Der folgende Artikel ist ein Auszug aus meinem kommenden Buch Präsentieren im Dialog oder was »Die Kunst des Krieges« für den Vortrag lehrt. Tragen Sie sich – sofern nicht schon geschehen – oben rechts ein, wenn Sie vom Erscheinen des Buches erfahren wollen.
Die fünf konstanten Faktoren
Bevor Sie Ihren Vortrag entwerfen und ausarbeiten, geschweige denn halten, sollten Sie sich einige grundlegende Gedanken über die Situation machen. Sun Tsu empfiehlt, sich Gedanken über fünf Bereichen zu machen, die er als konstante Faktoren bezeichnet:
- Moralisches Recht
- Himmel
- Erde
- Anführer
- Methoden und Disziplin
Moralisches Recht.
Das klingt für einen Vortrag erstmal nach einem ziemlich großen Wort. Woher nehmen Sie das moralische Recht, an dieser Präsentation zu arbeiten? Ganz konkret schließt das die Frage ein, was der Kern Ihres Vortrags ist. Was wollen Sie Ihren Zuhörern vermitteln, und warum? Aus welchem Grund genau gehen Sie in die Präsentation? Warum wählen Sie das Mittel des Vortrags? Warum sollte Ihnen irgendjemand zuhören wollen?
Wenn Sie Ihre Gedanken vorab mit reinem Gewissen beantworten, wirkt sich dass auf die Art aus, mit der Sie Ihren Zuhörern im Vortrag begegnen, und wird diese motivieren, Ihnen in Ihrer Argumentation zu folgen.
Wenn Sie selbst nicht vollkommen überzeugt sind, dass Sie aufrichtig sind und hilfreiche Ansätze propagieren, warum sollte es dann Ihr Publikum sein? Wenn Sie selbst das Mittel des Vortrags nicht für das effektivste in diesem Fall halten, warum sollte Ihr Publikum Ihnen dann zuhören? Wenn Ihnen selbst nicht klar ist, was der Kern Ihrer Präsentation ist, wie wollen Sie diesen dann in die Köpfe und Herzen Ihrer Zuhörer transportieren?
Anders herum betrachtet strahlen Sie Ihre Überzeugung auch ohne viele Worte aus, und geben durch Ihre vollständige Präsenz einen guten Rahmen. Und wenn Sie selbst das Anliegen Ihres Vortrags voll und ganz durchdrungen und verinnerlicht haben, dann wird dies auch in allem, was Sie während der Präsentation tun und sagen, sich widerspiegeln. Das Moralische Recht, so groß der Begriff zunächst auch scheint, hat zum einen ganz konkrete Überlegungen zur Folge und ist zum anderen essentiell für Ihre Präsentation. So lange Sie Ihr Moralisches Recht nicht für sich geklärt haben, sind alle anderen Überlegungen Makulatur.
Sie sind Teil einer Organisation und bekommen die Anweisung, zu einem bestimmten Thema vor einem Gremium einen Zusammenfassung des Projektstatus zu präsentieren. Ist das schon das Moralische Recht? Nein, denn den Projektstatus könnten Sie auch in einem kurzen Memo verteilen. Was also könnte das Moralische Recht einer Präsentation begründen? Was wollen Sie denn in den Köpfen der Zuhörer erreichen? Was wollen Sie denn von dem Gremium bekommen? Zustimmung? Rat? Zusätzliche Mittel? Sie können mit der Statusmeldung einen Mehrwert bieten, wenn Sie eine eigene Einschätzung und einen Ausblick geben, der nicht technokratisch die Mittel des geschriebenen Worts eins zu eins in gesprochene Sprache umsetzt, sondern in dem Sie Ihre Empfindung in Bezug auf das Projekt transportieren. Was ist der Mehrwert des Projekts für das Gremium? Wenn Sie Zustimmung für ein Projekt auf der Kippe benötigen, könnte das Moralische Recht der Präsentation darin bestehen, die Sinnhaftigkeit des Projekts in Frage zu stellen und somit eine Verbindung zu den einzelnen Mitgliedern des Gremium zu schaffen.
Moralisches Recht heißt nicht, dass Sie unbedingt objektiv recht haben müssen mit Ihrer Ansicht – sofern man überhaupt objektiv recht haben kann – sondern dass Sie überhaupt eine Ansicht haben.
Locker bleiben
Wie sehen Sie das? Brauchen Sie das Gefühl des »Moralischen Recht« für Ihren Vortrag?
Lassen Sie die anderen Leser ebenso wie mich bitte teilhaben an Ihren Gedanken und kommentieren Sie!
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