Bohnen Gemüse Topf

Ganz entspannt im Internet mit meinem #personalbrandmix

Warum und wie bin ich im Netz präsent? Was und wozu? Wie passt das zusammen? Welche Erfahrungen habe ich bereits gemacht? Wie bin ich gestartet, wo stehe ich jetzt? Welche Bedenken hatte oder habe ich – und wie gehe ich damit um?

Diese und weitere Fragen stellt die sehr geschätzte Kerstin Hoffmann in ihrer Blogparade #personalbrandmix. Und da sie schon so schön fragt, nehme ich mir ihre Fragen eine nach der anderen vor. Die Antworten sind zuallererst subjektiv, treffen also genau auf mich zu. Das heißt andererseits auch, dass das per se keine Handlungsempfehlung darstellt. Für mich passt’s, für dich wahrscheinlich nicht genau so.

Da mich immer wieder Kollegen und Bekannte offline und online fragen, was ich denn wo wie warum mache, und gerade diese Woche auch mein Mentee mich dazu interviewte, besteht wohl Nachfrage.

Abhängen im Netz
Mensch im Netz. Symbolfoto.

Also los mit Kerstins Fragen:

Was ist das Ziel meines Personal Brandings?

Ach herrje, das geht ja gleich in die Vollen. Das Ziel geht ja davon aus, dass es nur eines gäbe. Damit muss ich eine Ebene abstrakter schreiben:

Ziel ist, in den Bereichen, die ich bearbeite – Führung, Effektivität, Fotografie – den von mir gebotenen Mehrwert herauszuarbeiten, um damit meine Aktivitäten und Interessen zu unterstützen.

Da ich sowohl beruflich als auch nebenberuflich als auch privat ähnliche Medien nutze, gibt es da mehrere konkrete Ziele, und zwar jeweils für einen Lebensbereich. Insgesamt habe ich durch die Kombination aus Führung und Personalführung, tiefem technischen Verständnis, Fotografie und Online-Affinität einige Anknüpfungspunkte.

Was macht meine Personenmarke aus, was prägt mich, welche Werte sind für mich entscheidend?

Das dürft schon Ihr Leser beantworten. Ich kann ja höchstens sagen, was ich gerne als Personenmarke hätte. Ich weiß ja nicht wirklich, wer wie meine Personenmarke wahrnimmt.

Einige Werte und Prinzipien sind mir wichtig:

  • Erst verstehen, dann verstanden werden.
  • Gewinn-Gewinn denken.
  • Synergien schaffen.
  • Erst Ei, dann Gack.
  • Konkret anwendbares beitragen.
  • Diskussionen weiterbringen.
  • Möglichkeiten schaffen und/oder aufzeigen.
  • Immer weiter lernen.
  • Sich nicht so ernst nehmen.

Nicht zufällig stammen die ersten aus Stephen Covey – Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg.

Portrait im Anzug

Was ist meine zentrale Kommunikationsplattform, zum Beispiel ein eigenes Blog, ein Corporate Blog oder ein bestimmtes soziales Netzwerk?

Du badest gerade deine Augen darin. Zweifelsohne ist das mein Blog schlosser.info. Daran angeschlossen sind die Satelliten joachimschlosser.de und latexbuch.de, und daran dann die sozialen Netze. Zusätzlich gibt es noch eine Website einer Pfarreiengemeinschaft, die ich verantworte, die jedoch ziemlich getrennt vom ganzen Rest ist bis auf wenige Ausnahmen.

Da ich doch ziemlich regelmäßig schreibe, geht für mich einfach nichts über die eigene Website, das eigene Blog. Hier kann ich selbst mit Inhalten und Visualisierungen experimentieren, das Design anpassen.

Welche sozialen Netzwerke nutze ich – wie, zu welchem Zweck, mit welchen Inhalten, mit welchem Kanalversprechen?

Und damit eingeschlossen die Fragen: Welche Kanäle sind eher professionell, welche eher privat? Wo tragen beispielsweise Hobbys und private Interessen dazu bei, meine Personenmarke bunter und authentischer zu gestalten?

