Dr. Joachim Schlosser

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Posteingang ‒ 3 Schwierig­keiten beim Bearbeiten von E-Mail

Das Ziel ist einfach: Ein leerer Posteingang ‒ Inbox Zero.

Was aber hält Sie davon ab, den Posteingang wirklich leer zu bekommen?

Im vorigen Artikel lasen Sie, wie Sie E-Mails effektiv verwalten in nur 5 Ordnern. Sie lasen, dass viel Energie und Zeit verloren geht beim Einsortieren von E-Mail in großartige Ablagestrukturen und beim späteren Suchen nach E-Mails.

Was ist neben dem Überorganisieren eigentlich das Problem mit eingehenden E-Mails?

Drei grundsätzliche Muster an Schwierigkeiten mit E-Mail im Posteingang treten bei vielen Menschen auf, egal ob privat oder beruflich. Die Schwierigkeiten sind nicht an das berufliche oder private Postfach gebunden, weil sie aus unserem Verhalten entstehen, nicht aus der Art der E-Mail.

Ich beobachte bei mir selbst und bei anderen die folgenden drei Muster:

1. Schwierigkeit der 2-Minuten-Regel

Die 2-Minuten-Regel besagt, dass Sie eine E-Mail im Posteingang gar nicht verschieben brauchen, wenn die komplette Bearbeitung, also lesen und ggf. antworten, in zwei Minuten oder weniger erledigt ist.

Sie werden sich ‒ ebenso wie ich ‒ immer wieder bei der 2-Minuten-Regel verschätzen.

Sie nehmen an eine Bearbeitung einer bestimmten Mail würde weniger als 2 Minuten in Anspruch nehmen, doch dann stellt sich heraus, dass doch noch etwas nachzusehen ist, bevor Sie den Satz zur Antwort schreiben. Wenn es ein Trigger für ein Telefonat ist, haben Sie vielleicht die Telefonnummer nicht zur Hand.

Das ist okay.

Nur hören Sie dann nach knapp unter 2 Minuten auch tatsächlich auf, erstellen eine Aufgabe aus der Mail und gehen zur nächsten über. Ansonsten verzetteln Sie sich und kommen mit dem Posteingang nicht durch.

Am Anfang mag Ihnen eine deutlich sichtbare Uhr auf dem Bildschirm oder sogar eine Stoppuhr helfen. Suchen Sie nicht lange, jedes Smartphone hat eine Countdown-Funktion in der Uhr-App.

2. Schwierigkeit der Entscheidung

Wenn Sie Ihr E-Mail-System schon mit den 5 Ordnern eingerichtet haben, dann brauchen Sie sich ja nicht mehr Gedanken machen, in welchen thematischen Kontext Sie die E-Mail einsortieren sollen.

Doch die brennende Frage aus obigem Prozess ist: Was mache ich mit der E-Mail? Was ist die nächste Handlung, die nächste ganz konkrete Aktion?

Je eher Sie diese Frage beantworten, desto schneller sind Sie mit dem Posteingang durch.

Letztendlich gibt es gar nicht so viele Möglichkeiten:

  1. Nicht lesen, gleich löschen
  2. Lesen, dann löschen
  3. Lesen, dann ablegen, aber nichts weiter tun
  4. Antworten
  5. Eine Aktion außerhalb des E-Mail-Programms tun.

Die erste Kategorie ‒ nicht lesen, gleich löschen ‒ kann sehr viele E-Mails treffen. Melden Sie sich von überflüssigen Newslettern ab, und nutzen Sie für irrelevante Unterhaltungen den Ignorieren-Knopf Ihres Mailprogramms.

Kategorie b) und c) sind in der Regel auch einfach zu beantworten. Falls Sie jemand sind, der ungern E-Mails löscht, dann legen Sie eben etwas mehr ab. Nur halten Sie sich nicht mit der Frage auf, ob löschen oder ablegen. Machen Sie einfach.

