Dr. Joachim Schlosser

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Schreibprozess statt Schreibblockade

Schreibblockade? Muss nicht sein. Wie bei vielen anderen Schwierigkeiten hilft es auch hier, einen nachvollziehbaren Prozess zu haben, mit dessen Hilfe methodisch gearbeitet werden kann und damit nur die Entscheidungen getroffen werden müssen, die sich auf den Inhalt des Textes beziehen. Auf diese Weise ist das Denken unbelastet von dem, was ich Un-Entscheidungen nenne, Dinge, die man sich nicht jedes mal neu ausdenken müssen sollte.

PR-Doktorin Kerstin Hoffmann fragt in ihrer Blogparade »Schreibblockade – Tipps, Strategien und Erfahrungen« nach, wie denn Leute an Texten arbeiten.

Zudem ging letztens ein Blogstöckchen zum Thema »Was ist Dein Schreibprozess« herum, das ich mir an dieser Stelle selbst zuwerfe, weil mich wiederholt Bekannte und Kollegen fragen, wie ich eigentlich zu meinen Texten komme, sowohl methodisch als auch technisch. Beide Fragen beantwortet dieser Artikel im Überblick.

Focus Sheet

Ich beginne viele Texte mit dem Focus Sheet nach der Methode »Write to the Top« von Deborah Dumaine und dem Team von Better Communcations, Inc.. Das Focus Sheet stellt einige hilfreiche Fragen nach der Hauptaussage und den Adressaten eines Textes. Wenn ich diese Fragen für mich beantworte, erlange ich schon einiges an Klarheit darüber, was ich eigentlich genau schreiben will.

Das ist auch das wichtigste Werkzeug gegen Schreibblockaden. Ich benutze es nicht immer, aber wenn ich ohne angefangen habe und beim Schreiben nicht weiter komme, dann ziehe ich das Focus Sheet heraus und befülle es. Danach ist der Kopf klarer und das Schreiben funktioniert.

Stoffsammlung

Nun geht es ans Sammeln von Material. Irgendwoher kam ja schon die Idee, also trage ich das, was ich dazu schon gefunden und notiert habe, an einer Stelle zusammen, kopiere Zitate, und suche noch nach mehr Information.

Für Blogposts findet diese Stoffsammlung bereits in dem Dokument statt, in dem ich später auch schreiben werde. Für eher längere Texte sammle ich in einer MindMap, die mir erlaubt, die einzelnen Fakten und Aspekte miteinander leicht in Beziehung zu setzen.

Zur Stoffsammlung gehören freilich nicht nur Fakten und Zitate, sondern auch alle meine Einfälle zu dem Thema, die ich als Stichworte oder Textfragmente notiere (ich wollte eben »Textfetzen« schreiben, aber das kennt ausserhalb von Bayern wieder kaum einer).

Gruppieren und Sortieren

Nun gruppiere ich Ideen und Quellen zusammen. Die Gruppen können natürlich unterschiedlich groß sein. Vor allem bei kürzeren Texten kann es durchaus vorkommen, dass nur eine einzige Gruppe entsteht.

Sind es mehrere, geht es nun daran, die Gruppen untereinander zu sortieren und in eine Abfolge zu bringen. Hier spätestens brauche ich ‒ wenn vorhanden ‒ mein Focus Sheet, denn die Sequenz hängt natürlich davon ab, auf was ich hinaus will.

Zuletzt finde ich heraus, was die Überschrift der jeweiligen Gruppe sein könnte. Dies mache ich immer nach der Sortierung, weil die Überschriften selbst eventuell einem Muster folgen und in einer Ordnung zueinander stehen können. Bisweilen belasse ich es auch bei Arbeitsüberschriften und kümmere mich später um die genaue Benennung der Abschnitte.

Schreiben

Ist das geschehen, ist das Papier schon gar nicht mehr so leer und ich kann meist gut anfangen zu schreiben. Die meisten meiner Texte, also Artikel, Blogposts, aber auch längere Texte wie das Buch über Präsentieren, das ich derzeit verfasse, schreibe ich in einem einfachen Texteditor in der MarkDown-Syntax.

Der Grund dafür ist einfach: Ich möchte durch nichts abgelenkt werden, und gleichzeitig absolut portable Textdateien erzeugen. Kein Word, kein LaTeX und kein HTML erlauben mir dies. Zwar haben alle ihre spezifischen Vorteile und sind deutlich mächtiger, doch zum einfachen schreiben von Texten ist für mich die Markdown-Syntax ideal, vor allem in Verbindung mit dem entsprechenden reduzierten Editor.