  1. schlosser.info: Blog rund um Führung, Effektivität, Produktivität. Zweiwöchentlich ein neuer Beitrag. Ich stehe eher für Textmonster jenseits der 1500 Wörter.
  2. joachimschlosser.de: Meine Fotografieseite, inklusive Blog. Blogposts erscheinen unregelmäßig, nur wenn etwas anfällt.
  3. latexbuch.de: Ein Hub rund um das Textsatzsystem LaTeX. Die meisten kommen über die Installationsanleitungen für Windows und Mac drauf. Was hier steht, funktioniert.
  4. Twitter: Mein liebstes Social Network, um zu lernen, zu kommunizieren, zu lachen. Meist halte ich es hier mit meinen beruflichen Themen und Blogthemen, also rund um Führung, Automobilentwicklung, Software Architecture, Produktivität. Zahlenmäßig bin ich mit unter 600 Followern ein kleines Licht bei Twitter, aber das ist okay.
  5. LinkedIn: Ähnlich wie Twitter, nur noch fokussierter auf berufliche Themen, und das auch oft in Englisch. Bisweilen poste ich auf LinkedIn auch englische Fassungen meiner Blogposts, das aber unregelmäßig. In LinkedIn Gruppen beteilige ich mich eher sporadisch, da mir viele Diskussionen zu werblich oder zu belanglos sind. Ich verbinde mich ausschließlich mit Menschen, mit denen ich tatsächlich schon etwas zu tun hatte.
  6. Xing: Nutze ich aktiv nur ab und an für Updates, eher regelmäßig für direkten Austausch. Ich verbinde mich ausschließlich mit Menschen, mit denen ich tatsächlich schon etwas zu tun hatte. Meine Blogposts laufen hier als Ticker rein. Die Gruppen nutze ich gar nicht, weil ich bislang jedenfalls keine Gruppe gefunden habe, die auch nur annähernd qualitativ an das rankam, was wir Ende der 90er Jahre schon im Usenet (Newsgruppen) diskutiert hatten. Und inhaltlich meist auch nicht weiter.
  7. Instagram: In meiner Leidenschaft als Fotograf tausche ich mich auf Instagram gerne mit Gleichgesinnten aus, und nutze meinen Kanal auch als Showcase. Ich bin ein Spätberufener bei Instagram.
  8. Medium.com: Englische Fassungen meiner Blogposts veröffentliche ich auch hier, bisweilen auch Crossposts der deutschen Originale. Eher als Testballon – bislang wenig erfolgreich.
  9. Facebook Page: Für die Fotografiererei gedacht, nutze ich die Seite noch nicht sehr stringent, aber eben um einige Aktivitäten von meinem persönlichen Facebook-Stream zu entkoppeln. Hier laufen auch die Instagram-Posts automatisch rein.
  10. Facebook: Persönlicher Austausch mit Freunden. Ich verbinde mich ausschließlich mit Menschen, mit denen ich tatsächlich schon etwas zu tun hatte. Gruppen nutze ich hier seit einiger Zeit mehr, gerade die Fotogruppen sind im Moment sehr in Ordnung.
  11. Google+: Habe ich in der Anfangszeit von Google+ mehr genutzt, mittlerweile nicht mehr sehr aktiv. Nach wie vor laufen hier meine Blogposts rein.
  12. Youtube: Reines Distributionsmedium für Videos, die sowieso anfallen. Ich produziere nicht extra für Youtube oder für ein Personal Brand, sondern teile eben, was ich sowieso brauche und habe.

Was mir ganz wichtig bei all diesen Kanälen ist: Müssen muss ich gar nichts. Schon gar nicht in Sachen Frequenz.

Welche physischen Begegnungen, Auftritte oder sonstigen analogen Möglichkeiten tragen zu meiner Personenmarken-Bildung bei?

Mein Ziel ist, jedes Mal, wenn ich wo teilnehme, nicht nur einfach da zu sein, sondern einen Mehrwert beizutragen.

Das gilt für Konferenzen ebenso wie Meetups (bei den Augsburger Fotografen heißt das Stammtisch). Ich spreche gerne auf Konferenzen – zuletzt auf dem Embedded Software Engineering Kongress in Sindelfingen, wofür ich auch einen Speaker Award verliehen bekommen habe. Gleichzeitig versuche ich, die analogen Begegnungen dann auch digital erfahrbar zu machen, beispielsweise durch Sketchnotes oder Fotos, die ich dann online zur Verfügung stelle. In meiner vorigen Arbeitsstelle war ich auch Pressesprecher des deutschen Teils des Unternehmens, da gab es natürlich noch eine ganz eigene Klasse „analoger“ Begegnungen. Hat Spaß gemacht.