Die Unterscheidung zwischen Kategorie d) Antworten und e) Aktion ist manchmal gar nicht so leicht. Was, wenn Sie erst etwas recherchieren müssen, bevor Sie antworten können? Zunächst jemand anderes kontaktieren?

Das ist dann kein Fall für den Antworten-Ordner, sondern eine Aktion außerhalb von E-Mail.

Erstellen Sie aus der E-Mail eine Aufgabe. In Outlook ziehen Sie die E-Mail auf den Aufgaben-Ordner, um eine neue Aufgabe zu erstellen, deren Betreff Sie natürlich als Aktion umschreiben (»Suche Unterlage XY heraus und fülle die aktuellen Daten ein«) und im korrekten Kontext ablegen. In jedem anderen E-Mail- und Aufgabensystem haben Sie hoffentlich ebenfalls eine Möglichkeit, direkt aus einer E-Mail eine Aufgabe zu erstellen. In vielen Systemen leiten Sie dazu die E-Mail an eine spezielle E-Mail-Adresse weiter und können davor wiederum den Betreff anpassen.

Legen Sie dann die E-Mail im Ordner Referenzmaterial ab.

In den Ordner Antworten kommt eine E-Mail nur dann, wenn Sie direkt zu schreiben anfangen könnten und nichts sonst brauchen, wenn alles nötige zur Beantwortung in der eingegangenen E-Mail enthalten ist.

Ivan Blatter nennt dies das LAHA-Prinzip.

3. Schwierigkeit des Löschens

Es wird zu Beginn für Sie schwierig erscheinen, E-Mails flott zu löschen. Gewöhnen Sie sich daran und machen keinen Aufstand daraus.

Outlook Inbox Zero
Outlook Inbox Zero

In den wenigsten Organisationen brauchen Sie permanent Ihren Hintern abzusichern und Dossiers zu erstellen.

Die Frage ob ablegen oder löschen ist letztendlich die Frage »Werde ich die Information in dieser E-Mail wahrscheinlich noch einmal brauchen?«

Die Antwort auf diese Frage ist ganz individuell. Wenn Sie eher der Mensch sind, der sagen können will »aber das hat der und der geschrieben, ich kann nix dafür«, werden Sie mehr E-Mail aufheben wollen. Wenn Sie eher der Mensch sind, der sagt »das war wohl mein Fehler, lass uns das beheben«, dann brauchen Sie eher weniger E-Mail behalten.

Klar, in manchen Organisationen sind Sie verpflichtet, viele Vorgänge zu archivieren, und oft haben Sie E-Mails von Kunden schon im CRM-System und brauchen sich über Ablage keine Gedanken machen.

Aber was ist mir der ganzen internen Korrespondenz mit Kollegen? Ist die wirklich so bewahrenswert? Oder kann nicht das meiste weg, wenn der Vorgang abgeschlossen, die Nachricht beantwortet oder die entsprechende Aktion ausgeführt ist?

Trauen Sie sich. Es passiert nichts. Löschen Sie. Sie werden feststellen, dass Sie fast nie in den virtuellen Papierkorb abtauchen müssen.

Ziel: Leerer Posteingang ‒ Inbox Zero

Warum um Himmels willen ist denn das Ziel überhaupt der leere Posteingang?

Ist das nicht Selbstzweck?

Nein.

Ein leerer Posteingang hat dieselbe fokussierende Wirkung wie ein aufgeräumter Schreibtisch.

Was sind für Sie die größten Schwierigkeiten beim Bearbeiten eingehender E-Mail?

Lassen Sie die anderen Leser ebenso wie mich teilhaben an Ihren Gedanken und kommentieren Sie unten.

