6 Gründe warum Inhalt und Layout getrennt sein sollten (und in LaTeX sind)

LaTeX (ausgesprochen »Lah-Tech«) ist anders als Textverarbeitungsprogramme. Ganz anders. In einem Textverarbeitungsprogramm wie Word™ schreiben Sie Ihren Text und bestimmen gleichzeitig das Aussehen Ihres Dokuments. Da Sie jede Änderung des Dokuments sofort sehen können, spricht man hier gemeinhin von What-you-see-is-what-you-get (WYSIWYG). Warum das eigentlich zwei Aufgaben sind, lesen Sie hier.


  1. Das Lesen eines Dokuments soll ermüdungsfrei und angenehm sein. Diese Forderung kommt zum inhaltlichen Anspruch einer wissenschaftliche Arbeit dazu. Das Layout des Dokuments hat also in erster Linie diesen Zweck zu erfüllen, nicht besonders auffällig oder künstlerisch extravagant zu sein. Nicht umsonst war und ist die Gestaltung eines Schriftstücks als auch dessen Satz eine Handwerkskunst, die seit Jahrhunderten verfeinert wird. Seit es Textverarbeitungsprogramme gibt, ist diese Trennung der Aufgaben nicht mehr gewährleistet, was uns zum nächsten Grund bringt.


  2. LaTeX stellt die ursprüngliche Trennung der Aufgaben von Schreiben und Satz wieder her. Während des Schreibens konzentrieren sich allein auf Inhalt und Bedeutung des Textabschnitts, und kümmern sich zunächst nicht darum, wie etwas später aussehen soll. Sie werden sehen, wie das Schreiben an Qualität gewinnt, sobald der Kopf frei dafür ist, eben weil Sie nicht immer das endgültige Aussehen vor sich haben. Seien sie ehrlich: Wie oft mussten Sie bis jetzt die inhaltliche Arbeit an einem Text unterbrechen, weil Sie zum Beispiel am Layout einer Tabelle feilten? LaTeX trennt den Inhalt vom Layout, stellt aber die Option zur Verfügung, jederzeit eine Voransicht zu erzeugen, die Sie am Bildschirm begutachten oder drucken können.


  3. In LaTeX steht der Inhalt im Vordergrund, und die logische Struktur des Textes. Sie sehen die Ausgabe während des Schreiben nicht immer vor sich. Die Struktur geben Sie über sogenanntes Markup vor, Sie fügen dafür Layoutbefehle ein. Der Gestalter – LaTeX – nimmt dieses Markup und interpretiert dieses, stellt das Layout zusammen und legt fest, wie die einzelnen Textteile auszusehen haben. Der Setzer – TeX – erstellt die druckfertige Ausgabe aus den Anweisungen des Gestalters. Nachteilig mag erscheinen, dass man die Layoutbefehle kennen muss. Doch unterstützen Sie dabei spezielle Editoren für LaTeX, die Menüs, Knopfleisten und Tastaturkürzel bieten.


  4. LaTeX gewährleistet Portabilität und Sicherheit.Textverarbeitungsprogramme speichern ihre Dokumente in sogenannten Binärdateien, also Dateien, die man nur mit dem Programm lesen kann, mit dem sie auch gespeichert wurden. Ist die Datei defekt, weil beispielsweise durch den Absturz eines Programms oder des Betriebssystems Teile durcheinander gekommen sind oder fehlen, ist das Dokument in der Regel verloren.LaTeX wird in lesbaren Textdateien gespeichert, aus welchen später die Ausgabe erzeugt wird. Diese Textdateien können mit jedem beliebigen Editor bearbeitet werden. Selbst wenn ein partieller Datenverlust entsteht, können Sie mit dem Rest weiterarbeiten. Dieses Speichern in einfachen Textdateien sorgt auch dafür, dass LaTeX-Dokumente unter jedem Betriebssystem bearbeitet werden können (auch auf dem iPhone oder Android!), selbst wenn kein LaTeX-System vorhanden ist. Aus dem gleichen Grund sind mit LaTeX gesetzte Dokumente immer reproduzierbar, selbst Jahre später. Ein Einzelfällen kann es sein, dass Sie Befehle oder Pakete austauschen müssen, doch den Text selbst werden Sie unberührt lassen können.


  5. Selbst das Bearbeiten von umfangreichen Dokumenten mit mehreren hundert oder tausend Seiten ist unter LaTeX problemarm. DieseZuverlässigkeit ist ebenfalls ein Ergebnis der Trennung von Inhalt und Layout, weil Sie beim Schreiben keinen grafischen Ballast mit sich tragen müssen.


  6. Die Trennung von Text, Layout und Satz hält das System modular. Seit über fünfundzwanzig Jahren ist das Satzprogramm TeX ein stabiles und annähernd fehlerfreies Programm. Donald E. Knuth hat es seinerzeit für sein Buch »The Art of Computer Programming« entwickelt, weil es kein vernünftiges System für den rechnergestützten Satz von Büchern und mathematischen Formeln gab. Da TeX aber schwierig zu benutzen ist, wurde vor Anfang der 1990er LaTeX als Aufsatz für die Gestaltung entwickelt. LaTeX machte es wesentlich einfacher, das Satzprogramm anzuwenden. Hierfür wiederum entstanden seitdem viele Erweiterungen für fast alle Arten von Dokumenten. Fortlaufend erfährt das Programm Verbesserungen und Veränderungen aus aller Welt. Leistungsfähige Pakete und Programme erlauben das Erzeugen von PDF inklusive Hyperlinks, Zitierstile aller Art, spezielle Formatierungen, ziemlich alle Schreibweisen der Erde, und so weiter. Wie’s geht, steht in meinem Buch Wissenschaftliche Arbeiten schreiben mit LaTeX.Die Weiterentwicklungen werden gemeinnützig gefördert von den Vereinen namens TeX User Groups. Die deutsche User Group heißt Dante e. V., Deutsche Anwendervereinigung TeX. Werden Sie Mitglied oder spenden Sie an Dante e. V., wenn Sie etwas an die Gemeinschaft zurückgeben wollen.

In neuerer Zeit erkennen sogar Textverarbeitungsprogramme die Vorteile der Trennung: in den Dokumentformaten sowohl von OpenOffice.org als auch Microsoft Office Word, bei denen XML-Dateien in ein Archiv gepackt sind, existieren separate XML-Dateien für den Text und für die anzuwendenden Formatierungen. Gefallen Ihnen die Gedanken zu Layout und Satz und Sie wollen mehr über die Umsetzung in LaTeX wissen? Dann lesen Sie mein Buch Wissenschaftliche Arbeiten schreiben mit LaTeX, so wie schon tausende andere Leser.

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