…die Frage ist nur, wie du darauf zugreifen kannst.
Richard Gutjahr empfiehlt, mehr selbst zu bloggen. Dem stimme ich zu, dasselbe hat Ende 2012 auch Johnny Häusler gefordert. Trotzdem nutzen wir Internetdienste, weil sie einfach einfach sind und ohne große Sachkenntnis zu bedienen sind, und um mit anderen eben leichter in Verbindung bleiben zu können. Ein Dilemma? Nicht wirklich, so lange Sie sich Gedanken machen, wie Sie Ihre Daten dort herausbekommen.
Social Web mit Diensten
Was haben Google, Facebook, Twitter, LinkedIn und Xing gemein? Sie bieten eine Plattform. Ohne die Inhalte, welche die Nutzer erstellen, sind sie nutzlos. Für mich als Nutzer entsteht der Nutzen also aus dem Benutzen, also in der Regel, dass ich selbst dort etwas eintrage, etwas schreibe, ganz allgemein: etwas beitrage.
Wie nun Kerstin Hoffmann ganz richtig sagt: »Dein Facebook gehört nicht dir.«
Alle oben genannten Dienste sind Firmen, in der Mehrheit börsennotierte Aktiengesellschaften und damit geradezu verpflichtet, Gewinn zu machen. Isso. Also machen sie das auch. Bei Google und Facebook ist der Fall noch relativ klar: Geld wird durch Werbung verdient, in beiden Fällen potentiell sehr hoch fokussiert — potentiell deshalb, weil ich öfters eher belustigt bin von den beworbenen Begriffen. Xing und LinkedIn finanzieren sich auch durch die Nutzer, was diese eben auch zu Kunden macht. Merke: als Premium-Kunde bist du Kunde, als Nicht-Premium-Kunde bist du kein Kunde, sondern Datenlieferant. Das ist für mich auch okay, der Nutzen überwiegt für mich. Nur verlasse ich mich eben nicht darauf, dass diese Dienste dauerhaft bestehen oder akzeptable Bedingungen bieten.
Für mich gilt daher:
- Ich exportiere regelmäßig meine Inhalte aus Sozialen Diensten, also meine Beiträge, wie auch meine Verknüpfungen zu anderen Menschen.
- Bevor ich einen neuen Dienst anfange zu nutzen, prüfe ich, ob und wie ich 1. tun kann.
Meist ist dies einfach, manchmal ein wenig komplizierter, wie an den folgenden Beispielen zu sehen:
Daten sichern am Beispiel von 6 Diensten.
Delicious
Dienst, um Lesezeichen (neudeutsch Bookmarks) im Netz abzulegen. Kann man als Social Web bezeichnen, da die Lesezeichen öffentlich sein können, muss man aber nicht.
Seine Daten bekommt man einfach über einen Eintrag im Menü Import Links (?!) namens Export bookmarks heraus.
Kurznachrichtendienst. Quasi öffentliche SMS.
Twitter ermöglicht es, alle Tweets — Nachrichten — zu exportieren und das sogar in strukturierter Form. Dazu die eigenen Account-Einstellungen aufsuchen (rechts oben aufs Zahnrad klicken), ganz nach unten scrollen und sich bei »Dein Twitter Archiv« die eMail mit einem Link zuschicken lassen. Das kann eine Weile dauern und ist nicht ständig verfügbar, weil ein solcher Aufruf natürlich nicht die höchste Priorität genießt. Einige Zeit später erhielt ich dann eine Mail mit einem Download-Link für das gesammelte Archiv. Dieses Archiv enthält eine Tabelle mit allen relevanten Daten zu allen Tweets. Wunderbar.
Den Hinweis, wo die Funktionalität zu finden ist, habe ich bei Danny Sullivan von MarketingLand gefunden.
Suchmaschine mit vielen Zusatzdiensten wie Onlinespeicher (Drive), Vernetzungsfunktionalität (Plus), Kontakte usw.
