Seit einigen Wochen nun ist Mac OS X 10.11 offiziell erschienen. Und Windows 10. Und viele von Ihnen werden sich überlegen, ob Sie jetzt upgraden sollen oder nicht. Wovon hängt das ab?
Im diesem Artikel lesen Sie, wie ich beim letzten Upgrade vorging, und was Sie besser machen können als ich.
In der Arbeit nutze ich Windows, und nehme damit eben das Windows, das mir unsere IT-Abteilung installiert. Zu Hause ist es der Mac, und somit stand die Entscheidung an: Das neue Mac OS X 10.11 El Capitan installieren oder nicht? Mit der Vorgängerversion Yosemite war ich nicht ganz so zufrieden. Auf meinem iMac Baujahr 2009 lief das nicht ganz so rund. Bisweilen fror das System ein.
1. Hardware kompatibel?
Vergewissern Sie sich auf der Website des Software-Herstellers, dass die neue Version der Software mit Ihrem Computer, mit Ihrer Hardware kompatibel ist.
Eine gewisse Hoffnung war vorhanden, dass ein Betriebssystem-Upgrade auch mal eine Performance-Verbesserung bringen möge.
Nun konnte man nachlesen, dass El Capitan dieselben Computer unterstützen würde wie der Vorgänger. Mein 2009er iMac also auch. Aber was heisst schon »kompatibel«? Kompatibel bedeutet, dass der Softwarehersteller seine Software auf dieser Hardware getestet hat und der Ansicht ist, dass das Zusammenspiel funktioniert.
Es heisst nicht automatisch, dass die Software auf der gegebenen Hardware besonders toll, schnell oder schön läuft. Lediglich absturzfrei sollte es wohl zugehen.
Das alleine ist mir zu wenig. Nun hat laut Apple das neue Mac OS X auch eine neue Ablaufarchitektur, die Performanzgewinne auch auf älteren Mac-Computern verspricht. Klingt gut. Ausprobieren kann man es ja.
2. Software-Liste vollständig?
Erstellen Sie eine Liste aller Software, die Sie auf Ihrem Computer verwenden. Denken Sie an die Programme, die kein Icon in der Programmliste oder im Startmenü haben.
Diesen Schritt hatte ich ausgelassen, und war gleich zum Schritt 3 gegangen. Blöder Fehler. Ich habe zwar eine Liste an Programmen, die ich auf einem neuen Windows-Laptop benötige, weil ich ich ab und an mal neue Hardware bekam, doch für meinen Computer zu Hause hatte ich so eine Liste nicht.
Denn sonst wäre mir der Lapsus nicht passiert, einige Tage mit nicht funktionierendem Drucker dazusitzen. Was mir weniger Unbill bereitete als Der Frau, die für diverse Ehrenämter einen Drucker benötigt.
Der Punkt ist der, dass Sie eine Liste aller Software brauchen, die Sie auch unbewusst nutzen.
Im konkreten hatte ich nicht beachtet, dass mein alter Laserdrucker nur mit dem Paket Gutenprint funktioniert, das unter Mac OS X Treiber für alte Drucker bereit stellt. Die bei mir installierte Version von Gutenprint vertrug sich nicht mit El Capitan, und eine neue Version gab es erst einige Tage später.
Wenn Sie auf Mac OS X beispielsweise Macport einsetzen, was viele Unix-Tools bereit stellt, dann gehört das auf die Software-Liste.
Um Ihnen die Sache zu erleichtern, können Sie gerne die Vorlage für Ihre Software-Liste herunterladen, indem Sie sich unter diesem Post mit Ihrer E-Mail-Adresse anmelden. Vervollständigen Sie die Liste mit den von Ihnen benutzten Programmen und markieren Sie in den Spalten die Wichtigkeit und ob Sie nachgesehen haben, inwieweit sich das Programm mit dem neuen Betriebssystem verträgt. Nutzen Sie die Liste dann auch für Schritte 3 und 4.

3. Software in der Liste kompatibel?
Gruppieren Sie die Software in der Liste nach Wichtigkeit: Welche Software nutzen Sie andauernd? Welche regelmäßig? Welche nur selten? Welche ist für Sie kritisch, welche weniger?
Prüfen Sie dann auf den Seiten der Hersteller, ob sich das neue Betriebssystem und deren Gerät bzw. die Software verträgt.
Gerne übersehen bei der andauernd verwendeten Software-Gruppe sind Treiber für Geräte wie Drucker, Scanner. Wie tragisch wäre es für Sie, wenn der Treiber erst in ein paar Wochen kommt? Was, wenn das Gerät gar nicht mehr unter dem neuen Betriebssystem unterstützt werden wird? Ein kritisches Gerät samt Software bei mir wäre beispielsweise mein Einzugsscanner.
Welches Automatisierungsprogramm verwenden Sie? Möchten oder können Sie ohne dieses auskommen?
Je nach Risikofreude brauchen Sie ja nicht alle Software zu kontrollieren, sondern vielleicht nur die mindestens regelmäßig genutzte oder besonders wichtige Software.
4. Kritische Software gut unterstützt?
Zu welcher Software, die Sie andauernd einsetzen, gibt es im Internet Berichte zu Problemen mit dem neuen Betriebssystem?
