Management Hand

Lesen: Klaus Schuster – Wenn Manager Mist bauen. Führen mit ganzer Hand

Wie führen Sie?

Wissen Sie oder fragen Sie?

Reden Sie oder entscheiden Sie?

Produzieren Sie Analysen oder Resultate?

Sind Sie Opfer der Umstände oder Macher?

Ziehen Sie Dinge durch oder folgen Sie ständig Trends?

»Managen Sie noch oder bewegen Sie schon?«

Klaus Schuster hat wieder einen Kracher vorgelegt: »Wenn Manager Mist bauen ‒ Die fünf schlimmsten Fehler und wie Sie diese verhindern«. Der Managementberater, dessen Blog Unter vier Augen ich Ihnen sehr ans Herz lege, spricht mit seinem dritten Buch alle an, die… ja was eigentlich? Ihren Führungsstil verbessern möchten? Nein, das trifft es nicht. Alle, die Ihren Führungsstil transformieren möchten, eine neue Leistungsstufe erklimmen. Das trifft es besser.

Schuster geht es nicht um graduelle Verbesserungen. Der will nicht spielen. Der will machen. Der knallt uns eine vor den Latz und sagt: Wenn du Mist baust und Mist-Gewohnheiten hast, dann kommt auch Mist raus.

Fünf Fehler

Entsprechend dem Titel »Wenn Manager Mist bauen ‒ Die fünf schlimmsten Fehler und wie Sie diese verhindern« können Sie im ersten Teil des Buchen diese denn auch nachlesen. Natürlich sind das keine einzelnen Verfehlungen, sondern Muster, die jeweils für eine ganze Klasse an Fehlern und Fehlverhalten stehen.

  1. Hybris ‒ »Ich bin Gott! Ich weiß alles!«
    Die Annahme, mehr zu wissen als andere Menschen in der Organisation, ist vermessen. Wenn die Führungskraft schlauer ist als die Mitarbeiter, oder mehr noch als die Summe der Mitarbeiter, dann läuft etwas falsch.
  2. Logorrhö ‒ »Quatsch mir das Ohr blutig!«
    Wenn eigentlich alles gesagt ist, und die Managerin dennoch nicht aufhören kann zu reden, heißt dasLogorrhö.Sprechdurchfall.Wer viel redet, fragt nicht mehr, und lernt nichts Neues. Und außerdem trifft die Managerin dann eben keine Entscheidungen. Sondern redet.
  3. Inputitis ‒ »Sei sinnlos!«
    Für was werden Manager bezahlt?Na hoffentlich für Ergebnisse zu Gunsten des Unternehmens. Ist eine Analyse ein Ergebnis? Nein, das ist ein Zwischenstand.»Die Sau wird vom ständigen wiegen nicht fetter« sagt der Landwirt, und dennoch wiegen viele Managerinnen täglich, ohne dass das irgendetwas ändert. Klaus Schuster nennt das Inputitis, immer noch mehr Input zu fordern und zu erzeugen, statt ein vernünftig Maß an Daten zu nehmen und dann zu handeln.Das ist auch der Grund, warum ich lieber Führungskraft sage als Manager. Führen ist so viel mehr ergebnisorientiert als managen, was ja übersetzt verwalten bedeutet.
  4. Hierarchitis ‒ »Diese Penner da oben!«
    Wer ist schuld? Das mag für manche Begebenheiten eine intellektuell interessanteGedankenübung sein, für manche auch Inhalt ihres Berufslebens, doch in der Regel sind andere Fragen wichtiger.Kann ich Dinge nicht machen, weil in der Hierarchie über mir jemand nicht zustimmt? Oder ist das nicht eine Ausrede dafür, dass ich mir keine besseren Gedanken gemacht oder Rat bei meinen Mitarbeitern eingeholt habe?Wer immer auf »diese Penner da oben« schimpft, macht sich zum Opfer und beraubt sich damit der Handlungsmöglichkeiten.Hierarchitis trifft laut Schuster ‒ und auch nach meiner Meinung ‒ nicht nur einfache Mitarbeiter, sondern ganz oft auch gestandene Manager. Oft steckt dahinter die Angst, anzuecken oder etwas falsch machen zu können.
  5. Hopping ‒ »Die nächste Sau durchs Dorf!«
    Wer jedem Trend nachläuft, kommt nirgendwo hin, er dreht sich nur im Kreis.Wenn heute Aktion und Veränderungsprojekt A angeworfen wird, und dann nächste Woche Veränderungsprojekt B und so weiter, dann wird wahrscheinlich keines dieser Projekte je erfolgreich abgeschlossen werden. Das geht ja auch nicht, wenn ich ständig eine neue Marschrichtung ausgebe.Da hilft nur dran bleiben am Thema. Und sich eine Organisationsstruktur in der Gruppe, der Abteilung oder dem Bereich schaffen, die dabei hilft. Und durchatmen.