Um seine Daten aus Google zu bekommen, bietet Google eine Funktionalität namens Takeout an. Diese erlaubt auszuwählen, für welche Dienste die Daten exportiert werden sollen.
Gmail
eMail-Dienst von Google. Gmail ist zwar auch nur ein Dienst von Google, die Daten bekommt man aber anders heraus. Da es sich um einen normalen Mailserver handelt, reicht es, sich sein liebstes Mailprogramm einzurichten und die eMails mit diesem in lokale Ordner zu kopieren.
Die Kontakte in Gmail kommen per Google Takeout heraus wie im vorigen Abschnitt beschrieben oder per eigener Export-Funktionalität, wie Google in seiner Hilfe »Gmail-Kontakte exportieren« beschreibt.
Internationales Berufsnetzwerk.
LinkedIn beschreibt den Export der Kontakte in der Hilfe: Auf die Netzwerk-Seite wechseln. Oben rechts auf Importierte Kontakte verwalten klicken. Wieder rechts gibt es dann einen Link »Kontakte exportieren«. Voilá.
Mitteleuropäisches Berufsnetzwerk. Auch Xing hat eine Funktion, um alle Kontaktdaten zu exportieren, und zwar ganz ordentlich in das VCard-Format. Dazu wechseln Sie auf den Reiter »Kontakte«, worauf rechts oben eben der Link für »Kontakte als vCard exportieren« zu sehen ist.
Diese Exportfunktionalität ist ebenso schlank wie ordentlich. Xing setzt das hier sauber um und zeigt damit Respekt vor den Nutzern. [Update] Leider gilt das nur für zahlende Kunden. Normale Nutzer können nur die vCard für einzelne Kontakte herunterladen. Wer viele Kontakte hat, ist da natürlich länger beschäftigt, außer man hat die technische Kenntnis, die Anleitung von Stephan Knauss umzusetzen.
Weltweit größtes Soziales Netzwerk. Facebook hat ebenfalls eine Funktion, um alle selbst eingespeisten Daten herunterladen zu können. Auch hier bekommt man nach der Anfrage bei Gelegenheit eine Mail mit Download-Link zugesandt, da auch das wieder eine niedrig priorisierte Aufgabe darstellt.
Dazu gehen Sie in die Kontoeinstellungen (das Zahnrad oben rechts) und finden am Ende der Seite mit den allgemeinen Einstellungen einen Link »Lade eine Kopie deiner Facebook-Daten herunter.« Dies exportiert nicht nur die Freundesliste, sondern alle Beiträge und Fotos, die jemals von diesem Account auf Facebook gepostet wurden. Entsprechend groß kann das Download-Archiv werden und entsprechend kann es dauern, bis der Download zur Verfügung steht. Denn das Facebook seine Server lieber andere Sachen machen lässt als Daten aus dem Archiv zu holen und zu exportieren, ist auch klar.
Es finden sich im Netz auch einige Hacks, um nur die Verknüpfungen zu Freunden zu exportieren, die die Daten via Yahoo herausziehen. Das geht natürlich auch, und einen Yahoo-Account zu haben schadet ja nichts.
Wie oft? + Resumée
Die meisten etablierten Dienste erlauben einen Export der Daten, Fehlen von Export-Funktionalitäten habe ich bislang eher bei Startups mit neuen Diensten wahrgenommen.
Wie oft sollten Sie Ihre Daten exportieren? Das hängt von der Nutzungsfrequenz ab, also wie schnell Sie wie viel Daten im jeweiligen Dienst erzeugen, und wie wichtig Ihnen diese Daten sind.
Was auch sonst bei der Arbeit mit einem Computer gilt, erweist sich auch im Umgang mit dem Social Web als hilfreich: Ein Backup schützt. Alle Dienste können von heute auf morgen verschwinden oder die Exportfunktion entfernen. Also beschwert euch nicht, es hätte euch keiner gesagt.
…und in einem der nächsten Posts schauen wir dann, was wir mit den ganzen exportierten Daten anfangen können.
Foto: Marc Falardeau auf Flickr, Lizenz CC-BY, (zugeschnitten).
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