Gaswerk, Foto von Boris Ott

Noch nicht zufrieden oder besser als gedacht?

Augsburg, drittgrößte Stadt Bayerns, ist bekannt für… ja was eigentlich? Ein Zeitungsartikel in der Augsburger Allgemeinen über einige Feste und Veranstaltungen am Wochende zeigen Muster auf, die Hinweise auf das darunterliegende Problem geben.

Das »schwäbische Tollwood«

Da machen sich zwei Unternehmer auf und organisieren das Grenzenlos-Festival auf dem Gelände des Gaswerks, einem beeindruckenden Industriedenkmal von überregionaler Bedeutung, und manche nennen es sogar das »schwäbische Tollwood«. Es kamen 70000 Besucher, gehofft hatten sie auf 100000. Das Wetter schien problematisch zu sein, dennoch soll im kommenden Jahr eine Neuauflage folgen.

Wenn ich als Veranstalter mit der Presse spreche und damit tausende potentieller Gäste fürs Folgejahr, sollte ich dann herumweinen und meine Probleme und Hoffnungen ausbreiten? Was sendet das für eine Botschaft? Ich lese da »es war nix los« und »wenn das Wetter nicht optimal ist, braucht man nicht hinzugehen, das sagt sogar der Veranstalter«.

Reggae-Sänger Gentleman sang vor 1500 Besuchern, und ein Ensemble der Münchner Philharmoniker spielte ohne dass dafür Eintritt verlangt wurde, nachdem offensichtlich kaum Eintrittskarten verkauft wurden. Der Artikel schreibt »Strehle verbucht es unter Werbung«. Klingt das so als sei er froh darüber?

Will der Veranstalter das Event nochmal durchführen? Wohl ja. Wäre es dann vielleicht eine gute Idee, jetzt schon Lust auf das nächste Mal zu machen und das Interview als Werbemaßnahme zu nutzen? Ich meine ja. Meine Güte, 70000 Besucher an einem Wochenende, das ist ein Viertel der Stadtbevölkerung. Da kann man doch ruhig sagen »die Besucher kamen in Scharen und hatten Spaß. Wir sind stolz, aus dem Stand so ein attraktives Fest für Augsburg geschaffen zu haben. Trotz des Wetters kamen über 70000, wohl auch weil das Gelände ja durchaus auch Regenschutz bietet. Bei schönem Wetter nächstes Jahr sind wir zuversichtlich, noch einen draufsatteln zu können. Voll bewährt hat sich auch, das Konzert von Gentleman und dem Ensemble der Münchner Philharmoniker. Um möglichst vielen Besuchern den Genuß zu ermöglichen, haben wir diesen musikalischen Hochgenuß mit freiem Eintritt angeboten, was dann auch rege angenommen wurde.«

Die Fakten sind dieselben, und doch: klingt das nicht viel positiver und macht mehr Lust auf die Neuauflage des Festes?

Jakober Kirchweih

Ist das vorteilhaft, wenn das Zitat zum Fest »Dort muss frischer Wind rein, das ist nicht gut, was da läuft« lautet, so wie Sabine Hofmann vom Stadtteilverein lamentiert? Bei aller berechtigert Kritik, wäre es nicht für das durch die Zeitung ja angesprochene mögliche Publikum attraktiver etwas so anzusprechen: »Die Jakober Kirchweih ist das traditionsreichste Volksfest in Schwaben. Für das kommende Jahr nehmen wir uns zusammen mit der Stadtverwaltung und den Schaustellern einiges vor, damit die Augsburger die Schönheit des Festes noch mehr genießen und erleben können. Ich freue mich deshalb auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Ordnungsreferenten Volker Ullrich und dem Marktamtschef Werker Kaufmann.« Klingt das nicht deutlich positiver statt nur lamentierend?

Das Glas ist halb leer oder halb voll…

… und der Ingenieur sagt einfach, das Gefäß sei für die Füllmenge überdimensioniert. Im Ernst: Wer will zu einem Fest, bei dem der Veranstalter in der Zeitung lamentiert? Es geht ja nicht darum, immer top gelaunt zu sein und den Leuten was vorzuschwindeln. Doch die eigene Sichtweise macht die Realität, die eigene und beeinflusst auch die der anderen.

Augsburg ist Einstellungssache.

Doch die Frage bleibt: Trage ich mein Geld gern zu einem, der dann doch nicht zufrieden ist? Oder doch lieber zu einem Veranstalter der danke sagt und sich auch in der Zeitung auf mein Wiederkommen freut?

(Foto: Boris Ott bei Flickr, CC-BY-NC: Bestimmte Rechte vorbehalten)

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