Mit dem Bewusstsein über die fünf Fehler allein kämen wir nicht weit. Deswegen hat Klaus Schusters »Wenn Manager Mist bauen« noch einen zweiten Teil.

Fünf Finger des Action Manager

Klaus Schuster ist ein Freund klarer Worte. So bringt er auch eine schöne Merkhilfe für »Action Manager«: Die fünf Finger, jeder mit eigener Bedeutung. Und sagt damit: Mit der ganzen Hand arbeiten. Mancher Finger ist beim einen stärker als beim anderen, und das ist in Ordnung. Aber es braucht alle fünf.

  1. Daumen: Bedarf sehen.
    Nur wer hinsieht und bemerkt, was falsch läuft, kann etwas tun. Also ist der erste Schritt: Hinschauen, aufmerksam hinschauen.
  2. Zeigefinger: Anpacken.
    Hinschauen allein hilft nichts. Ich als Manager muss selber aktiv werden. Eben anpacken.
  3. Mittelfinger: Aufs Wesentliche fokussieren.
    Wie leicht verzetteln wir uns in wichtigen Projekten, wie leicht beschäftigen wir uns mit unwichtigen Details und lassen die zentralen Aspekte unbeackert. Deshalb: fokussieren. Und den Defokussierern den Mittelfinger zeigen.
  4. Ringfinger: Einfach machen.
    Komplex sind Situationen von alleine. Da brauchen wir sie nicht auch noch kompliziert machen. Es bleibt derjenige im Handeln, der Komplexität anerkennt, aber nach Möglichkeiten sucht, diese zu vereinfachen.
  5. Kleiner Finger: durchziehen bis zum Schluss.
    Dran bleiben. Nicht aufgeben. Das Rennen geht bis zur Ziellinie. Wer hundert Meter vor dem Ziel das Gas rausnimmt, riskiert, stecken zu bleiben, wenn sich noch ein Anstieg auftut. Projekte abschließen oder abschießen, nie aber versanden lassen.

Danke, Klaus Schuster, die fünf Finger kann ich konkret anwenden. Das hilft mir.

Was ist nun mit Action Managern im Unternehmen? Klaus Schuster warnt: »Wer anpackt, wird bestraft.« Veränderung ruft Widerstand hervor. Wir können keine Dankbarkeit erwarten, kein Lob. Wir können uns freuen, wenn die Dankbarkeit kommt. Es aber wegen zu erwartender Dankbarkeit zu tun, führt mittelfristig zu Frust. »Der Action Manager macht’s nicht für Dank und gute Worte. Er macht’s überhaupt für niemand anderen. Er tut’s für sich selbst.«

Kraftvoll

Wie schreibt er, der Klaus Schuster? Und wie sieht das Buch aus?

Vom Layout her ist »Wenn Manager Mist bauen« schlicht. Einfacher Text, mit grau unterlegten Zitatsammlungen. Kein Schnickschnack.

