Grand Canyon - Aussichtspunkt

Lesen über Sinn und Bestimmung: Simon Sinek – Start with Why

Projekte. Veränderung. Aufgaben. Ungemach. Schwierigkeiten. Probleme. Arbeit.
Wie oft verlieren wir uns im Tun, reiben uns auf, verlieren die Lust? Wie oft finden unsere Ideen und Vorschläge kein Gehör?

Simon Sinek hat einen zentralen Rat:

Beginne immer mit dem Warum.

Ein ebenso schwieriges wie einfaches Konzept, das mich ansprach, weil es so universell ist. Das Buch heißt Frag immer erst: warum. Wie Top-Firmen und Führungskräfte zum Erfolg inspirieren, auf Englisch Start With Why. How Great Leaders Inspire Everyone to Take Action.

Simon Sinek beschäftigt sich in Start with Why mit der Frage, warum wir manchen Ideen und Führungspersönlichkeiten folgen, und manchen nicht. Warum lassen wir uns von manchen inspirieren, widerstehen dagegen anderen?

„Menschen kaufen nicht was man macht; sie kaufen warum man etwas macht.“ – Simon Sinek

Ressourcen, Technologien und Wissen allein richten es nicht.

Start with Why beginnt mit der Geschichte über den ersten Motorflug. Warum hatte Samuel P. Langley nicht den ersten Erfolg, sondern die Gebrüder Wright? Und das, wo doch Langley die besseren Forscher und Ingenieure hatte, reichlich Budget und Material? Wieso hatten die Brüder Wright – in einer Fahrradwerkstatt – den Erfolg des ersten erfolgreichen Flugs? Beide waren motiviert.

Doch die Wrights inspirierten ihre Mitstreiter.

Wenn schon Ressourcen kein Garant sind, wie können wir die Chancen auf Erfolg dann erhöhen?

Der TED-Vortrag von Simon Sinek macht es deutlich:

[ted id=848 lang=de]

Manipulation versus Inspiration

Manipulation im Kontext von Produkten und Dienstleistungen oder auch Arbeitsverhältnissen meint Zugeständnisse wie Eigenschaften, Zusagen, Preis, Vergleich.

Inspiration dagegen beschäftigt sich mit der Frage, warum jemand Kunde, Mitarbeiter, Mitstreiter oder Vertragspartner ist oder werden soll.

Überall, wo wir nicht mehr sehen können, warum etwas speziell und unterstützenswert ist, wird zur »Commodity«, und damit zum Spielball fallender Preise.

Preisgetriebene Absatzsteigerung ist eine Form von Manipulation. Sie funktioniert, sorgt aber natürlich auch dafür, dass Gewinne sinken oder das Produkt sogar unrentabel wird. Kann man machen, muss aber nicht.

Simon Sineks Antwort darauf ist, sich selbst klarer zu werden, warum man denn etwas verkaufen wolle, warum jemand etwas kaufen solle, und dieses dann entsprechend in die eigene Organisation und die Kommunikation einzuflechten.

Der Goldene Kreis

Sinek führt aus, dass Kommunikation allzuoft zunächst das Was bespricht, dann das Wie und erst zuletzt das Warum .

In seinem Konzept Goldener Kreis sind Warum, Wie und Was in konzentrischen Kreisen angeordnet. Das Warum ist unser Kern, am nähesten dran an unserer Persönlichkeit. Hier wird entschieden, ob wir etwas als wertvoll erachten oder nicht. Ob wir einen Sinn darin sehen. Es ist die Gefühlswelt, nur am Rande beeinflusst von rationalen Überlegungen.

Die schönste Illustration des goldenen Kreises fand ich bei MadeFreshly, und habe sie hier auf Deutsch nachgezeichnet.

Goldener Kreis
Goldener Kreis nach Simon Sinek, Sketchnote Joachim Schlosser

Statt nun von außen nach innen zu kommunizieren, rät Simon Sinek, eine Botschaft von innen nach außen aufzubauen.

Mit dem Gefühl anfangen. Denn die Fragen nach dem Wie und Was sind zu einem erheblichen Teil vom Bewusstsein zu lösen, das sich dieser Aufgabe eher annimmt, wenn das Gefühl dazu passt.

Mit der richtigen Frage beginnen und dahin zurückkehren

In Organisationen, in Teams, und auch jedem einzelnen geht gern einmal ein früher bekanntes Warum verloren. Im Tagesgeschäft, und Umbrüchen und Veränderungen, die von außen einstürzen, vergessen wir das Warum, oder es wird verschüttet.

Oder das Tun spaltet sich vom Sinn, vom Warum ab. In solchen Situationen braucht es die eigene Achtsamkeit, diese Spaltung zu bemerken, und sich wieder auf die Suche nach dem Warum zu begeben.

Sonntagsrede oder konkrete Hilfe?

Wie das bei Büchern so ist: Die Gefahr ist immer gegeben, dass auch flammende Plädoyers für gute Gedanken letztendlich Sonntagsreden bleiben. Schön anzuhören, eifrig nicken, aber nicht wirklich aufs eigene Leben anwendbar.

In diese Kategorie könnte Simon Sineks Frag immer erst: Warum auch fallen. Speziell zu Beginn bringt er als Beispiele große Erfinder, Firmengründer, Unternehmer, Unternehmenslenker. Das sind aber die wenigsten. Was also bringt mir die Frage nach dem Warum als einfache Führungskraft, als einfacher Mitarbeiter?

