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LaTeX – einfach ist besser. Ein Wort zu Hacks in LaTeX

Sie haben also mit LaTeX begonnen. Vielleicht sogar mit meinem LaTeX-Buch »Wissenschaftliche Arbeiten schreiben mit LaTeX«. Doch warum schreibe ich nichts über Tricks, warum gibt es im Buch keine ausufernden Befehls-Sequenzen? Ganz einfach: Weil Sie das fast nie nicht brauchen. LaTeX wurde geschaffen, damit Sie sich auf den Inhalt Ihres Werkes konzentrieren können.

Was wollen Sie bewirken? Wird Ihr Schriftstück tatsächlich besser, wenn Sie jetzt Stunden verbringen, um ein setzerisches Detail einzubauen? Vielleicht ja. Vielleicht sieht es tatsächlich besser aus. Und ja, Sie können tatsächlich sinnvoll Zeit mit der Suche nach der Lösung für setzerische Detailprobleme verbringen. Wenn Sie ansonsten komplett fertig sind, wenn Ihr Text inhaltlich vollkommen ist. Wenn Ihr Literaturverzeichnis vollständig ist, also alles referenziert, was Sie referenzieren sollten. Wenn Sie das Stichwortverzeichnis mit sinnvollen Wörtern befüllt haben, falls ihr Werk gedruckt werden soll, da in rein elektronischen Veröffentlichungen die Volltextsuche einen Index überflüssig macht. Wenn Ihre Querverweise sinnvoll sind. Wenn Ihre Grafiken dem Inhalt dienen und gut aussehen.

Dann, und nicht vorher, können Sie sich mit einem LaTeX-Hack bzw. der Suche danach beschäftigen. Sobald Sie an dieser Stelle ankommen, dann sind Sie kein Anfänger mehr. Sobald Sie an dieser Stelle ankommen, haben Sie wahrscheinlich schon einige Male mit englischen Erläuterungen von LaTeX-Eigenheiten zu tun gehabt, sei es in Form von Fehlermeldungen oder in Form einer Paketdokumentation. Und das ist auch gut so. Denn letztendlich können Sie die Funktionalität jeder Dokumentklasse, jeden Pakets verändern und erweitern, indem Sie Befehle umdefinieren, eigene Konstrukte hinzufügen und vorhandene außer Kraft setzen. Damit verlassen Sie in der Regel den Bereich, der für die normale Anwendung einer Klasse oder eines Pakets gedacht ist. Das ist okay, wenn ihnen klar ist, dass Sie sich dieser Bereich hinter den Kulissen ohne Vorwarnung von einer Version zur nächsten ändern kann, dass er oft schlecht ausgeschildert ist und möglicherweise mit anderen wechselwirkt. Kurzum: wer weiß, was er tut, kann alles tun. Die andere Art von Hacks, die Sie im Netz finden, verwenden gar keine Pakete, sondern basieren auf TeX-Basisbefehlen und bauen bestimmte Eigenschaften von Null auf nach. Auch daran ist nichts auszusetzen, wenn Ihnen bewusst ist, dass die von Ihnen gewünschte Eigenschaft vielleicht schon in anderer Form existiert und das Hack damit wiederum wechselwirkt.

Die Abhängigkeiten und Fehlerquellen sind so mannigfaltig und machen es damit unwahrscheinlich ist, dass Sie aufs erste Mal eine Lösung hinbekommen, die das tut, was Sie wollen und dazu keine einzige Fehlermeldung beim Kompilieren auswirft. Wenn Sie also eine Sammlung von speziellen Tricks zur Hand nehmen, wird diese Sie unweigerlich irgendwann verlassen, weil der Autor ja nicht wissen kann, was Sie an Paketen alles verwenden. Und dann müssen Sie sich ohnehin durch den Quellcode von Paketen wühlen und diesen versuchen zu verstehen.

Freilich habe auch ich für das LaTeX-Buch an so mancher Definition herumgebogen, um das Layout genau so hinzubekommen, wie es die Buchreihe des Verlags vorsieht. Das ganze habe ich möglichst weit oben und vollständig in den dafür vorgesehenen Rahmen von KOMA-Script programmiert, womit es eigentlich kein Hack mehr ist, sondern fortgeschrittene Anwendung. An anderer Stelle überschrieb ich tatsächlich Paketverhalten.

Im Buch werden Sie keine Beispiele dafür finden, denn ich möchte, dass Sie LaTeX als eine Dokumentsprache erleben, die einfach anzuwenden ist. Oder, um es mit den Worten Dieter Moors auszudrücken: »Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht.« Bei keiner meiner wissenschaftlichen Arbeiten, weder bei Dissertation noch bei Diplomarbeit, habe ich einen solchen Hack verwendet oder vermisst.

Halten Sie es einfach. Es geht mit Bordmitteln schön.

[latexbuchamz]

Photo Credit: Howard Lake on Flickr, License CC-BY-SA

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