Dr. Joachim Schlosser

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Die sogenannte neue Rechtschreibung – Eine Verordnung und ihr Unsinn

Rechtschreibreform versus Rechtschreibverordnung

Als ich gerade mit dem Abitur beschäftigt war kam die sogenannte Rechtschreibreform. Doch was ist eine Rechtschreibreform im eigentlichen Sinne? Es ist ein Niederschreiben von Schreibgepflogenheiten, die im Verlauf der Zeit von einem Großteil der Sprachverwender angewendet werden.

Was ist 1996 aber in Wirklichkeit passiert? Es ist eine neue Schreibung verordnet worden, und zwar gegen den Willen des Bundestages, namhafter Persönlichkeiten der Medienlandschaft sowie dem Großteil der Bevölkerung. Und außerdem war es eine Schlechtschreibreform.

Warum es die „neue Rechtschreibung“ nicht gibt

Sprache ist lebendig. Von daher kann es nie einen Punkt geben, an dem eine „neue Rechtschreibung“ in Kraft tritt. Das einzige Beispiel, was mir dazu einfällt, ist Neusprech aus dem Roman 1984 von George Orwell, doch beschreibt dieser einen totalitären Staat, von dem wir – Gottseidank – noch weit entfernt sind. Rechtschreibung ist im Prinzip nur die Dokumentation dessen, wie im allgemeinen geschrieben wird, also eine Art demokratisches Regelwerk.

Die Verordnung hat ihre Ziele verfehlt

Die Verordnung, die im Übrigen nur für Schulen gilt, existiert, um eine Schreibung durchzusetzen, die es ohne sie nicht gegeben hätte. Das Ziel der Verordnung war, die deutsche Sprache leichter verständlich und leichter erlernbar zu machen. Dies ist in beiden Fällen grob verfehlt worden. Konventionell schreibt man zum Beispiel nichtssagend für jemand farblosen und nichts sagend für jemanden, der schweigt. Zwangsreformiert gibt es nur noch nichts sagend. Wenn ich jetzt über jemanden schreibe, er sei nichts sagend, was meine ich dann? Soviel zur Verständlichkeit.

Und wie sieht es mit dem Lernen aus? Nehmen wir z.B. das scharfe ß. Hier wurde nur ein Regelsatz durch einen anderen ersetzt, mit der Folge, daß keine Vereinfachung eintritt, sondern nur Verwirrung. So habe sogar ich einige Zeit Grüsse statt richtig Grüße geschrieben, wie es sowohl konventionell als auch zwangsreformiert heißt.

Muß man die Amtsschreibung verwenden?

Ein ganz klares Nein! Es gibt kein Gesetz, sondern nur einen Erlaß, der die Schulen zum Lehren der zwangsreformierten Regeln verpflichtet. Damit wurde der beispiellose Sachverhalt geschaffen, daß an den Schulen eine andere Sprache gelehrt wird, als in der Gesellschaft verwendet. Selbst Beamte und Angestellte des Öffentlichen Dienstes sind nicht verpflichtet, sie können, müssen aber nicht. Es ist vielmehr bundesverfassungsgerichtlich festgestellt:

„Soweit dieser Regelung rechtliche Verbindlichkeit zukommt, ist diese auf den Bereich der Schulen beschränkt. Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. Sie sind vielmehr frei, wie bisher zu schreiben. Auch durch die faktische Breitenwirkung, die die Reform voraussichtlich entfaltet, werden Sie daran nicht gehindert.“

Appell

Schreibt konventionell! Das Anwenden von oktroyierten Schreibregeln zeugt nicht von einem wachen Bürger, sondern von einem duckenden Untertan, der alles hinnimmt. Ich selbst habe einige Zeit zum Teil nach den zwangsreformierten Regeln geschrieben, und sie auch selbst als für nicht sinnvoll erachtet, da wirklich nichts vereinfacht wird. So habe ich mich dagegen entschieden.

Weitere Informationen

Eine umfangreiche Sammlung von Informationen und Argumenten findet sich auf der Seite von Hans-Jürgen Martin mit dem Titel Schriftdeutsch: Rechtschreibung und „Rechtschreibreform“.

Die komplette Rechtschreibung findet sich im Duden, 20. Auflage. Ab der 21. Auflage wurde vom bewährten Prinzip Abstand genommen, daß der Duden jenes Deutsch enthält, welches auch verwendet wird. Seit dem heißt es nicht mehr „Aufschreiben, was ist“, sondern „Aufschreiben, was sein soll“.

Update:

Dieser Artikel aus 2002. Mittlerweile schreibe ich berufsbedingt in der neuen Rechtschreibung. Seit der Reform-Reform darf nun eh jeder fast so schreiben, wie er will, und insgesamt bin ich deutlich entspannter geworden, was das Thema angeht.

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Kategorie: LaTeX & Co Stichworte: Rechtschreibung

16. Juli 2002 von Joachim Schlosser Kommentar verfassen

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Hallo. Ich bin Dr. Joachim Schlosser. Beruflich führe ich bei Elektrobit Automotive Informatiker und Ingenieure, die Automobilfirmen zu Softwarearchitektur, Agile Entwicklung und Funktionale Sicherheit beraten. Daneben bin ich Autor eines LaTeX-Lehrbuches, MINT-Botschafter und blogge zweiwöchentlich hier auf www.schlosser.info.

Ich bin glücklich verheiratet, Vater dreier Kinder, Fotograf, bekennender Produktivitäts-Junkie und Getting-Things-Done Anhänger sowie Vortragscoach für meine Mitarbeiter und Kollegen. Über diese Themen schreibe ich auch hier.

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