Dieser Schritt fällt Ihnen deutlich leichter, wenn Sie der Englischen Sprache mächtig sind, da Sie dann auf eine größere Zahl Meldungen zurückgreifen können.
Ich verwende dazu Google mit dem Namen der Software, dann dem Namen oder der Versionsnummer des Betriebssystems und wahlweise den Begriffen Problem, does not work und geht nicht, um auch umgangssprachliche Meldungen zu erwischen.
Beim Sichten der Ergebnisse sollten Sie auf die einzelne Meldung nicht besonders viel geben, aber wenn Sie eine ähnliche Problembeschreibung öfters finden, dann ist meist etwas dahinter. Ist das ein Problem des Betriebssystems oder haben alle diese Menschen vielleicht denselben Nutzungsfall, der zu einem Fehlverhalten führt?
Verwenden Sie nicht allzu viel Zeit auf diesen Schritt. Wenn es keine wirklichen Probleme gibt, werden Sie viele andere Problembeschreibungen zu der Software finden, die Sie aber nicht weiter bringen.
5. Vollständiges Backup erstellt?
Erstellen Sie ein vollständiges Backup des gesamten Systems, das Ihnen erlaubt, im Schadensfall wieder zurück zu gehen.
Dieser Schritt ist existenziell wichtig. Nur, wenn Sie ein vollständiges Backup haben, können Sie bei schwerwiegenden Problemen nach dem Upgrade noch ohne viel Aufwand zur alten Version zurückkehren.
Lesen Sie in meinen Beitrag zum Backup Day, wie Sie eine Sicherung erstellen.
Für Mac OS X: Schließen Sie eine externe Festplatte an und lassen ein vollständiges Time Machine Backup laufen. Das wird einige Stunden dauern, aber Sie nicht bei der Arbeit stören.
Für Windows: Das Bord-Backup von Windows sichert das Betriebssystem nicht, sondern nur die Nutzerdaten. Erstellen Sie ein Image, ein Abbild der Systemfestplatte. Wenn Sie das nicht können, dann empfehle ich Ihnen, mehr Zeit mit den Schritten 2 bis 4 zu verbringen, um das Risiko zu minimieren.
Beim vorigen Umstieg des Betriebssystems hatte ich so einen Fall, dass mit meiner Hardware noch Fehler auftraten und das System gerne mal einfror. Ich zog am zweiten Tag nach dem Upgrade die Reißleine, spielte mein Backup ein und konnte ohne Datenverlust weiter machen. Fairerweise ist anzumerken, dass alle meine Änderungen in der Zwischenzeit auf Dropbox stattfanden, so dass ich keine zusätzliche Datensicherung brauchte. Fünf Stunden später hatte ich mein altes Betriebssystem wieder, und ließ diese Version des Betriebssystems zunächst aus.
6. Upgrade durchführen.
Führen Sie das Upgrade durch wie vom Software-Hersteller angegeben.
Machen Sie das nicht, wenn Sie den Computer an dem Abend oder Tag gleich noch intensiv brauchen. Machen Sie das auch nicht vor einer Reise. Lieber noch ein paar Tage warten.
Hier habe ich ebenfalls schon mal einen Fehler begangen: Ich führte das Upgrade erfolgreich durch, und ging dann für einige Tage auf Dienstreise. Die Frau fand dann die meisten Stellen, an denen das Upgrade zu einem Fehlverhalten von Software führte. Im Normalfall hätte ich das bei normaler Benutzung gefunden, bevor Die Frau an den Computer musste, so aber hatte Sie das Vergnügen und ich per Telefon.
7. Aufmerksam benutzen.
Nutzen Sie den Computer in den nächsten Stunden und Tagen intensiv. Probieren Sie Software aus, die Sie nicht täglich benutzen, die jedoch wichtig ist. Führen Sie wichtige Arbeitsschritte durch und achten Sie auf seltsames Verhalten des Computers.
Wenn Ihnen hierbei Dinge auffallen, notieren Sie sie. Sollte etwas überhaupt nicht funktionieren, dann suchen Sie danach im Internet. Formulieren Sie das Problem auf Deutsch und auf Englisch und sehen Sie, ob andere das Problem ebenfalls haben, und ob es eine Lösung dafür gibt. Wenn Sie kommerzielle Software nutzen, dann kontaktieren Sie den Technischen Support des Software-Herstellers und schauen auf dessen Website nach.
Sollten Sie ein gravierendes Manko erfahren, dann führen Sie – falls das Betriebssystem es anbietet – ein Downgrade auf die vorige Version durch, oder spielen Sie Ihr Backup ein.
Locker bleiben…
…auch wenn es schwer ist. Ich bin in der glücklichen Lage, zur Not noch einen zweiten Computer zu haben, falls der erste nach einem Upgrade nicht will, und damit die dringendsten Arbeiten durchführen zu können.
Machen Sie sich das Leben leichter beim Upgrade und gehen nach Plan vor. Das mag etwas zwanghaft erscheinen, erspart aber unliebsame Überraschungen und Stress mit Der Frau.
Was sind Ihre Strategien für das Software-Upgrade?
Lassen Sie die anderen Leser ebenso wie mich bitte teilhaben an Ihren Gedanken und kommentieren Sie! Und erhalten Sie die Checkliste für den Software-Upgrade, indem Sie ihre E-Mail-Adresse unten eintragen.
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