Unter Windows nehme ich dazu WriteMonkey, unter Mac OS X heisst meine Wahl Byword. Letzteres kostet im Mac App Store unter 5€, WriteMonkey freut sich über eine Spende in beliebiger Höhe. Diese Schreibwerkzeuge haben für mich den großen Vorteil, dass sie eine minimalistische Benutzeroberfläche bieten: Ich sehe nur meinen Text vor mir. Keine Buttons, kein Mausgeklicke, keine Fenster, kein Schnickschnack. Nur weiß auf schwarz mein Text vor mir.

Schreibblockaden entstehen meiner Erfahrung nach durch zu viel Ablenkung. Also habe ich nur mein Focus Sheet und meine Stoffsammlung oder Gliederung vor mir und los geht’s.

Screenshot WriteMonkey

Nichts lenkt mich vom Schreiben ab. Die Textformatierung geschieht mithilfe der einfachen Syntax Markdown, bei der ich beispielsweise einer Kapitel- oder Abschnittsüberschrift einfach ein beziehungsweise mehrere Rautenzeichen # voranstelle. Eine Aufzeichnung beginne ich, indem ich den Zeilen ein Sternchen * oder einen Strich – voranstelle. Kursiv und fett erreiche ich mit einem bzw. zwei Sternchen vor und hinter dem jeweiligen Ausdruck. Für Links und einige andere oft wiederkehrende Elemente existiert ebenfalls eine einfache Syntax.

Zu Hause am iMac nutze ich Byword, unterwegs auf dem Laptop WriteMonkey, und auf dem iPhone ebenfalls Byword, dann eben in der iOS-Version. Da ich die Dateien meiner Blogposts und sonstigen Texte in Dropbox speichere, habe ich immer alles dabei und kann dort weitermachen, wo ich am anderen Gerät aufgehört habe. Da Markdown-Dateien nur einfacher Text sind, geht die Dropbox-Synchronisierung auch bei schlechter Internetverbindung im Zug schnell.

Korrekturlesen und Redigieren

Nun gehe ich duch den Text und sehe, ob das auch tatsächlich Sinn ergibt, was ich im vorigen Schritt fabriziert habe. Zudem ist nun gefragt, das ganze in vernünftige Rechtschreibung zu bringen. Beide Editoren haben eine Rechtschreibprüfung, wobei ich die in Byword optisch und technisch besser umgesetzt finde. Die automatische Prüfung freilich findet auch nicht alles, also lieber noch einmal drüberlesen.

Konvertieren

Je nachdem, was ich mit dem Text nun anfangen möchte, konvertiere ich nach HTML, LaTeX oder andere Formate. Beide Markdown-Editoren beherrschen die Konvertierung nach HTML, die ich bislang auch ausschließlich nutze. In letzter Zeit habe ich ein wenig mit Pandoc experimentiert, das mir auch sehr gut gefällt. Für längere Texte ist natürlich auch immer wieder interessant, sie einer Versionierung mit Git zu unterwerfen. Warum, das schreibe ich in 3 Gründe und 10 Tipps zur Versionierung von Dokumenten.

Nachdem ich den HTML-Code also habe, füge ich diesen für Blogposts in einen neuen Beitrag in meinem WordPress-Blog ein und versehe ihn entsprechend mit Bild und Metadaten.

Zusammenfassung der Tools

  • Schreiben: Byword, WriteMonkey
  • Versionierung: Git
  • Dateiablage: Dropbox
  • Konvertierung nach HTML: Byword, WriteMonkey, seit neuestem Pandoc
  • Blogging: WordPress
  • Bildbearbeitung: Adobe Photoshop Elements, Adobe Lightroom

Einfach

Früher habe ich Blogbeiträge in Microsoft Live Writer verfasst und mich immer geärgert, wenn ich zu Hause am iMac weiter schreiben wollte. Oder ich habe direkt in WordPress geschrieben und mich geärgert, wenn ich nicht offline weiterschreiben konnte. Mit dem Markdown-basierten Prozess habe ich all diese Probleme nicht mehr.

Zusammen mit der Methode via Focus Sheet und Stoffsammlung kann ich Texte auch bequem in mehreren Iterationen schreiben, ohne dass mir etwas verloren geht. Und Schreibblockaden treten dabei praktisch nicht mehr auf.

Und wie schreiben Sie?

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Kategorie: Kommunikation Stichworte: Bloggen, Markdown, Schreibblockade, Schreiben, Schreibprozess

18. Oktober 2013 von Joachim Schlosser 2 Kommentare

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Kommentare

  1. Elmar meint

    21. Oktober 2013 um 18:17

    Hi, der Link zu Byword scheint nicht zu funktionieren :)

    Antworten
    • Joachim Schlosser meint

      21. Oktober 2013 um 19:55

      Danke, Elmar, geht wieder.

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Ich bin glücklich verheiratet, Vater dreier Kinder, Fotograf, bekennender Produktivitäts-Junkie und Getting-Things-Done Anhänger sowie Vortragscoach für meine Mitarbeiter und Kollegen. Über diese Themen schreibe ich auch hier.

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