Markdown oder LaTeX

Wann Markdown, wann LaTeX

Es gibt doch Markdown, soll ich dann überhaupt noch mein Dokument in LaTeX schreiben? Wann lieber Markdown, wann lieber LaTeX?

Da diese Frage immer wieder aufkommt, lesen Sie im folgenden eine kleine Gegenüberstellung.

Selbst schreibe ich seit fast fünfzehn Jahren in LaTeX, und seit drei Jahren viel in Markdown. Ich mag beide Sprachen sehr gerne.

Was ist LaTeX?

»LaTeX zu lernen heißt, sich auf eine andere Art des Schreibens einzulassen. Eine Art des Schreibens, bei der das geschriebene Wort zunächst wichtiger ist als der Schriftsatz, in der das Wort aufs Papier oder ins PDF gebracht werden soll. Und doch: Indem sich der Student, Doktorand, Wissenschaftler, Literat, Lehrer, Schüler oder Autoren und ganz normale Menschen wie Du und ich auf das Schreiben von Text und Struktur des Dokuments beschränken, lassen wir den Automaten, der LaTeX heißt, seine Kenntnis ausspielen, wie ein gutes, schönes Schriftstück aussieht.«
(aus Warum LaTeX lernen?)

LaTeX ist eine Art, Dokumente zu erstellen, indem Befehle in einen Text eingebettet werden. LaTeX gibt es seit Anfang der 1990er Jahre, als Vereinfachung von TeX. LaTeX ist in der wissenschaftlichen Community weit verbreitet, weil es sehr mächtig, sehr flexibel und unglaublich stark im Satz von Mathematik, Gleichungen und zuverlässigem Textsatz ist. LaTeX-Dokumente sind portierbar, und erzeugen druckreife Ausgaben.

[latexbuchamz]

Was ist Markdown?

»Markdown ist eine vereinfachte Auszeichnungssprache, die von John Gruber und Aaron Swartz entworfen wurde. Ein Ziel von Markdown ist, dass schon die Ausgangsform ohne weitere Konvertierung leicht lesbar ist. Als Auszeichnungselemente wurden daher vor allem Auszeichnungsarten verwendet, die in Plaintext und E-Mails üblich sind. «
(aus Wikipedia, Lizenz CC-BY-SA)

Markdown-Dokumente sind problemlos im Quelltext lesbar auch von Menschen, die kein Markdown können, weil die Syntax so einfach ist. Ich verwende Markdown in meinem Schreibprozess für Blogposts, weil ich damit auf jedem Gerät unter allen Umständen schreiben kann, ohne mir Gedanken ums Format zu machen.

Zudem kann ich den mit der Markdown-Syntax ausgezeichneten Text sehr einfach in HTML und andere Formate wandeln.

Wie hängen Markdown und LaTeX zusammen?

Markdown kann weniger als LaTeX. Dafür kann beispielsweise Pandoc Texte in Markdown nach LaTeX wandeln. Umgekehrt funktioniert dies nur in Einzelfällen, wenn Sie im LaTeX-Dokument nur sehr einfache Auszeichnungen und Konstrukte verwendet haben.

5 Gründe, in LaTeX zu schreiben

  1. Sie wollen Druckdaten in Postscript oder PDF erzeugen in einer Layout- und Satzqualität, die über jeden Zweifel erhaben ist: Das ist genau der Anwendungsfall, der LaTeX auszeichnet.
  2. Sie haben viele mathematische, physikalische, chemische oder sonstige Gleichungen in Ihrer Arbeit: Dies in überragender Qualität umsetzen zu können ist wohl ein Alleinstellungsmerkmal von LaTeX.
  3. Sie haben feste Layoutvorgaben von der Universität, dem Lehrstuhl, der Konferenz oder dem Journal: Im wissenschaftlichen Bereich werden Ihnen in der Regel entsprechende LaTeX-Vorlagen bereit gestellt, so dass Sie einfach nur schreiben können.
  4. Das Einbinden von Literaturverweisen ist dank Bibtex/biblatex sehr mächtig und flexibel. So ziemlich jedes Format können Sie umsetzen. Bibtex funktioniert zwar auch in Pandoc, aber längst nicht so flexibel.
  5. Alles, was Sie an Struktur und Layout umsetzen wollen ‒ Sie können es tun. Vielleicht müssen Sie sich ein wenig anstrengen, und ich empfehle Ihnen, LaTeX einfach zu benutzen.

