Wie oft tun wir das eine, fühlen etwas anderes und denken über etwas drittes nach? Aufgerüttelt durch einen Fritze-Blitz Podcast wurde ich mir dessen wieder gewahr, und jetzt beim Schreiben fiel mir auch ein Artikel zum Zauber des Augenblicks in die Hände. So auch kürzlich bei einem mehrtägigen Ausflug auf die Embedded World, bei der ich eines Abends zunächst einfach 15 Minuten schwimmend runterreißen wollte, um mich nach dem langen Stehen am Messestand etwas zu bewegen.
Doch dann fiel mir etwas besseres ein: Schwimmen im hier und jetzt. Ohne Gedanken an die Zeit. Ohne Druck. Ohne Leistungsziel. Ohne andere Gedanken. Den Augenblick genießen.
Bevor ich ins Becken steige, atme ich tief ein und aus, ich fühle, wie die Luft durch die Nasenflügel strömt. Ich spüre das Wasser, wie es beim Eintauchen an den Händen vorbeiperlt. Das Ende des Beckens ist nur wenige Züge entfernt. Bei jedem Zug im Brustschwimmen tauche ich mit dem Kopf unter Wasser, fühle und sehe, wie ich im kühlen Naß dahingleite.
Ich stoße mich nicht ab, sondern schwimme frei wieder los. Die Kraft zum Beschleunigen wende ich gerne auf und habe so mehr von dem kurzen Becken. Die Schultern spüren, wie sie bei der Kraulbewegung kreisen. Bei den ersten bewussten, großen Bewegungen nehme ich ein leichtes Knacksen wahr, zunächst in der Schulter, dann in der Wirbelsäule.
Die Arme ganz lang machen, spüren wie sich die Muskeln strecken. Die Wirbelsäule knackst wieder leicht. Den Ellenbogen bewusst aus dem Wasser heben, sich an dessen Kreisbewegung erfreuen. Die Bewegung fühlt sich so an, wie die Stange außen an den Rädern einer Dampflokomotive.
Atmen. Der Brustkorb hebt und senkt sich. Ich spüre in meinen Eingeweiden, wie das Zwerchfell arbeitet. Die Hände ganz weit unter dem Körper durchziehen. Das Wasser spielt um die Finger. Ich weiß nicht, ob der Stil genau so richtig ist, aber darauf kommt es auch nicht an. Es fühlt sich einfach gut an.
Unter mir ziehen die Fliesenfugen des Schwimmbeckens dahin. Ich sehe nur ganz wenige einzelne Schwebeteilchen im Wasser. Außer mir sind heute Abend nur noch zwei andere Schwimmer im Becken. Einer davon macht soeben eine Wende, und tausende Luftbläschen bilden für kurze Zeit einen weißen Vorhang unter Wasser. Weiter vorne rückt am Boden ein Ablaufdeckel ins Blickfeld. Ich weiß nicht, was er bedeutet, und es ist mir auch egal. Ich greife mit der Hand nach dem Beckenrand, um gemütlich zu wenden. Die Fliesen fühlen sich glatt an. Ein Finger liegt in einer Fuge. Die Kante der Fliese ist scharf, der Fugenzement dagegen rau. Wieder abstoßen, noch eine Bahn.
Das Schwimmen hat heute etwas sehr meditatives. Ich zähle nicht die Bahnen, nicht die Züge. Und es macht Spaß, mit möglichst wenigen ruhigen Zügen das Becken zu durchqueren.
Ein Blick auf die Uhr an der Wand der kleinen Halle macht mir gewahr, dass über eine halbe Stunde vergangen ist und damit mehr als doppelt so viel, als ich mir vorgenommen hatte.
Fokussiere dich nicht immer auf das Ziel. Erfreue dich an der Tätigkeit, die dich dem Ziel näher bringt.
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