Literaturverzeichnis LaTeX-Buch

5 Gründe, von BibTeX auf biber umzusteigen

Biber? Ist das nicht das Bäume zernagende Tier? Auch. Im Zusammenhang mit BibTeX, der Literaturverwaltung für LaTeX, ist biber ein besseres Programm, um Literaturverweise zu verarbeiten. Mittlerweile ist biber in MikTeX, der LaTeX-Distribution die ich für Windows empfehle, enthalten; in TeXlive ist biber schon ein wenig länger drin.. Zeit und Plädoyer für einen Umstieg.

Über das Zitieren habe ich schon mehrfach geschrieben, sowohl generell als auch mit konkretem Bezug auf LaTeX. Literaturverweise und Literaturverzeichnis in LaTeX entstehen ja üblicherweise wie folgt: 1) Referenzen erfassen und Zitate im Text kennzeichnen, 2) LaTeX-Prozessor aufrufen, 3) BibTeX-Daten verarbeiten und 4) nochmal den LaTeX-Prozessor aufrufen.

Statt Schritt drei durch bibtex erledigen zu lassen, können Sie biber verwenden. Eine kleine Änderung, kein Zusatzaufwand für alle die, die ohnehin schon das Paket biblatex verwenden – und dazu gibt es übrigens in meinem LaTeX-Lern-Buch ein ganzes Kapitel.
[latexbuchamz]

Fünf Gründe sprechen für biber:

  1. Nativer Unicode- und UTF-8 Support. Zwar gibt es mit bibtex8 auch eine Version von bibtex, die mit Umlauten und in Maßen auch mit Zeichenkodierung in UTF-8 umgehen kann. Wenn Sie jedoch flexibel sein wollen, und eventuell Dokumente mit einer Zeichenkodierung mit BibTeX-Datendateien in einer anderen Kodierung mischen möchten, dann ist biber besser geeignet. Die Option bibencoding ist der Schlüssel.
  2. Keine Speicherprobleme mehr. Hat sich bibtex schonmal beschwert über zu wenig Speicher? Sie sind daraufhin auf bibtex8 umgestiegen und haben abenteuerlich anmutende Optionen wie --wolfgang verwendet? Dann wird Ihnen biber Freude bereiten. Weil sich die Frage nach dem Speicher nicht mehr stellt.
  3. Flexibler beim Sortieren von Einträgen. Ihr Fachbereich schreibt vor, bei der Sortierung des Literaturverzeichnisses Groß/Kleinschreibung zu unterscheiden? Oder bewusst zu ignorieren? Die Sprache Ihres Dokuments verlangt eine andere Sortierung als die im Englischen oder Deutschen übliche? Bei biber können Sie das alles einstellen, mittels der Optionen sortupper und sortlocale.
  4. Kapitelweise Verzeichnisse mit nur einem Durchlauf. Im Kapitel zum Thema Literaturverzeichnis im LaTeX-Buch steht, wie Sie ein Literaturverzeichnis je Kapitel erzeugen können. Mit bibtex brauchen Sie pro Kapitel einen eigenen Aufruf des Programms. Mit biber geht das in einem Rutsch.
  5. Flexibler beim Hantieren mit Namen. Sie zitieren öfters mal Menschen, die eine Adelspräposition wie zu, von, van, … im Namen tragen? Dann macht es für nicht nur fürs Sortieren, sondern auch für das Zitieren selbst einen Unterschied, wie Sie den Namen schreiben: »van Beethoven, Ludwig« oder »Beethoven, Ludwig van«. Mit der Option useprefix entscheiden Sie selbst.

Das Konzept BibTeX halte ich nach wie vor für zeitgemäß und sehr flexibel. Das Programm zum Verarbeiten der Literaturdaten jedoch sollte durchaus den Stand der Technik darstellen. bibtex – als Programm, nicht als Konzept – war wunderbar für seine Zeit. Jetzt ist es Zeit für den Nachfolger biber. Wie Sie das dazugehörige Paket biblatex erlernen, steht im Buch.

Und, sind Sie bereit für diese kleine Änderung? Empfehlen Sie diesen Artikel weiter?

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Kommentare

3 Antworten zu „5 Gründe, von BibTeX auf biber umzusteigen“

  1. Avatar von Martin

    Danke für den Link zu stackexchange – ist schon ein komischer Zufall, dass jemand mit dem gleichen Namen dort kürzlich das gleiche Problem hatte. ;-)

    Ja, ich nutze auch Emacs und nutze auch oft die Funktion, dass nur eine bestimmte „Region“ kompiliert wird, aber selbst das war plötzlich sehr langsam und da ich im Moment sehr intensiv mit Literatur arbeite, wurde es mit biber sehr mühsam.
    Eventuell gehe ich für die Endfassung wieder zurück zu biber, aber im Moment ist bibtex8 doch deutlich flinker (leider) – meine .bib-Datei habe ich auch wieder in latin1 zurück-konvertiert.

  2. Avatar von Martin

    Das sind viele gute Gründe. Ich habe aber leider festgestellt, dass bei meiner Dissertation die Zeit für das Kompilieren (gerade für die pdflatex Durchläufe!) stark ansteigt, wenn ich biber verwende.
    Ich bin daher vorläufig zu bibtex zurückgekehrt, weil die lästigen Wartezeiten so deutlich kürzer sind.

    Gruß

    Martin

    1. Da habe ich noch nie darauf geachtet. Meine Art zu schreiben ist eher im Editor (Emacs + PreviewLaTeX), so dass ich nicht allzuoft pdfLaTeX überhaupt anwerfen muss. StackExchange hat eine Seite zu dem Thema.

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