5 Gründe, in Markdown zu schreiben

  1. Markdown ist einfach, Sie haben die Grundzüge nach etwa 7 Minuten gelernt, um kursiv, fett, Überschriften, Listen und Links schreiben zu können.
  2. Texte in Markdown ist jederzeit lesbar, weil es eine »leichtgewichtige« Auszeichnungssprache ist, die nur wenige Zeichen und Befehle zum Text hinzufügt. Sie können den Quelltext problemlos weitergeben an Leute, die kein Markdown beherrschen.
  3. Markdown lässt sich ausgezeichnet nach HTML wandeln, eben weil es weniger mächtig als LaTeX ist. Somit ist Markdown ideal für Texte, die sowohl gedruckt als auch im Web erscheinen sollen.
  4. Markdown-Konverter wie Pandoc sind leicht zu installieren und beanspruchen wenig Platz. Viele Editoren können Markdown direkt im Programm umwandeln.
  5. Da die Markdown-Syntax so einfach ist, können Sie Texte einfach in jedem Texteditor, auch auf Tablets schreiben, wo einem bei LaTeX ja schon ab und an ein Befehl entfällt.

Fazit: Meist in Markdown anfangen

Wenn Sie wenig oder keine komplexen mathematischen Ausdrücke benötigen, und hauptsächlich mit einer einfachen Gliederung und Textarten schreiben werden, dann fangen Sie in Markdown an.

Von Markdown aus kommen Sie problemlos nach HTML und LaTeX – wie auch an anderer Stelle festgestellt –, so dass Sie für schön gesetzte Druckdokumente und PDFs nach wie vor LaTeX verwenden können. Also gerne die einfache Syntax von Markdown und die überragende Satzqualität von LaTeX nutzen. Die Pandoc-Hilfe sagt Ihnen, wie das geht.

Auf diese Weise heisst es nicht unbedingt Markdown oder LaTeX, sondern gerne Markdown mit LaTeX.

Sie wissen jetzt schon, dass Ihr Dokument formellastig mit viel Mathematik und Literaturverweisen wird, und aufwändigen Strukturen? Dann nehmen Sie gleich LaTeX.

Wann schreiben Sie in Markdown, wann in LaTeX?

Schreiben Sie es als Kommentar und lassen Sie andere Leser Teil haben an Ihren Gedanken.

Photo: Joachim Schlosser, License Creative Commons Attribution Share-Alike

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Kommentare

13 Antworten zu „Wann Markdown, wann LaTeX“

  1. Danke für diesen Beitrag!! Das sind genau die Fragen, die ich mir gerade stelle…
    Für meine MA (geisteswissenschaftliches Fach) ist eigentlich Markdown völlig ausreichend, da ich keinen Kram wie Tabellen, Matherechnungsgedöns brauche. Außerdem will ich die Arbeit auf GitHub dokumentieren, wo ja Markdown verwendet wird.
    Wäre da aber nicht diese elendige Rumwurstelei mit pandoc und der Bibtex-Literaturverwaltung, an der ich mir gerade die Zähne ausbeiße… :( Inzwischen überlege ich mir aus genau diesem Grund, auf LaTeX umzusatteln, in der Hoffnung, dass der ganze Literaturverwaltungsunsinn dort einfacher geht.
    Was denkt ihr ist für mich ökonoimischer: dranbleiben, oder LaTeX von der Pike auf neu lernen?

    1. Für Literatur in Markdown gibt’s was sehr gut verwendbares (worüber ich noch bloggen werde): https://www.simondcoll.com/references-markdown-zotero/
      Nimm das. Verwende ich mittlerweile auch für längere Blogposts.

  2. Hallo,
    würden sie für eine Doktorarbeit eher Latex oder Markdown empfehlen?

    1. Kommt aufs Fach und Umfang an. Viele Grafiken oder Literatur sind in Markdown lästig zu notieren. Mathematische Gleichungen kann man zwar als Latex in Markdown einbetten, aber dann kann man gleich in LaTeX schreiben.

    2. Ich würde eher LaTeX empfehlen, da die Satz später besser ist. Das Ergebnis sieht (nahezu automatisch) später einfach besser aus!
      Auch kann man in Markdown sehr schlecht Fußnoten usw. einfügen und verwalten. Wenn man ein Literaturverwaltungsprogramm wie z.B. Citavi nutzt, kann man seine Zitate einfach von dort exportieren und sie werden dann einfach in das PDF von LaTeX eingefügt.

    3. Ich tendiere auch eher zu LaTeX, kann mir aber Fächer vorstellen, in denen mit wenig Fußnoten, Querverweisen und Abbildungen gearbeitet wird, also hauptsächlich eigener Text. Da kann Markdown einfacher sein.

  3. Hi!
    Für mich gilt:
    Markdown fürs Blog, da man die Texte auch schön und schnell unterwegs offline im Text-Editor schreiben kann und später wird dann der Text einfach ins Editor-Feld von Bludit kopiert.

    Für Briefe und alles, was länger ist, nutze ich TeX. Ich habe meine Masterarbeit in TeX geschrieben und war mehr als einmal überaus froh, dass ich mich frühzeitig mit TeX und LaTeX beschäftigt habe. Wenn die Parameter erst einmal stimmen muss man sich (fast) keine Gedanken mehr um das Layout kümmern!

  4. Avatar von Heiner Müller
    Heiner Müller

    Ich habe dank dieses Blogs pandoc kennengelernt. Bis dahin habe ich alle Schriftstücke direkt in Latex gesetzt.