Klaus Schuster ist ein Freund von Anglizismen. Ich ja nicht so sehr. So lässt er an manchen Stellen einen Ausruf oder Aufruf als prägnante Englische Wendung einfließen. Was ich auf der einen Seite zwar nicht gut finde, auf der anderen Seite jedoch nachvollziehen kann, weil in der englische Sprache vieles prägnanter und einfacher auszudrücken ist.

Seine Sprache ist sehr kräftige. Die »Action« ist spürbar. Ich konnte beim Lesen spüren, wie Schuster vom Stuhl aufspringt und anpackt. Diese Sprache ist ansteckend, und bringt einen ins Tun.

Verbindungen ‒ 7 Wege zur Effektivität

Vieles, was Klaus Schuster so plastisch darlegt, folgt den Prinzipien der »7 Wege zur Effektivität« von Dr. Stephen Covey. Dies wurde mir beim zweiten Lesen erst so richtig bewusst.

Legen Sie einfach mal die Begriffe der Fehler aus »Wenn Manager Mist bauen« und die 7 Wege nebeneinander:

  • Hybris vs. Erst verstehen, dann verstanden werden und Schon am Anfang das Ende im Sinn haben
  • Logorrhö vs. Erst verstehen, dann verstanden werden
  • Inputitis vs. Schon am Anfang das Ende im Sinn haben und Das wichtige zuerst
  • Hierarchitis vs. Proaktiv sein und Gewinn-Gewinn denken und Synergien schaffen
  • Hopping vs. Das wichtige zuerst tun

Ebenso funktioniert es mit den fünf Fingern und den 7 Wegen:

  • Bedarf sehen ‒ Erst verstehen, dann verstanden werden
  • Anpacken ‒ Proaktiv sein
  • Aufs Wesentliche fokussieren ‒ Das Wichtige zuerst
  • Einfach machen ‒ Das Wichtige zuerst
  • Durchziehen ‒ Schon am Anfang das Ende im Sinn haben

So gesehen bietet Klaus Schuster einen Anwendungsleitfaden für einen Teil der 7 Wege von Stephen Covey. Ob ihm das so bewusst ist?

Was macht das mit Ihnen?

Habe ich mich bei manchem Fehler ertappt gefühlt? Ja, sicher. Ich führe jetzt seit sieben Jahren bei MathWorks hauptberuflich Menschen, hatte und habe gute Lehrer. Und dennoch tappe ich in Fehler. In manche öfter, in manche seltener. Deshalb ist Schusters Buch »Wenn Manager Mist bauen« auch ein Weckruf, nie den Status Quo zu akzeptieren, sondern immer an mir zu arbeiten.

Schusters Buch kommt für mich zu einem guten Zeitpunkt, weil ich ohnehin gerade einige Dinge in meiner Führung ändere. »Wenn Manager Mist bauen« bietet ganz konkrete Hilfe, das eigene Verhalten zu reflektieren und zu ändern.

Wer ist Führungskraft? Vielleicht glauben Sie, dass nur der Führungskraft ist, dem disziplinarisch oder fachlich andere Mitarbeiter untergeordnet sind, und das ganze Buch für Sie also gar nicht geschrieben ist? Blödsinn, denn wen sollten Sie am intensivsten führen?

Richtig: sich selbst. Sie selbst sind Ihre eigene Führungskraft. Jedenfalls sollten Sie das sein.

Also lesen Sie diesen Artikel nochmal, mit sich selbst im Fokus.

Und dann teilen Sie diesen Artikel bitte mit Ihren Kollegen, denn auch die sollen sich ja führen.

Disclosure: Ich hatte mit Klaus Schuster in der Vorbereitungsphase für dieses Buch Kontakt und darf deshalb für ein persönlich gewidmetes Exemplar direkt aus Ljubljana in Händen halten.

Photo: Pat Dumas on Flickr, License Creative Commons Attribution Non-Commercial Share-Alike

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