Warum es gut für die Diversität ist, dass Google Reader eingestellt wird

Ich mag Google Reader. Es hilft mir, die für mich relevanten Blogs und Nachrichtenseiten in einem Platz zu lesen und den Überblick zu behalten. Nun wird Google Reader, wie am Mittwoch Abend im Google Blog verlautete, zum 1. Juli verschwinden.

Nico bedauert dies, weil er seiner Herzdame jetzt wieder einen anderen Blog-Aggregator andienen muss. Heise und andere sind ganz praktisch und zeigen Alternativen. Martin Weigert stellt Google als Dienstanbieter insgesamt in Frage.

Ich sehe es als Ereignis mit wahrscheinlich positiver Wirkung auf das Softwareökosystem.

Update: Zu diesem Thema habe ich gestern zusammen mit Ulrike Langer (@mauisurfer25),  Romy Mlinz (@snoopsmaus) und Mike Frison (aka @renntv) im Digitalen Quartett diskutiert. Die Aufzeichnung gibt’s hier.

Produktlebenszyklen enden.

Zunächst müssen zwei Dinge klar sein:

Pigs talk about the »free« model, Geek & Poke, License CC-BY
Pigs talk about the »free« model, Geek & Poke, License CC-BY
  1. Wenn du einen Dienst einer Firma nutzt und für diesen Dienst keine Bezahlung vorgesehen ist, dann bist du das Produkt.
  2. Produkte werden geschaffen, verbessert, genutzt und regelmäßig bewertet. Wenn sich ein Produkt für den Hersteller nicht entsprechend auszahlt ‒ und das kann direkt oder indirekt, monetär oder ideell sein ‒ dann wird er es abkündigen. Müssen, wenn er eine AG ist.

Und genau das ist hier passiert: Google ist vom Geschäftsmodell her ein Werbedienstleister. Was Google meiner Interpretation nach tut, ist, einer möglichst breiten Masse an Menschen eine Vielzahl an Diensten zu bieten, innerhalb derer Werbung geschalten werden kann oder die dazu dienen, mehr über für den jeweiligen Menschen passende Werbebegriffe herauszufinden. Nutzen genügend Menschen einen Dienst und der Erkenntnisgewinn oder Umsatz pro Nutzer passt, dann passt der Dienst.

Es muss mir klar sein, dass ich als Nutzer solcher Dienste nicht der Kunde bin. Ich bin Google deshalb auch nicht böse. Es ist selbstverständlich in Ordnung, das Portfolio zu bereinigen.

Gravitationseffekt und Diversität in einem Ökosystem

Soviel dazu. Wichtig ist eigentlich etwas ganz anderes: Das Verschwinden von Google Reader nimmt auch eine Last weg, ein großes Gravitationszentrum, das viele andere Bewegungen verhinderte. Was nun gedeihen kann ist die Flora & Fauna anderer RSS Reader, sei es Webbasiert oder Desktop-Programme, mit oder ohne App. Beispiele für solche Dienste und Programme gibt es einige, von Feedly über Good Noows, The Old Reader bis zu FeedReader. Es gab sie auch schon vor Mittwoch, doch allein aufgrund der Markenbekanntheit von Google taten sie sich naturgemäß schwerer, viele Nutzer anzuziehen. Nicht weil Google speziell ein Wettbewerber sein möchte, sonder mehr als Kollateralschaden.

Sie werden es nun leichter haben, weil ein großer Halo weg ist. Halo deshalb, weil Google Reader ja weder besonders schlicht noch besonders elegant oder besonders umfassend ist ‒ er funktioniert halt. Eventuell führt das Verschwinden von Google Reader jetzt tatsächlich zu einer Renaissance der RSS Reader.

Und weil eben nicht jeder nur automatisch auf Google schaut, werden diese Dienste und Softwareanbieter hoffentlich genügend Nutzer erreichen können, um zum einen ein tragfähiges Geschäftsmodell auszubilden, zum anderen so viel Ressourcen in die Entwicklung stecken zu können, dass das Produkt gut wird.

Also weint nicht rum. Google hat mit dieser Abkündigung einen positiven Beitrag zur Diversität geleistet. Und das ist zu begrüßen.

tl;dr

Google leistet mit der Abkündigung von Google Reader einen positiven Beitrag zur Diversität im Web.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Warum es gut für die Diversität ist, dass Google Reader eingestellt wird“

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