Simon Sinek besinnt sich dessen und widmet mindestens die Hälfte des Buches ganz konkreten Handlungsempfehlungen. Er führt aus, wie Sie (und ich) für sich selbst, und für überschaubare Teams innerhalb eines großen Ganzen das Warum finden. Mit dem simplen Modell des goldenen Kreises gibt er einen einfachen Rahmen zur Kommunikation an die Hand, der so einfach ist, dass er sich tatsächlich oft anwenden lässt.

Sein Buch findet Anklang, auch in der Marketingwelt wie z.B. im sehr empfehlenswerten Blog von Hubspot. Auf zwei gute Videos von Simon Sinek zu dem Thema, die ich beide noch nicht kannte, wurde ich übrigens durch Rhein Main Design aufmerksam, danke dafür. Und nicht zuletzt empfehle ich die Zitatsammlung aus Start with Why bei Goodreads.

Schreibstil, Kritik und Audio

Simon Sinek schreibt, wie erfolgreiche amerikanische Autoren schreiben: Wortgewaltig, aber in nachvollziehbaren Sätzen. Ein Englisch, das auch als Nicht-Muttersprachler leicht verdaulich ist. Viele Beispiele und lebendige Sprache machen das Buch zu einem Genuss.

Die Struktur von Start with Why fand ich logisch und gut aufgebaut.

Start with Why von Simon Sinek gefällt mir sehr gut. Über die deutsche Übersetzung Frag immer erst: Warum kann ich nichts sagen.

Eine klare Empfehlung zum Lesen.

Die Hörbuch-Umsetzung von Start with Why ist gut: der Autor liest selbst mit klarer Aussprache und gutem Tempo. Mir fällt es leicht, seinem Englisch zu folgen, und es macht Spaß zuzuhören.

Da es das Hörbuch nicht über Audible Deutschland gibt, habe ich übrigens mit gleichem Account, anderem Abo bei Audible USA geordert.

Warum Sie?

Wie fangen Sie mit dem Warum an? Und welche Erfahrungen haben Sie damit gesammelt? Wie kommt das Konzept bei Ihnen an?

Lassen Sie die anderen Leser ebenso wie mich teilhaben an Ihren Gedanken und kommentieren Sie!

Photo: Joachim Schlosser, License Creative Commons Attribution Share-Alike

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Kommentare

4 Antworten zu „Lesen über Sinn und Bestimmung: Simon Sinek – Start with Why“

  1. Avatar von Kolja Pitz
    Kolja Pitz

    – besten Dank, so klingt das schlüssig. Ich meine mich zwar erinnern zu können, dass Sinek die Latte im Buch ungleich höher hängt. Aber mit ihrem Korrektiv kann ich dem deutlich mehr abgewinnen.

    1. Das muss so sein. Der gute Simon muss etwas zuspitzen, denn a) will/muss er sein Buch ja auch verkaufen, und b) wenn er eine Veränderung in den Menschen bewirken will, dann geschieht die eher merklich, wenn er einlädt, etwas höher zu springen und damit zu rechnen, dass die Leute eben nicht ganz so hoch kommen. Funktioniert oft besser als Mini-Hüpfer zu propagieren, bei denen die Leser dann letztlich alles so lassen können, wie es ist.

  2. Avatar von Kolja Pitz
    Kolja Pitz

    Danke für den guten Artikel. Ich habe das Buch gelesen und bin ratlos – basiert das ganze nicht auf einem logischen Fehlschluss? Die Kern-Argumentation geht doch so:

    – I. Einige Unternehmen können ein WHY benennen und kommunizieren das (zB Apple)
    – II Einige dieser Unternehmen sind ökonomisch sehr erfolgreich (zB Apple)
    -Schluß/These des Buchs: Damit Unternehmen (langfristig) erfolgreich sein können, müssen sie ihr WHY benennen können (und kommunizieren).

    Mit anderen Worten: WHY wird zur notwendigen Bedingung für Erfolg.

    Während ich I und II richtig sind, ist S vollkommener Schwachsinn. WHY ist weder eine notwendige noch hinreichende Bedingung. Es ist schlicht eine Strategie, die für manche Unternehmen funktioniert. Man könnte sogar noch vorsichtiger formulieren: Manchmal korreliert das ganze (Verdacht auf Kausalität in bestimmten Fällen).

    Das Ergebnis: Jede Pommesbude braucht jetzt plötzlich ein WHY. Unternehmen basteln sich „Purpose“ zusammen, auch wenn keiner zu benennen ist. Und alle fangen an, uns jetzt kommunikativ damit zu bombardieren.

    Wo stehe ich auf dem Schlauch?

    1. Ja, so geht wohl die Kernargumentation. Allerdings glaube ich nicht, dass deshalb das „Why“ unbedingt explizit nach außen kommuniziert werden muss. Aber die Menschen, die in der Firma arbeiten, sollten es wissen und erfahren. Das „Why“ der Pommesbude kann ja unterschiedlich sein. Von „Wir machen Pommes, weil wir wollen, dass die Menschen am Mittag was Essen“ über „Wir machen die geilsten Pommes der Stadt“ bis zu „Es ist mir völlig wurscht, mit was ich Geld verdiene.“ Ist alles legitim, wird sich aber im Geschäftsmodell und Verhalten der Mitarbeiter widerspiegeln.

      M.E. darf man den Anspruch an das Why nicht zu hoch hängen, und es dennoch benennen können.

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