Die Standardtänze sind die zweite Sektion, die es im Turniertanzsport gibt, neben der ersten Sektion, den Lateintänzen. Zu den Standardtänzen zählen der Langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slow Foxtrott und der Quickstep. Diese werden auf Turnieren in der Regel, nicht jedoch zwangsläufig, auch in dieser Reihenfolge getanzt.
Ich werde mich hier bei der Beschreibung der Tänze auf das notwendigste beschränken, was die Geschichte angeht, und dafür mehr auf meine persönlichen Eindrücke eingehen. Wer an technischen und historischen Fakten interessiert ist, der bemühe eine Suchmaschine seiner Wahl.
Langsamer Walzer (English Waltz)
Der erste Tanz jeder Runde ist der Langsame Walzer, im internationalen Sprachgebrauch bekannt als Slow Waltz oder English Waltz. Seinen Ursprung hat er im alpenländischen Landler, einem Volkstanz des 18. Jahrhunderts.
Im Dreivierteltakt getanzt, bietet der Waltz meiner Meinung nach fast die meisten Interpretationsmöglichkeiten. Auch das musikalische Spektrum dafür ist so breit gefächert, daß allein von der Tanzmusik her ganz unterschiedliche Arten zu tanzen nötig sein können. Gemeinsam ist allen Interpretationen, daß sie den Charakter des Langsamen Walzer als den Schwungtanz erhalten müssen.
Gleichzeitig ist der Langsame Walzer mit der wichtigste Tanz, ganz einfach deshalb, weil er der erste jeder Runde ist, und der erste Eindruck ist ja bekanntlich der nachhaltigste.
Tango
Der Tango unterscheidet sich von den anderen Standardtänzen dadurch, daß er kein sogenannter Schwungtanz ist, also keine durchgängige, fließende Bewegung darstellt. In Europa aus dem originalen Tango Argentino entstanden, ist der Tango heute fester Bestandteil des Gesellschafts- und Turniertanzprogramms.
Mir persönlich gefällt die besondere Herausforderung, die der Tango bietet: Der Wechsel und vor allem der unterschiedliche Ausdruck zwischen stakkatoartigen und fließenden Passagen ist keine leichte Angelegenheit. Während man bei den Schwungtänzen versucht, möglichst durchgängige Bögen zu ziehen, muß man hier im schnellen Schritt von Standfuß zu Standfuß gelangen und dabei eine stabile Haltung bewahren.
Wiener Walzer (Viennese Waltz)
Der Tanz im Dreivierteltakt überhaupt. Wie schon der Name sagt, wurde der Wiener Walzer in aristokratischen Kreisen in Wien getanzt, und der Name Wiener Walzer ist untrennbar verbunden mit dem Namen Strauss.
Vom tänzerischen her scheint der Wiener Walzer sehr einfach zu sein, in der Tat gibt es kaum Figuren und nur wenige Grundregeln. Doch genau das macht die Schwierigkeit aus: Bei solch minimaler Abwechslung muß die Grundbewegung natürlich perfekt sein. Es gibt kaum Möglichkeiten, Fehler zu verdecken, im Prinzip hat man ja nur zwei Arten von Drehungen plus das sogenannte Fleckerl als Figur. Seit kurzem sind auch weitergehende Figuren im Gespräch bzw. Regelwerk, inwieweit sich dies durchsetzt, wird sich zeigen.
Slow Foxtrott / Slowfox
Der Königstanz ist zweifellos der Slow Foxtrott, ein reiner Turniertanz, der seine Wurzeln im Tin Pan Ally der 20er hat. Im Viervierteltakt getanzt, ist er derjenige, der Tänzer vor die größte Herausforderung stellt. Im Slowfox gibt es keine Pause, die Bewegungen fließen alle ineinander, der letzte Schritt einer Figur ist immer gleichzeitig der erste Schritt der nächsten.
Für mich ist es einer von den zwei wunderbarsten Tänzen überhaupt, ein Tanz, der sich anfühlt wie schweben. Es gibt keinen Grundschritt, immer nur weiter und weiter. Die raumgreifenden Bewegungen erfordern eine gute Balance, denn der Slowfox kann auch mal so langsam werden, daß man den Körper nicht einfach „laufen lassen“ kann.
Ganz davon abgesehen, daß die Musik für Slowfox einfach swingend und groovig ist.
Quickstep
Wer behauptet, Standard hätte gegenüber Latein nichts spritziges und lebendiges, der hat wahrscheinlich noch nie den Quickstep gesehen oder getanzt. Der schnelle Bruder des Slowfox wird nicht nur auf Turnieren getanzt, sondern bei allen Anlässen, dann oft auch in Form des Foxtrott. Die Turniervariante ist das schnellste, was Standard zu bieten hat, und die Geschwindigkeit, in der die Paare über das Parkett fegen, läßt auch die letzten Zweifel an Tanzen als Leistungssport verschwinden. Gleichzeitig bleibt das Kunstvolle des Tanzens erhalten, wenn die Paare elegant in gelaufenen und gesprungenen Schritten die Tanzfläche ausfüllen.
Als Musik eignen sich neben „klassischer“ Tanzmusik auch ganz hervorragend die Swing-Kompositionen der 40er Jahre.
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