Fotograf Joachim Schlosser

Bei den wenigen Barcamps und Open Space Veranstaltungen, bei denen ich bislang war, habe ich jedes Mal mindestens eine Session vorgeschlagen und angeboten. Auch das gehört für mich zu Mehrwert schaffen. Der Mehrwert trägt übrigens nicht immer positiv zur Personenmarke bei: In der Pfarreiengemeinschaft bin ich eher der, der aus dem Ruder laufende Diskussionen abwürgt und polarisiert.

Nicht zuletzt treffe ich als Führungskraft auf viele Bewerber auf offene Stellen in meinem Bereich. Egal ob diejenige zum Zug kommt oder nicht: Oft haben sich Menschen schon vor einem Interview online informiert, auf wen sie da treffen. Das hilft beiden Seiten. Im Interview selbst möchte ich auch wieder einen Mehrwert schaffen. Auch ein Bewerber, der sich letztendlich nicht durchsetzt, soll mit mehr Erkenntnis rausgehen können als er reinkam.

Welche Erfahrungen habe ich bereits gemacht?

  1. Twitter im Ingenieurwesen und in Embedded Software findet praktisch nicht statt, oder ich habe es noch nicht gefunden.
  2. Vorträge ziemlich offen zu teilen – auch auf dem Blog – kommt gut an.
  3. Frei Sprechen hilft und ist reine Übungssache.
  4. Xing-Gruppen und LinkedIn Gruppen kann man machen, muss aber nicht.
  5. Es kommt eben doch auf Tools an. So viele Menschen nutzen täglich Werkzeuge und beherrschen sie nicht.
  6. Viele Aussagen im konkreten Marketing von Unternehmen kann ich durch eigene Erfahrungen bestätigen und widerlegen.

Wie bin ich gestartet, wo stehe ich jetzt?

Social Media gab es ja schon ganz vorher, also vor Internet. Das Netzwerk hieß Fidonet und war ganz anders, langsamer. Doch habe ich da schon sehr viel übers Online-Kommunizieren gelernt. So richtig gestartet bin ich dann mit der eigenen Website.

Mein #personalbrandmix schon viele schöne Begegnungen und Möglichkeiten verschafft:

Meine Promotionsstelle hatte ich mit Online-Bewerbungsbereich auf eigener Website bekommen, in einer Zeit, in der weder Web noch Internet geschweige denn eigene Website Usus war. Meine vorige Stelle bekam ich über mein Xing-Profil. Meine aktuelle Stelle bekam ich über mein LinkedIn-Profil. Mein Buchangebot bekam ich durch das Blog (das zu der Zeit noch Website war). Mein Videotrainingsangebot bekam ich über das Buch. Einige Konferenzanfragen kamen ebenfalls über das Blog. Und über Twitter wurde ich auf einige interessante Konferenzen aufmerksam, die mir sonst entgangen wären.

Tonkopf Dr PhD Doktorhut

Das Blog selbst bietet immer wieder schöne Begegnungen, nicht zuletzt durch den Newsletter, auf den jedes Mal wieder einige Leser antworten, woraus sich schöne virtuelle Begegnungen ergeben.

Die Website der Pfarreiengemeinschaft, die eher wie ein Blog aufgebaut ist, enthält immer mal wieder ein Editorial von mir, oder einen Aufruf zu irgendwas. Damit kennen mich in der Gemeinde nun auch viele Menschen, und manche davon mögen mich, manche nicht.

Was würde ich nie wieder so machen – was auf jeden Fall immer wieder?

Nie wieder:

  • Nix. Bislang gibt es nichts, was ich definitiv nie wieder machen werde. Alles war wenigstens als Experiment gut. Wobei doch:
  • Auf Teufel-komm-raus wöchentlich bloggen, denn das hat mir mal fast die Leidenschaft daran verleidet. Das kann schon funktionieren, wenn ich meinen Redaktionsplan sauber aufsetze und abarbeite. Funktioniert aber nicht immer, mit Beruf, Familie, Ehrenamt und weiteren Hobbys. Wenngleich ich dadurch Schreibdisziplin gelernt habe. Also würde ich es wahrscheinlich doch wieder so machen.

Immer wieder:

  • Bloggen als allmähliche Verfestigung der Gedanken beim Schreiben.
  • Auch berufliche Dinge im persönlichen Blog verbraten. Ich habe nur ein Leben, also warum sollte mehrere Online-Identitäten aufbauen?

Welche Bedenken hatte oder habe ich – und wie gehe ich damit um?

