Dr. Joachim Schlosser

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7 Gründe, Störer und Angreifer in Präsentationen wert­zuschätzen #Kritikprofis

Warum stört der Störer? Weil er stört, schon klar. Aber warum tut er das? Und was kann mir das als Vortragender eventuell sagen?

Kerstin Hoffmann fragt in ihrer Blogparade #Kritikprofis, wie man mit Kritik und Störern beispielsweise bei Vorträgen umgeht. Das ist mein Beitrag dazu.

Kurz gezeichnet geht es um diese Art von Einwürfen und Fragen während Vorträgen:

Verallgemeinerung
Sixteen Tons
Aggressive Frage
Geschenk
Fragewiederholung
Completely different

In ihrem Beitrag “Angriffe während der Präsentation” rät Julia Sobainsky zu drei Strategien, mit Angreifern in einem Vortrag umzugehen: entkräften, umdrehen, nicht ernst nehmen. In meinem Artikel möchte ich dies erweitern: Wertschätzen. Für die meisten Redner dürfte es im Vortrag selbst schwierig sein, zwischen einem Zwischenrufer und Angreifer zu unterscheiden, und deshalb erweitere ich die Themenstellung bewusst auf Zwischenrufer. Denn meist kommt auch ein Angriff nicht als Killerphrase wie “das hat schon vor 20 Jahren nicht funktioniert”, sondern als Frage. Und selbst nicht zielführende oder unangebrachte oder suggestive Fragen einfach abzubügeln kann ziemlich nach hinten losgehen, vor allem wenn sie von Schlüsselzuhörern vorgebracht werden.

So mancher, der mir in meinen Vorträgen im kleinen Rahmen zunächst negativ auffiel, hat sich später als wahrer Macher und Proponent entpuppt. Hätte ich ihn schon früh abgebügelt, wäre ich zu der positiven Zusammenarbeit wahrscheinlich nicht mehr vorgedrungen.

Es gibt ganz verschiedene Arten von Zwischenrufern und Fragern, die Jim Anderson in “Inside The Mind Of A Heckler” am englischen Wort H-O-S-T-I-L-E kategorisiert. Ich nehme mir lieber das Wort U-R-S-A-C-H-E. Denn für jede Störung gibt es eine Ursache.

7 Typen, 7 Gründe

Die wenigsten Menschen stören um des Störens willen, sondern haben ein unbewusstes Interesse. Je mehr Ihnen als Vortragender dieses klar ist, desto besser können Sie mit den Auswirkungen umgehen

  • Unhold: Dieser Typus ist einfach unhöflich zu Ihnen. Oft hat er ein geringes Selbstwertgefühl und braucht das Kräftemessen mit Ihnen zur Selbstbestätigung.
  • Rhetoriker: Diesem Typus geht es um Macht. Er will selbst sprechen, und fällt Ihnen oft aggressiv ins Wort, um Sie verbal zu bedrohen und einzuschüchtern.
  • Superquerulant: Dieser Typus findet jede Idee doof und sagt zu allem erstmal nein. Oft brauchen diese Menschen Anerkennung. Geben Sie sie ihm.
  • Abwesender: Dieser Typus tippt wie wild in sein Laptop oder Telefon. Er braucht das Gefühl der Verbundenheit, und offensichtlich hat er diese Verbindung mit Ihrem Vortrag nicht gefunden. Eigentlich kein Störer, außer er hackt laut in die Tasten.
  • Cleverle: Der ganz eifrige Typus antwortet immer als erster, wenn Sie eine Frage stellen, und versucht dann die Diskussion zu leiten. Loben Sie ihn.
  • Hängengelassener: Dieser Typus fällt durch scheinbare Ahnungslosigkeit auf, dass er Ihrem Vortrag nicht folgen kann und deshalb unpassende Fragen stellt. Sollte es mehrere dieser Typen in Ihrem Vortrag geben, so spricht das nicht für Ihren Vortrag. Holen Sie die Zuhörer ab.
  • Experte: Dieser Typus denkt, dass er mehr weiß als der Vortragende, und tut dies auch bei jeder Gelegenheit kund. Er braucht meist Anerkennung für seinen Expertenstatus.

Bewältigungsstrategien

All diese Typen gibt es. Sie müssen sie ja nicht lieben. Aber wertschätzen ist ein Anfang. Jeder dieser Menschen sitzt wahrscheinlich deshalb in Ihrem Vortrag, weil er etwas beitragen kann und Interesse hat. Jeder dieser Menschen hat Bedürfnisse. Bedürfnisse an sich sind zunächst wertfrei, also weder schlecht noch gut. Erst die daraus erwachsenden Handlungen können sich negativ auf Ihren Vortrag auswirken. Trennen Sie deshalb emotional die Handlung eines Menschen vom Menschen selbst.

Auf jeden Fall gilt, wenn Sie sich auf dem falschen Fuß ertappt fühlen: Einmal ein- und ausatmen. Oder auch zwei mal.

GeschenkUngefragte Kommentare

Höfliche, aber klare Ansage hilft. Bedanken Sie sich für den Kommentar, und bieten Sie eine Diskussion nach dem Vortrag an, wenn der Kommentar nicht in Ihr Konzept passt.