Photo: Sebastien Wiertz on Flickr, License Creative Commons Attribution

Teilen & Verweilen

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Kategorie: Effektivität Stichworte: E-Mail, Getting Things Done, GTD, Outlook, Posteingang, Produktivität

21. August 2014 von Joachim Schlosser 5 Kommentare

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Kommentare

  1. Frank Liptow meint

    28. Februar 2019 um 13:13

    Viele gute Anregungen. Danke dafür. Ich arbeite schon lange am liebsten mit der Löschen-Taste. Der Papierkorb ist ja zur Not auch noch da.
    Ich würde gerne noch was ergänzen: alles was man in cc bekommt, kann man ja leicht zB über Kategorien wegfiltern (fkt leider nicht auf dem iPhone) und dann bei Gelegenheit querlesen. Die Kollegen müssen natürlich wissen, dass man cc nicht regelmäßig liest.
    Was auch sehr hilfreich ist: wenn man schon einen großen Verteiler braucht, dann diesen gleich in der ersten Zeile der Mail beschreiben. Bsp. Verteiler: Führungskräfte Bereich x und Lenkungskreis Projekt y . Dann wissen die Empfänger ohne, dass sie selber den Verteiler studieren müssen, wer die Informationen bekommen hat.

    Antworten
  2. Dietger M. Kuller meint

    26. Juni 2016 um 13:22

    Hallo Herr Dr. Schlosser,
    was mache ich mit einer Auftragsbestätigung? Wenn der Auftrag erledigt ist, brauche ich sie nie mehr, aber bis … sollte ich sie wohl aufheben.
    Lösung: Es gibt bei mir einen Ordner Temporär. Die betr. Mails bekommen über Tastaturbefehl einen Tag „90-Tage“ oder „180-Tage“ und werden über Tastaturbefehl in den Ordner Temporär verschoben. Über einen Suchordner werden die zum Löschen fälligen Mails rausgefiltert und ohne anzusehen gelöscht.
    Gruß
    Dietger M. Kuller

    PS Diese Methode ist keine eigene Idee, aber gut.

    Antworten
    • Joachim Schlosser meint

      29. Juni 2016 um 17:41

      Ja, das ist ungefähr das, was Google Mail automatisch macht. Deshalb lösche ich dort Auftragsbestätigungen für Bestellungen einfach – die Waren treffen ja üblicherweise innerhalb weniger Tage ein. Falls Sie wichtige Bestellungen tatsächlich aktiv nachverfolgen möchten, empfehle ich, die Bestätigung in einen Ordner „@Warten“ zu verschieben.

  3. Multipick meint

    25. August 2014 um 13:20

    Ziemlich guter Artikel. Vorgehensweise auch schön geschildert. Aber: Ich persönlich habe unglaublich viele Ordner und Trigger in Outlook. Wenn eine Mail reinkommt, wird sie erstmal auf Spam überprüft (Standard) und dann auf Bilder (.jpg/.png) im Anhang. Ist das der Fall -> Bilder Ordner. So mache ich das auch mit Rechnungen etc.pp. Klar kommen auch mal Mails falsch an, weil irgend ein Spam durch geht, da ein PDF im Anhang ist, aber ich kann ja zum glück lesen und klicke mich nicht nur sinnlos durchs Netz ;). Wie gesagt, grundsätzlich gut, aber ich bekomme ja nicht nur Private Mails, sondern auch Benachrichtigungen aus div. Sites, die mich über neue Updates informieren, die ich dann aufbewahre, weil ich heute und morgen keine lust habe sie zu lesen. Also ablage… Ich glaube ich lösche so ein mal im halben Jahr meinen „Facebook“ Ordner, da dort mittlerweile wieder 3000 Mails eingegangen sind. Ich werde mich mal dran setzten und diesen Weg hier versuchen. Vllt komme ich damit ja noch was besser klar, als mit meiner eigenen Lösung.

    Gruß
    Benny

    Antworten
    • Joachim Schlosser meint

      25. August 2014 um 14:25

      Danke.
      Hast du denn überhaupt mal Lust, die Benachrichtigungen zu lesen? Und wenn nicht, wäre es nicht einfacher, sie abzuschalten in Facebook et.al.?

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Ich bin glücklich verheiratet, Vater dreier Kinder, Fotograf, bekennender Produktivitäts-Junkie und Getting-Things-Done Anhänger sowie Vortragscoach für meine Mitarbeiter und Kollegen. Über diese Themen schreibe ich auch hier.

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