Ab und an hatte ich Bedenken, wie das Bloggen in der Firma ankommt. Auch da hilft nur: Experimentieren und offen damit umgehen. Wem’s nicht passt, der muss Bescheid sagen oder es lassen. Das war in meiner jetzigen Firma leichter, denn die haben mich schon so kennen gelernt.

Für Markenbotschafter aus Unternehmen: Wie trage ich zur Markenstrategie bei, was muss ich dabei bedenken, und warum tue ich das?

Ich weiß nicht, ob ich mich als Markenbotschafter bezeichne. Nein, eigentlich nicht. Ich treibe eben bestimmte Themen, und einen Teil davon kann ich beruflich machen. Dass ich das dann bei einer Firma mache, deren Marke ich dadurch auch gerne stärke, ist für mich Voraussetzung für ein in sich stimmiges Berufsleben. Wenn ich Bedenken oder Vorbehalte hätte, berufliche Inhalte online zu vertreten, wäre ich am falschen Platz.

Wir haben eine halbwegs sinnige Social Media Guideline, und das Gros an Guideline ist ohnehin Common Sense. Da ich beruflich im Consulting unterwegs bin, muss ich lediglich auf Vertraulichkeit von Klienten und deren Inhalten achten.

Bei Führungsthemen bedenke ich, einen Mix aus Themen zu bringen, die mir sowohl in unserer Firma auffallen als auch bei Kunden als auch in der Vergangenheit. Schließlich sollen mein Beiträge stets einen Mehrwert aufweisen und keinen Fingerzeig darstellen.

Wie organisiere und betreibe ich meine Personenmarken-Strategie (zum Beispiel Tools, Workflows, Redaktionspläne, …)?

Ich vier Jahre lang wöchentlich gebloggt, seit etwa einem Jahr habe ich das auf zweiwöchentlich reduziert. Ich erlaube mir aber auch mal, drei Wochen Abstand zu lassen, oder aber auch zwei Wochen direkt hintereinander einen Beitrag zu veröffentlichen, wenn es einen Anlass gibt.

Um Themen zu planen und durch einen Blog-Workflow zu schieben, nutze ich Trello. Ich mache keine Keyword-Analyse und kein sonstiges Gedöns außer auf die Verteilung der Blog-Zugriffe zu schauen. Ich schreibe, was mir wichtig ist, und wozu ich Fragen bekomme. Viele Blogposts entstehen durch Fragen von Lesern, oder durch Diskussionen auf Twitter.

Fürs Vorausplanen von Twitter, Facebook, LinkedIn, Instagram nutze ich Buffer. Fürs Verfolgen von Twitter nutze ich Hootsuite. Fürs Web-Monitoring nutze ich Talkwalker Alerts. Für Web-Automatisierung nutze ich IFTTT und Zapier. Das Schreiben im Blog geschieht in der Regel abends oder am Wochenende.

Welche Empfehlungen möchte ich anderen mitgeben?

  1. Alles ist ein Experiment. Das meiste im Internet kann man ändern, wenngleich die Historie bleibt. Ich kann mit allem gut leben, was von mir in der Vergangenheit im Netz steht.
  2. Was für eine Person funktioniert, muss nicht für andere funktionieren. Die 1000 besten Tipps zum Personal Brand sind eben das: Tipps, keine Blaupausen.
  3. Niemand muss bloggen, darf aber. Niemand sollte bloggen, weil sie oder er meint, das wäre halt gut für Reputation oder SEO (egal ob auf eigenem Blog oder LinkedIn). Wer nix zu sagen hat, bloggt besser nicht. Es gibt schon zu viel Content ohne Inhalt.
  4. Schreibe für Menschen, nicht für SEO. Es gibt schon zu viel Content ohne Inhalt.
  5. Nimm dich nicht ganz so ernst. Meine Blogposts, Tweets, Diskussionen beschreiben immer meine eigene Sicht, die ja auch objektiv falsch sein kann, mindestens aber subjektiv. Es gibt online wenig langweiligeres, als wenn jemand immer ganz glatt geschleckt Botschaften entlang eines ganz wohldefinierten Brandings (eigenes oder Unternehmen) raushaut.

Entspannt im Netz

Was ist Dein #personalbrandmix?

Lass es mich und die anderen Leser wissen und kommentiere unten, oder mach bei Kerstins Blogparade mit.

Titelfoto, Netzfoto, Fotografen-Foto, Doktorhut: www.joachimschlosser.de. Anzug-Portrait: Elektrobit.

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