Wie Sie zur Wertschätzung kommen: Ungefragte Kommentare bieten Ihnen vielleicht Stoff oder Anekdoten für einen zukünftigen Vortrag. Selbst wenn sie jetzt nicht passen, sind sie eventuell einmal nützlich.

Aggressive FrageAggressive Fragen

Beispielsweise »Finden Sie nicht, dass das kompletter Blödsinn ist, was Sie da erzählen?« Das ist nicht nett. Je nachdem, wie Sie gestrickt sind, parieren Sie oder lassen es ins Leere laufen.

Je nachdem, welchen Typus von oben Sie hier vermuten, dürfen Sie einen derartigen Einwurf durchaus direkt ansprechen. Ich hatte einen derartigen Fall schonmal. Die folgende Antwort half: »Auf eine unsachliche Frage werde ich nicht antworten. Ich bitte Sie, jetzt einmal ruhig durchzuatmen und dann nach dem Vortrag Ihre konkreten Bedenken anzumelden.« Es war Ruhe, der Störer entschuldigte sich nachher bei mir und wir hatten noch eine schöne Sachdiskussion.

Wie Sie zur Wertschätzung kommen: Vielleicht geht es dem Fragenden nicht gut. Kaum jemand agiert so aus Bosheit, die meisten sind sich dessen nicht bewusst und handelnd aufgrund von Hunger, Angst, Müdigkeit.

FragewiederholungWiederholte Fragen

Da hilft nur eines: Freundlich darauf hinweisen, dass diese Frage bereits beantwortet wurde. Gegebenenfalls weisen Sie auf eine später verfügbare Videoaufzeichnung hin. Oder Sie bitten den Frager, in der nächsten Pause mit einem anderen Teilnehmer ins Gespräch zu kommen, um die Fragen zu beantworten.

Wie Sie zur Wertschätzung kommen: Vielleicht erhalten Sie auf diese Weise einen Hinweis, dass Ihren Ausführungen schwer zu folgen ist. Reduzieren Sie das Tempo und achten Sie auf ihre Sprache.

Completely differentThemaverfehlungen

Sie sprechen über A, und bekommen eine Frage über B. Mögliche Antwort: »Vielen Dank für Ihre Frage, die uns jetzt zu weit vom Thema fort führen würde. Sehr gerne können wir uns an anderer Stelle über Ihr Thema unterhalten.«

Ich sage bewusst nicht, dass diese andere Stelle in der nächsten Pause sein solle.

Wie Sie zur Wertschätzung kommen: Sehen Sie das angrenzende Thema, das Sie durch diese Frage eingeflüstert bekommen. Selbst wenn Sie jetzt nicht darauf eingehen, besteht eventuell Bedarf dafür.

Sixteen TonsPatzige Einwürfe

»Vielen Dank für Ihren Einwurf, den ich hier einfach mal so unkommentiert stehen lassen möchte.« Und damit ins Leere laufen lassen.

Wie Sie zur Wertschätzung kommen: Der vorlaute Zuhörer kann im Moment nicht anders. Irgendetwas – ein Wort, eine Assoziation, ein Gedanke, von Ihnen oder vom Zuhörer selbst – hat in ihm einen Gedanken und ein Gefühl getriggert, auf das er nicht anders reagieren konnte als mit dem Einwurf.

VerallgemeinerungVerallgemeinerungen

»Interessant, dass Sie das so sehen. Für diesen Vortrag betrachten wir das etwas differenzierter.«

Wie Sie zur Wertschätzung kommen: Möglicherweise haben Sie jemand vor sich sitzen, der in großen Zusammenhängen denkt. Das können Sie an anderer Stelle gut nutzen, wenn Sie nämlich genau eine solche Verallgemeinerung brauchen. Dieser Zuhörer kann sehr gewinnbringend sein.

Locker bleiben

Wie sehen Sie Fragen und Einwürfe bei Vorträgen? Was sind Ihre Strategien?

Lassen Sie die anderen Leser ebenso wie mich bitte teilhaben an Ihren Gedanken und kommentieren Sie!

Foto: LeWeb auf Flickr, License CC-BY

Zeichnungen: Joachim Schlosser

 

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Kategorie: Kommunikation Stichworte: Angriff, Fragen, Kritik, Präsentation, Psychologie, Rede, Vortrag, Wahrnehmung

23. November 2015 von Joachim Schlosser 1 Kommentar

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Kommentare

  1. Manuela Seubert meint

    25. November 2015 um 18:01

    Hallo Herr Schlosser,

    vielen Dank für diesen hilfreichen Post. Für meine Vortragstätigkeit werde ich mir auf jeden Fall Ihre Antworten zu „aggressiven Fragen“ und „patzigen Einwürfen“ merken.

    Besten Gruß aus Limburg
    Manuela Seubert

    Antworten

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Ich bin glücklich verheiratet, Vater dreier Kinder, Fotograf, bekennender Produktivitäts-Junkie und Getting-Things-Done Anhänger sowie Vortragscoach für meine Mitarbeiter und Kollegen. Über diese Themen schreibe ich auch hier.

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