    Jetzt nutze ich Markdown, um meine Texte zu verfassen und lasse sie per pandoc in Latex setzen und als PDF ausgeben.

    Über das Template-System von pandoc gebe ich eine Vorlage für Latexdokumente an und meine Texte werden entsprechend formatiert.

    Wenn ich Auszeichnungen brauche, die Markdown mir nicht bieten kann, verwende ich einfach Latex-Befehle in meinem Fließtext, durch die pandoc-Option -t latex werden diese entsprechend interpretiert und umgesetzt. Somit kann ich so gut wie den gesamten Latex-Funktionsumfang nutzen, und dennoch den Hauppteil meiner Arbeiten in Mardown schreiben.

    In einer Konfigurationsdatei kann ich Titel und sonstige Eigenschaften des Dokuments hinterlegen und eventuell zusätzlich benötigte Latex-Packages angeben.

    Der komplette Aufruf hierfür gestaltet sich dann als
    pandoc -s -S –template= -t latex -o .pdf

    Dieser Workflow hat die Qualität und Effizienz meiner Arbeiten wesentlich verbessert.

    PS: als hauptberuflicher Anwendungsentwickler bin ich es gewohnt in „einfachen“ Texteditoren zu schreiben und mir Scripte zu schreiben, die z.B. bei jedem Speichern im Dokument den o.g. pandoc-Aufruf ausführen.

    1. Freut mich, Heiner, danke sehr für die Rückmeldung!

  5. Herzlichen Dank für den Tipp. Mit LaTeX habe ich schon meine Erfahrungen, aber dieser Approach ist mir neu und auch sehr sympathisch. Werde ich mal für meine kommenden Blogartikel antesten, da fällt vielleicht auch mal ein PDF bei ‚raus ;-).

    Gruß
    Tilman

  6. Avatar von nttlaal

    Markdown ist extrem limitiert:

    * Keine gute Unterstuetzung fuer Vektor Graphik usw.
    * Keine umfangreiche Tabellen (colspan, rowspan, alignment, usw.)
    * Keine gute Unterstuetzung fuer Farben
    * Keine kontrolle ueber Platzierung (wenn man das mal braucht)
    * Keine automatische Bibliographie, Table of Figures, oder sonstige Generierungen

    Markdown ist halt eine „Lightweight markup language“, mit dem Focus auf „Lightweight“; welches aber auch limitieren kann.
    Uebrigens: wenn schon eine „Lightweight markup language“, dann uebrigens habe ich evtl. eine Praeferenz fuer Asciidoctor.

    Ansonsten: LaTeX.

  7. Ich muss gestehen: In LaTeX habe ich noch nie was geschrieben; vielleicht, weil ich noch nie wissenschaftliche Texte verfassen musste; vielleicht, weil ich den Lernaufwand gescheut habe. Für „normale“ Texte, sagen wir mal Geschäftsbriefe oder auch Gedichte, benutze ich ein Textverarbeitungsprogramm (TextMaker von SoftMaker).

    Aber als Webdesigner stößt man unweigerlich auf Markdown. Für mich selber fand ich es immer uninteressant, weil ich natürlich an HTML gewöhnt bin. Allerdings ist Markdown eine schöne Sache für Kunden, die ihre Inhalte selber pflegen wollen. Ein WYSIWYG-Editor ist da oft zu überladen und unübersichtlich, HTML zu schwierig (obwohl ich selber nicht verstehe, was so schwer daran sein soll zu verstehen, dass Elemente ein öffnendes und schließendes Tag haben und auf eine ziemlich logische Weise verschachtelt werden können).

    Doch inzwischen finde ich Markdown richtig klasse. Es lässt sich ja, wie dieser Artikel hier beschreibt, für alles Mögliche verwenden. Der Quelltext kommt schön übersichtlich daher. Eine Überschrift mit Kreuzchen davor ist halt schneller getippt und einfacher erkennbar als eine mit h1 in spitzen Klammern davor und dahinter, wie etwa in HTML.

    Und es gibt einige Markdown-Editoren, zumindest für Windows und Mac; für Linux habe ich bisher noch keine gefunden. Natürlich kann man auch jeden x-beliebigen Reintext- oder auch HTML-Editor benutzen, aber diese Markdown-Editoren finde ich für diesen Zweck irgendwie besser. Die meisten haben eine zweigeteilte Ansicht, sodass man links den Quelltext hat, rechts die in HTML übersetzte Variante, also eine Ansicht wie in einem Webbrowser. Und oft gibt es oben noch eine bebilderte Menüleiste.

    Ich habe mir MarkdownPad 2 für Windows geleistet, mit dem ich prima zurecht komme. Kostet ja nur so 15 oder 20 Euro rum.

    1. Avatar von Heiner Müller
      Heiner Müller

      Hallo Torsten,

      für Linux bietet sich der Atom-Editor an, der von Hause aus eine HTML-Vorschau für Markdown anbietet.
      Diesen Editor gibt es auch für Windows und Mac.

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