwender irgendwann auch genau wissen, was die Software wie kann. Aber davor – um Interesse zu wecken – und danach – um Vertrauen aufzubauen – braucht es Geschichten.

Caroline Kliemt hat interessante Fragen zum Storytelling gestellt, die ich nun noch beantworten möchte:

Titelbild zur Blogparade Storytelling von Caroline Kliemt

Wie definierst Du im Jahr 2013 den Begriff Storytelling?

Liebe Caroline, Storytelling 2013 ist für mich genauso definiert wie in den Jahren davor: Die Menschen wollen gute Geschichten hören, die etwas mit ihnen selbst zu tun haben und mit denen sie sich identifizieren können. In meiner Berufswelt brauchen wir diese Geschichten – je näher die Anwendung, die ich erzählen kann, an dem ist, was der potentielle Anwender tun möchte, desto mehr wird er sie hören wollen.

Hättest du mich das vor zehn Jahren gefragt, fiele meine Antwort anders aus. Damals war ich noch der eher auf Features und technologische Feinheiten fixierte Informatiker. Aber was zehn Jahre halt mit einem Menschen so machen…

Welche Felder für professionelles Storytelling sind durch das Internet und insbesondere durch Social Media hinzugekommen?

Das Internet ermöglicht es uns bei MathWorks, diese Geschichten auch visuell zu erzählen. Während das Gros unserer Anwenderberichte – der Geschichten – nach wie vor in geschriebener Form vorliegt, arbeiten wir vermehrt mit Videos, die sehr gut angenommen werden. Als Beispiel möchte ich hier den wunderbaren Einsatz von MATLAB & Simulink in Forschung und Lehre an der Technischen Universität München nennen. Ich mag die meisten unserer Videogeschichten, vor allem die neueren.

Wo und wie setzt Du es beruflich ein? Was sind aus Deiner Sicht gute Beispiele für professionelles Storytelling?

Die Geschichten stehen natürlich alle auf der Website, aber unser Hautpanwendungsgebiet ist ein anderes: Applikationsingenieure und Vertriebsmitarbeiter erzählen diese Geschichten. Wenn ich eine solche Geschichte erzähle, sind mir die Personen wichtig. Also nicht Firma Festo hat etwas tolles gemacht, sondern der Ingenieur Dr. Neumann. Ich versuche, den Menschen ein Gesicht zu geben.

Aber auch einzelne Features, die für den Anwender wichtig sind, lassen sich mit Geschichten gut erzählen, und dann darf es sogar eine metaphorische sein.

Beispiele für professionelles Storytelling finden sich zuhauf beispielsweise bei TED. Wann immer ich eine Inspiration für eine Geschichte benötige, werde ich oft hier fündig.

Wieviel ist Hype bzw. Buzzword – was hingegen ist aus Deiner Sicht der wesentliche Nutzen von Storytelling?

Storytelling als solches ist ein Buzzword, und wenn ich jetzt anfinge, unseren Anwendern stark metaphorische Geschichten zu erzählen würden diese in der Regel die Stirn runzeln. Aber bei MathWorks haben wir mittlerweile so viele echte Geschichten, dass sich für fast jeden Fall eine finden lässt.

Der wesentliche Nutzen ist, dass Geschichten anerkennen, dass Menschen von Menschen kaufen. Und Menschen lieben Geschichten. Geschichten bleiben hängen. Wie im sprichwörtlichen Elefantengedächtnis.

Foto: Oliver Wright auf Wikimedia Commons

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Kommentare

2 Antworten zu „Storytelling & Software und ein Elefant – wie geht denn das?“

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