Warum nennen wir manche Vorgesetzte einfach nur Manager, andere dagegen Führungskräfte? Weil Führungskräfte führen. Und wer führt, gewinnt. Darum geht es in diesem Buch, das Jack Welch und seine Frau Suzy einfach nur Winning – Gewinnen genannt haben.
“You are not a leader to win a popularity contest – you are a leader to lead.” – p. 72
“Sie sind nicht Führungskraft, um einen Beliebtheitswettbewerb zu gewinnen – Sie sind Führungskraft, um zu führen.”
Jack Welch war der CEO von General Electric, einem großen, weltweit agierenden Technologiekonzern, der von Kühlschränken über Flugzeugtriebwerke bis zu Raffinerien alles baut, also ähnlich wie Siemens. Und Welch war überaus erfolgreich darin, dieses Unternehmen zu leiten. Was also macht den Erfolg aus?
“Work is too much a part of life not to recognize moments of achievement. Grab as many as you can. Make a big deal out of them.” – p. 79
“Arbeit ein zu großer Teil des Lebens, um Erfolgsmomente nicht anzuerkennen. Nehmen Sie so viele wie sie können. Genießen Sie sie.”
Das Buch beginnt mit den für Welch grundlegenden Elementen des Gewinnens: Mission und Werte sind essentiell um überhaupt herauszufinden, wo man oder die Firma hin möchte. Offenheit und Aufrichtigkeit machen eine Organisation nicht nur viel effizienter und effektiver, sondern auch zu einem langfristig angenehmeren Platz zum Arbeiten. Dies gilt auch für Differenzierung, und zwar die von Mitarbeitern und Unternehmensteilen, denn jeder Mensch kann irgendetwas besonders gut. Wichtig ist, dass er eine Arbeit macht, in der er das auch zeigen kann. Ein hervorragender Mitarbeiter ist jemand, der hervorragend auf seine Stelle passt, und die ist entweder die, die er hat, oder sonst irgendwo im Unternehmen, oder eben leider außerhalb. Meinung und Achtung aller, denn jeder Kopf und jeder Gedanken kann den Unterschied machen. Unternehmen, die ihren Mitarbeitern zuhören, sind erfolgreicher.
Sodann berichtet Welch in weiteren Teilen von seinen Erfahrungen zu Unternehmen, zum Wettbewerber zur eigenen Karriere und würzt das ganze kräftig mit treffenden Anekdoten.
“Strategy also means matching people with jobs – a match that often depends on where a business is on the commodity continuum.” – p. 183
“Strategie heißt auch, Menschen mit Stellen abzugleichen – ein Paar das oft davon abhängt, wo das Geschäft auf dem Weg zum Allerweltsgut liegt.”
Winning ist finde ich ein ehrliches, sehr intensives Werk. Welch schreibt deutlich und beschönigt nichts. Er inspiriert in seinen Unterkapiteln zu Strategien, Taktiken, Personalführung ebenso wie beim Thema Einstellen von Leuten. Ihm ist wichtig, das komplette Potential von Mitarbeitern zu nutzen. Doch er spricht auch offen über die unangenehmen Seiten des Gewinnens: Entlassungen Einzelner, Verkauf oder Abwicklung von Unternehmensteilen und Standorten. Es wird klar, dass erfolgreiche Firmen nicht immer nur Spaß machen. Auch dass der unbedingte Wille zum Gewinnen im Beruf negative Auswirkungen aufs Familienleben hat, betont er, und dankt seiner Ex-Ehefrau für die Unterstützung und das Verständnis all die Jahre.
“Managers can waste a lot of time at the outset of a crisis denying that something went wrong. Skip that step.” – Jack Welch, Winning, p. 148
“Manager können viel Zeit am Anfang einer Krise damit verschwenden, zu leugnen dass etwas schiefging. Lassen Sie diesen Schritt aus.”
Gerade diese Offenheit über die Dualität sagt mir zu: dies ist kein Hurra-es-geht-alles-und-hat-keine-Nebenwirkungen-Karriereratgeber, sondern zeigt Licht und Schatten der Muster auf, mit denen sowohl Welch selbst Erfolg hatte, als auch ihm vertraute Menschen und Unternehmen.
In die deutsche Übersetzung habe ich nur im Buchladen gesehen und festgestellt, dass sie mir deutlich zu flapsig formuliert ist. Freilich schreibt Welch auch im englischen sehr locker, doch klingt das im Gegensatz zur Übersetzung doch deutlich eleganter. Wer kann, sollte zum Original greifen.
Ich empfehle diese Buch auf jeden Fall allen Führungskräften, vor allem den Grundtenor der Ehrlichkeit und Offenheit, doch ebenso allen ambitionierten Menschen, die gerne selbst ihr Leben gestalten. Warren Buffet hat recht wenn er sagt “No other management book will ever be needed.”
Wie macht sich Winning optisch? Ich habe hier die amerikanische gebundene Ausgabe vor mir liegen, da ich erstens gerne das Original lese, zweitens gebundene Bücher sehr gerne mag und mir drittens die Schrift im Taschenbuch zu klein war. Das Papier ist gewohnt amerikanisch dunkel und rau. Dafür gibt es einen ordentlichen Satzspiegel mit angenehmen Rändern. Die Schrift ist unauffällig und die Gestaltung klassisch zurückhaltend. Ein Feuerwerk der Typographie wird hier keines abgebrannt, doch ist das Buch grundsolide gesetzt.
Schreiben Sie einen Kommentar