Dr. Joachim Schlosser

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Lesen: Georges Simenon – Der Mann, der den Zügen nachsah

Eine ruhig umherirrende Flucht durch Paris

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Prokurist Kees Popinga verliert seinen Job, nachdem sein Chef ihm eröffnet, er werde sich nun mittels vorgetäuschtem Ableben ins Ausland absetzen, da er die Firma wissentlich gegen die Wand gefahren hat. Damit endet das bürgerliche Leben Kees Popingas in der spätabendlichen Kneipe, dem Schauplatz des Geständnisses, das Georges Simenon stilecht zwischen Hafenkante und Spelunke ansiedelt. Kees Popinga, »Der Mann, der den Zügen nachsah«, weil er mit Ihnen die Fahrt in die grenzenlose Freiheit verbindet, gerät beim Anblick des örtlichen Bahnhofs in Wallung.

Er sieht die Chance, seinem Spießerleben zu entfliehen und steigt in den Zug gen Amsterdam, um eine Dame aufzusuchen, die er früher begehrte. Kees Popinga trifft sie im Hotel an, doch Sie erhört ihn nicht, sondern reagiert befremdet. Derart unverstanden gerät Popinga in Rage und verletzt sie tödlich. Er verlässt Amsterdam ohne Hast in Richtung Paris und ist fortan sehr interessiert daran, was die lokale und überregionale Presse über ihn zu berichten hat. Nach einem weiteren Zwischenfall in Paris mit einer Prostituierten ist er fortan auf der Flucht. In seinem Größenwahn schreibt er Leserbriefe an die Zeitungen, die über ihn berichten, um Ansichten und Fakten klarzustellen.

Kees Popinga streift durch Paris, notiert alles erlebte akribisch in seinem Notizbuch, verfällt hin und wieder der Versuchung, auch im Schachspiel seine Größe zu beweisen. Er lernt über die Prostituierte, die er angegriffen hat, die ihn aber schätzt, zwielichtige Gestalten kennen, die ihm kurze Zeit Unterschlupf gewähren, aus dem er ebenfalls flieht. In einem unbedachten Moment wird er von einem Taschendieb seiner Habseligkeiten inklusive seiner gesamten Barschaft bestohlen, womit er nicht mehr in Hotels absteigen kann. Er irrt ziellos durch Paris und stellt sich schließlich der Polizei. Georges Simenons Buch endet mit der Auslieferung Popingas in seine Heimatstadt, wo er sich noch darüber amüsiert, dass seine Frau und Kinder die Villa verlassen und nun echter Arbeit nachgehen müssen. Popinga kommt in Gewahrsam und in psychologische Behandlung.

Ein versuchter Ausbruch aus dem eigenen Leben

Was möchte uns Georges Simenon mit diesem Roman sagen? Ich sehe die Geschichte eines Spießers, den sein eigenes Leben schon lange anwidert und der durch einen drastischen Vorfall seine Chance auf den großen Ausbruch gekommen sieht. Er hält sich für großartig, meint er könne die Welt nach Belieben nutzen, und bleibt doch in sich selbst gefangen. Sein Streifzug durch Tage und Nächte der Großstadt lassen ihn spüren, dass er in diese ausgelassene Gesellschaft, die ihn gleichzeitig anzieht, die er aber belächelt, nicht gehört. Seine über viele Jahre aufgestaute Unzufriedenheit explodiert schon zu Beginn in Gewalttätigkeit, die er als überaus gerechtfertigt ansieht.

Für mich wirkt »Der Mann, der den Zügen nachsah«, wie ein Abgesang auf den Ausbruch aus dem bürgerlichen Leben. Was auch immer Kees Popinga tut, Georges Simenon lässt ihn nicht die Erlösung seiner Seele finden. Der Roman ist in der mir vorliegenden Übersetzung angenehm und flott zu lesen, zwei Abende reichten bei Weitem aus. Klassische gute Unterhaltungsliteratur, und für mich ausserdem seit längerem mal wieder ein Buch aus der 50-Bände-SZ-Bibliothek. Ich bin froh, diese SZ-Bibliothek zu haben, da sie mich an Romane heranführt, die ich sonst vielleicht nicht in die Hände bekommen hätte.

Ein nettes Buch für zwischendurch, wenngleich kein Muss.

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Kategorie: Literatur Stichworte: Krimi, Roman

24. September 2012 von Joachim Schlosser Kommentar verfassen

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